Sommer sieht Gefahren für den Aufschwung
Berlin (dpa) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht die Konjunkturerholung noch immer auf wackligen Füßen. „Es gibt nach wie vor Gefahren, dass dieser Aufschwung durch externe Faktoren wieder kaputt gemacht werden könnte“, sagte Sommer in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Berlin.
Gehe man jedoch konsequent gegen die Spekulation vor und stärke auch die Binnenkonjunktur umfassend, etwa durch kräftige Lohnsteigerungen, könnte Deutschland nach Sommers Worten „am Beginn eines wirklich goldenen Jahrzehnts stehen“.
Voraussetzung sei aber ein Kurswechsel. „Das, was wir heute in der Euro-Debatte erleben, ist nichts anderes als die Fortsetzung der Spekulation im Bereich der Währungen.“ Bekomme man dieses Problem nicht in den Griff, „dann allerdings könnte der Aufschwung schneller gefährdet sein als man denkt“.
Der DGB-Chef machte die Politik für Versäumnisse verantwortlich: „Da rächt sich, dass die Regierungen - auch die Bundesregierung - in der Krise zwar gesagt haben, sie wollten alles tun, um den Tätern das Handwerk zu legen. Nur, sie haben es nicht getan. Diese Versäumnisse in mangelnder Regulierung des Finanzsektors können sich bitter rächen und den Aufschwung kaputt machen.“
Der Aufschwung wird aus Sicht Sommers auch „dadurch geschmälert, dass er fast ausschließlich im Bereich des Exports stattfindet“ - und dort „auch noch nicht überall“, wie sich im Maschinenbau zeige. In der Binnenwirtschaft und bei den öffentlichen Händen gebe es „viel zu wenig Investitionstätigkeit“. In diesen Bereichen müsse nachgesteuert werden.
Die Forderungen der Gewerkschaften für die anstehenden Tarifrunden - sie reichen von fünf bis über sechs Prozent mehr Einkommen - hält der DGB-Chef für „mehr als angemessen“. Wegen Reallohnverlusten in den vergangenen Jahren hätten die Beschäftigten „einen wirklichen Nachholbedarf“. Deshalb müsse im Aufschwung jetzt gelten: „Leute, wir brauchen mehr Geld in der Tasche, und zwar real mehr Geld.“
Im übrigen trügen wachsende Reallöhne zur Verbesserung der Binnenkonjunktur bei. „Damit hätten wir auch das zweite Standbein für einen dauerhaften Aufschwung: Die Stärkung der Binnennachfrage.“
Das „goldene Jahrzehnt“ werde nicht kommen, solange Arbeit nicht „anständig bezahlt“ werde, die Binnenkonjunktur nicht dauerhaft stabilisiert und den Spekulanten an den Börsen das Handwerk nicht gelegt sei. „Wenn man das täte, und das flankiert mit einer vernünftigen Innovations- und Industriepolitik, dann könnte Deutschland tatsächlich am Beginn eines langen Aufschwungs stehen.“