Norbert Hansen: Transnet-Chef im Kreuzfeuer
Der geplante Wechsel ins Top-Management der Deutschen Bahn stößt auf heftige Kritik.
Berlin. Kritiker hielten ihm immer wieder Kungelei mit Bahnchef Hartmut Mehdorn vor. Überraschend ist der geplante rasante Wechsel dennoch, der den Transnet-Vorsitzenden Norbert Hansen jetzt vom Gewerkschaftsvorsitz in die Führungsetage der Deutschen Bahn bringen soll. Gestern reichte der 55-Jährige seinen Rücktritt als Arbeitnehmervertreter ein und erklärte sich bereit, umgehend ins Unternehmerlager zu springen. Brisant ist der Zeitpunkt: Hansen geht von Bord der Transnet, um Arbeitsdirektor bei der Bahn zu werden - und das, kurz nachdem die Gewerkschaft beschlossen hat, das Regierungsmodell zur Teilprivatisierung der Bahn mitzutragen.
Nach Bekanntwerden der Personalie, die der Aufsichtsrat der Bahn am 15. Mai beschließen soll, erntete der Ex-Gewerkschafter prompt heftige Vorwürfe. "Dieser einmalige Vorgang wirft einen Schatten auf die gesamte Bahnreform", rügte die stellvertretende SPD-Vorsitzende Andrea Nahles. Und auch gewerkschaftsinterne Kritiker ließen sich nicht lumpen. "Hansen hat die Gewerkschaft als Karrieresprungbrett missbraucht und mit seinem Verhalten der Transnet und allen DGB-Gewerkschaften schweren Schaden zugefügt", schimpfte Hans-Gerd Öfinger von der Transnet-Basisinitiative "Bahn von unten".
Gegner des Bahn-Börsengangs werfen Hansen vor, Bahnchef Mehdorn auf seinem Weg zur Privatisierung zu sehr unterstützt zu haben. Hansen hatte stets gefordert, dass der Konzern nicht zerschlagen werden dürfe. Bei der Wahl des Modells zeigt er sich aber offen, wenn diese Bedingung erfüllt sei und der Bund Mehrheitseigentümer bleibe. Mit dem nun geplanten Verkauf von 24,9 Prozent der Verkehrs- und Logistiksparte ist er deshalb einverstanden.
Dass Eigennutz Grund für den geplanten Seitenwechsel sei, will Hansen nicht auf sich sitzen lassen. "Die Unterstellung, ich hätte als Gewerkschaftschef aus persönlichen Motiven die Bahnreform unterstützt, ist aberwitzig." Schließlich habe er im Vorstand von Transnet seit 16 Jahren einen klaren Kurs vertreten, der von der Basis immer bestätigt worden sei. Die Privatisierungsgegner des Bündnisses "Bahn für alle" erklärten sich Hansens Wechsel dennoch mit einer besonderen Motivation: "Verzehnfachung des Gehalts." Nimmt man die Bezüge von Personalchefin Margret Suckale zum Maßstab, wären das 1,47 Millionen Euro.