Benzinpreis knackt 1,50-Marke

Kraftstoffe: Kurz vor Pfingsten erreichen die Preise neue Höchststände. Ein Ende des Anstiegs ist vorerst nicht in Sicht.

Hamburg. Kurz vor Pfingsten zeigen die Preissäulen der Tankstellenketten in vielen Regionen Deutschlands einen Preis von 1,50 Euro oder mehr für einen Liter Benzin. Der bundesweite Durchschnittspreis blieb noch knapp unter dieser Marke, doch bis er sie durchbricht ist es nur eine Frage der Zeit. Zu eindeutig sind die Signale auf den internationalen Märkten, und sie weisen durchweg nach oben. In fast jeder Woche erreicht der Rohölpreis eine neue Höchstmarke, werden Rekordstände am europäischen Markt für Ölprodukte in Rotterdam gemeldet. Die Benzin- und Dieselpreise ziehen nur wenig später nach.

In dieser Woche kletterte der Preis für amerikanisches Rohöl der Sorte WTI auf mehr als 122 Dollar für ein Barrel (159 Liter). Gleichzeitig veröffentlichte das US-Investmenthaus Goldman Sachs eine Studie, die innerhalb von zwei Jahren einen Ölpreis von 150 bis 200 Dollar für "zunehmend wahrscheinlich" hält. Diese Studie hat besonderes Gewicht. Ihr Autor, der Aktienanalyst Arjun Murti, hatte im März 2005 die Märkte mit einer Prognose von 105 Dollar je Barrel aufgeschreckt. Der Preis lag damals bei 55 Dollar. Murti erntete für seine Vorhersage Spott, aber er behielt recht. Bei einem Ölpreis von 200 Dollar je Barrel prognostiziert Claudia Kempfert, Energieexpertin des Instituts DIW, einen Benzinpreis von zwei Euro je Liter.

Die deutschen Autofahrer können dabei noch froh sein, dass gleichzeitig mit dem Ölpreisanstieg der Dollarkurs auf Talfahrt ging. Sonst wäre der Benzinpreis an der Tankstelle noch deutlich höher. Ein Blick in die Vergangenheit macht deutlich, wie drastisch sich die Kosten für den Autofahrer dennoch erhöht haben. Vor zehn Jahren kostete ein Liter Superbenzin umgerechnet 81 Cent und Diesel war für 59 Cent zu haben. Damit hat sich der Dieselpreis auf heute 1,43 Euro mehr als verdoppelt. Ein Durchschnittsfahrer, der 1000 Liter Benzin im Jahr verbraucht, muss dafür 680 Euro zusätzlich aufwenden, als Dieselfahrer sogar 840 Euro.

Bislang zahlen die Autofahrer die höheren Preise zwar unter lautem Murren, aber sie zahlen. Weder die Zahl der Autos noch die gefahrenen Kilometer pro Jahr haben sich spürbar verändert. "Das Autofahren ist so teuer, dass es kaum überflüssige Fahrten gibt, die sich einsparen lassen", sagt der ADAC-Verkehrsexperte Jürgen Albrecht. So nutzen die meisten Autofahrer ihren Pkw für die Fahrt zur Arbeit und in den Urlaub. Zwar klagen viele, dass sie sich ihr Auto nicht mehr leisten können. Der Verzicht ist aber oft noch schwerer, zumal in ländlichen Regionen, wo der öffentliche Nahverkehr weniger effektiv ist als in Großstädten.

"Es gibt nur wenige Stellschrauben, um an den Autokosten zu drehen", so Albrecht. Die Autofahrer versuchen, vor allem bei der Anschaffung zu sparen und benutzten ihren Wagen immer länger. Die Autos auf den deutschen Straßen sind im Schnitt mehr als acht Jahre alt. Außerdem fehlt das Geld, das in den Tank fließt, in anderen Wirtschaftsbereichen.

Abhilfe ist nicht in Sicht. "Die Benzinpreise hängen im wesentlichen von den Steuern und den Rohstoffpreisen ab", sagt Albrecht. Mehr als 60Prozent des Benzinpreises entfallen auf Steuern, die in den vergangenen zehn Jahren mehrfach kräftig angehoben wurden. Zuletzt erhöhte die Große Koalition die Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent, zuvor führte die rot-grüne Regierung in mehreren Stufen die Öko-Steuer auf Kraftstoffe ein.

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