Milliardengewinn: Commerzbank macht Bund Hoffnung
Frankfurt/Main (dpa) - Noch 2011 will die teilverstaatlichte Commerzbank dem Bund mindestens zehn Prozent seiner Rettungsmilliarden zurückzahlen. Beflügelt von einem Milliardengewinn stellte der Dax-Konzern am Mittwoch zudem erste Zinszahlungen auf die geliehenen Steuergelder in Aussicht.
Der Bund stützt die Commerzbank über den Bankenrettungsfonds Soffin derzeit noch mit Stillen Einlagen in einer Gesamthöhe von 16,2 Milliarden Euro. „Wir werden alles daran setzen, die Stillen Einlagen des Bundes für das Jahr 2011 zu bedienen. Und es ist zweitens unser Anspruch, dass der Bund sein Engagement insgesamt positiv abschließt“, sagte Commerzbank-Chef Martin Blessing in Frankfurt.
Für die Zukunft steckte Blessing dem Institut ehrgeizige Ziele. Doch es bleiben Unwägbarkeiten: Vieles hänge davon ab, wie es mit Europas Schuldenkrise weitergehe und welche Spätfolgen die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise haben könnte. Das Privatkundengeschäft ist noch eine Baustelle, obwohl die Integration der 2008 gekauften Dresdner Bank auf der Zielgeraden ist.
Noch in diesem Jahr will der Konzern dem Staat „einen signifikanten Betrag“ seiner Hilfsgelder zurückzahlen. „Signifikant ist für mich alles, was über zehn Prozent ist“, erklärte Blessing. Wie und wann genau ließ er offen. Der finanzpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Klaus-Peter Flosbach (CDU) begrüßte die Ankündigung, sagte aber zugleich: „Allerdings ist es eine Selbstverständlichkeit, dass staatliche Kapitalhilfen umgehend zurückgezahlt werden, wenn gleichzeitig erfolgsabhängige Vergütungen bezahlt werden.“
Für 2010 schüttet die Bank nach eigenen Angaben etwa 440 Millionen Euro als Boni an die Mitarbeiter aus. Blessing verteidigte dies: „Mit den variablen Zahlungen honorieren wir den außerordentlichen persönlichen Einsatz von mehr als 30 000 außertariflich beschäftigten Mitarbeitern und von weiteren etwa 20 000 Tarifangestellten.“ Der Bund als Haupteigentümer hatte via Bundesfinanzministerium mitteilen lassen, die Sonderzahlungen seien rechtlich nicht zu beanstanden.
Das Jahr 2010 schloss die Commerzbank mit 1,4 Milliarden Euro Überschuss ab. Damit schaffte der Konzern zumindest gemessen am internationalen Bilanzstandard IFRS die Trendwende: Ein Jahr zuvor standen 4,5 Milliarden Euro Verlust in den Büchern.
Zinsen auf die geliehenen Steuergelder zahlt die Commerzbank dennoch nicht: Der für die Zinszahlung maßgebliche Einzelabschluss der Commerzbank AG nach Handelsgesetzbuch (HGB) fiel tiefrot aus. Eine Abschreibung von 1,9 Milliarden Euro auf den Buchwert der Sorgentochter Eurohypo - die nach einer EU-Auflage bis spätestens Ende 2014 verkauft werde muss - sorgte unter dem Strich nach HGB für 1,2 Milliarden Euro Verlust. Damit entgehen dem Staat auch für 2010 die vereinbarten neun Prozent Zinsen - rund 1,5 Milliarden Euro.
2010 steuerte die Mittelstandsbank ein Rekordergebnis von operativ 1,6 Milliarden Euro bei, während das Privatkundengeschäft mit elf Millionen Kunden operativ gerade einmal auf ein Plus von 48 Millionen Euro kam. „Damit ist das Segment noch nicht dort, wo wir es haben wollen“, räumte Blessing ein. Ab dem zweiten Quartal, nach Zusammenführung der Computersysteme von Commerzbank und Dresdner Bank, soll es aufwärts gehen. „Das Privatkundengeschäft soll nach der IT-Zusammenlegung seine Stärken ausspielen“, sagte Strutz.
Im laufenden Jahr will die Bank ihren operativen Gewinn insgesamt deutlich steigern. Dazu sollen die Kosten weiter sinken, zudem sei eine rückläufige Risikovorsorge zu erwarten. 2010 betrug der operative Gewinn knapp 1,4 Milliarden Euro - nach tiefroten Zahlen ein Jahr zuvor. Januar und Februar 2011 seien gut gelaufen.
Für die Zukunft gab Blessing noch ehrgeizigere Ziele aus. „Wir werden uns nicht mit dem Erreichen der 2012er-Ziele zufriedengeben. Im Gegenteil: Wir haben uns schon jetzt für die Zeit danach eine weitere deutliche Ergebnissteigerung vorgenommen.“ 2012 will die Commerzbank operativ mehr als vier Milliarden Euro verdienen. Das wären rund 2,6 Milliarden mehr als 2010.