Mode wird zum Herbst teurer
Höhere Baumwollpreise, steigende Löhne und anziehende Frachtraten werden an die Verbraucher weitergegeben.
Bielefeld. Deutschlands Modebranche will Preiserhöhungen — spätestens zum Herbst. Die Hersteller begründen dies mit steigenden Kosten für Baumwolle, für Löhne in Fernost und für die Fracht. Lange habe man sich zurückgehalten, nun müssten die Ladenpreise angehoben werden. Was steckt hinter diesen Begründungen?
Grundsätzlich haben fast alle deutschen Bekleidungshersteller die gleichen Probleme, denn kaum noch einer produziert nennenswerte Mengen im Inland. Ihre Nähereien sind seit langem in Osteuropa, im Baltikum, in der Türkei oder in Asien.
Beispiel: der Bielefelder Herrenhemdenspezialist Seidensticker. Das Traditionsunternehmen stellt 16 Millionen Hemden pro Jahr her, 80 Prozent davon in Asien, wie Geschäftsführer Frank Seidensticker sagt. „Wenn wir alle Preissprünge bei der Baumwolle weitergegeben hätten, wären unsere Hemden heute deutlich teurer.“ Unter dem Strich seien die Kosten in den vergangenen Jahren um 30 bis 40 Prozent gestiegen.
Vor einem Jahr kostete Baumwolle umgerechnet knapp 1,80 Euro pro Kilogramm, wie Elke Hortmeyer von der Bremer Baumwollbörse sagt. Im April 2011 waren es mehr als 3,70 Euro, inzwischen immerhin noch knapp 2,90 Euro.
Stella Ahlers, Chefin des Männermodespezialisten Ahlers („Pierre Cardin“), erwartet nicht, dass der Preis demnächst deutlich sinkt. Für die Herbst/Winter-Kollektion hat Ahlers die Preise um fünf bis zehn Prozent heraufgesetzt. Der Herrenmodehersteller bugatti Holding Brinkmann sieht Preissteigerungen zwischen zwei und fünf Prozent auf die Verbraucher zukommen. „Wir können bei vielen Produkten auf andere Materialien ausweichen, also den Anteil der Baumwolle reduzieren“, sagt Geschäftsführer Klaus Brinkmann.
Der Herforder Hosenspezialist Brax sieht den Grund für die Preisexplosion der Baumwolle nicht nur in der Nachfrage, sondern auch bei Spekulanten. Für Geschäftsführer Stefan Brandmann ist die Textilbranche nach dem Finanzsektor die am meisten globalisierte Branche überhaupt. Und Baumwolle mache drei Viertel des Materials für Bekleidung aus.
„Preissteigerungen für Baumwolle hat es viele Jahre nicht gegeben, die wurden jetzt nur nachgeholt“, sagt Jürgen Dax, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands des Textileinzelhandels. Zudem würden die Löhne etwa in China oder Indien deutlich steigen. „An der chinesischen Pazifikküste war das ein Plus von 20 bis 30 Prozent.“
Steigende Frachtkosten als Kostentreiber dürften dagegen nur eine untergeordnete Rolle spielen. „Die Transportkosten sind nach wie vor gering“, sagt Max Johns vom Verband der Deutschen Reeder in Hamburg. Die Frachtraten pro Container seien im Vergleich zur Krisenzeit spürbar gestiegen. „Ich weiß zwar nicht, wie viele T-Shirts in einen Container passen. Aber der Transport eines DVD-Players schlägt mit etwa acht Cent zu Buche.“ Für ein T-Shirt sei der Wert kaum noch zu berechnen.