Milch — ein Zuschussgeschäft

Der Verkaufspreis ist gestiegen, doch Grund zum Jubeln haben die Bauern nicht.

Gaukönigshofen. Alle zwei Monate geht es für Albert Fuchs ums Geld. Dann trifft sich der Landwirt mit seinen Abnehmern und feilscht darum, was er für die Milch seiner Kühe erhält. Doch sein Verhandlungsspielraum sei gering, sagt der 46-Jährige. „Das orientiert sich an den umliegenden Molkereien.“

In seinem Betrieb im unterfränkischen Gaukönigshofen — 60 Kühe, 60 Hektar Ackerland — fasst die ganze Familie mit an, das spart Personalkosten. Trotzdem seien die Einnahmen durch den Verkauf der Rohmilch nach wie vor viel zu niedrig. „Allein der Verkaufspreis deckt die Kosten nicht.“

Dabei zeigt der Trend nach oben. Sogar die preisbewussten Discounter hatten im Winter die Preise erhöht, auch im Export läuft es gut. 36,51 Cent erhielten deutsche Bauern im Juni durchschnittlich für ein Kilogramm Milch (1,02 Liter). Das ist so viel wie seit fünfeinhalb Jahren nicht mehr, wie der Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) bestätigt. Der Milchindustrie-Verband spricht von einer sehr positiven Entwicklung. „Seit Juni haben wir bereits weitere Preissteigerungen gehabt“, sagt Geschäftsführer Eckhardt Hauser.

Doch bei den Landwirten herrscht keine Sektlaune. „Es ist für viele Milcherzeuger noch zu wenig“, sagt Hans-Jürgen Seufferlein, milchpolitischer Sprecher des Bayerischen Bauernverbandes. Denn die Kosten für Futter und Energie seien ebenfalls stark gestiegen.

Der BDM hatte einst 40 Cent pro Liter Milch als Ziel ausgegeben — doch auch das wäre aus Sicht von Sprecher Hans Foldenauer heute nicht mehr genug. Er verweist auf ein Gutachten, das die Milcherzeugungskosten für das vergangene Jahr auf 51 Cent pro Kilogramm Milch in Süddeutschland bezifferte, im Norden und Osten lagen die Kosten demnach bei 43 beziehungsweise 45 Cent.

Das heißt: Ohne „Agrargelder“ — die Subventionen aus dem EU-Haushalt — sei ein Milchbetrieb nicht zu führen, sagt Foldenauer. „Die Bauern sind auch in guten Jahren davon abhängig geworden.“

Im Jahr 2015 läuft das Milchquoten-System der EU aus — dann steht es den Bauern frei, wie viel Milch sie produzieren. Bauernverband und BDM fordern Instrumente, um bei einem plötzlichen Preiseinbruch gegensteuern zu können.