West LB: Star-Bankerin entlastet Ex-Chef Sengera

Prozess: An Einzelheiten im desaströsen Boxclever-Geschäft kann sich Saunders nicht erinnern.

Düsseldorf. Selten umgibt sich eine Zeugin im Gericht gleich mit drei Anwälten, wenn sie von der Justiz nichts zu befürchten hat. Doch die millionenschwere Star-Bankerin Robin Saunders ging gestern in Düsseldorf auf Nummer Sicher. Die 45-Jährige, die zu ihren Londoner Glanzzeiten von der WestLB drei Millionen britische Pfund als jährlichen Bonus überwiesen bekam, nutzte ihren geballten rechtlichen Beistand, bevor sie dem Gericht zu den Fragen Rede und Antwort stand.

Schwarzes Kostüm, hellrosa Bluse, dunkle Sonnenbrille - mit zwei Monaten Verspätung erschien die Amerikanerin doch noch im Untreue-Prozess gegen ihren einstigen Vorgesetzten, den ehemaligen WestLB-Chef Jürgen Sengera. Saunders hatte das desaströse Kreditgeschäft mit dem britischen Fernsehgeräte-Verleiher Boxclever an Land gezogen, das der WestLB rund 500 Millionen Euro Schaden verursachte und Sengeras Absturz von der Spitze der WestLB mit besiegelte. Auch gegen Saunders war lange Zeit ermittelt worden, bis das Verfahren schließlich gegen Zahlung von einer Million Euro eingestellt wurde. Laut Anklage ist Sengera als damals zuständiger Vorstand für den 1,35-Milliarden-Euro-Kredit verantwortlich.

Saunders’ Erinnerung an den Deal scheint weitgehend verblasst. Schriftstücke, in denen sie als Autorin genannt ist, will sie nicht verfasst haben. Dass sie selbst damals von "Strukturierungsschwächen" des Geschäfts gesprochen haben soll, kann sie sich heute nicht mehr vorstellen. Dann verblüfft die Blondine die Zuhörer im Saal mit ihrer Beurteilung des Kredit-Geschäfts: Es habe sich keineswegs um ein besonders riskantes, sondern um eine "konservativ strukturierte Transaktion" gehandelt. Gemessen am Unternehmensergebnis seien auch schon mal doppelt so hohe Kredite genehmigt worden.

Für den Angeklagten Sengera findet die Amerikanerin nur lobende Worte. Sie könne sich zwar nicht an Einzelheiten erinnern, Sengera habe aber in den Telefonaten immer "intelligente, tiefgreifende Fragen" gestellt. "Er war sehr vorsichtig."

Schreiben, aus denen hervorgeht, dass die WestLB eine ganze Reihe von Auskünften zur Beurteilung der Risiken eben nicht erhalten sollte, könnten nur ein veralteter Zwischenstand gewesen sein. "Wenn die Bank Informationen anfordert, bekommt sie sie auch." Andernfalls seien schon Transaktionen in letzter Minute abgesagt worden.

Die Ursache für den Niedergang Boxclevers liege ihrer Ansicht nach im enormen Preisrückgang für Elektronikgüter, der nach der Fusion einsetzte. Niemand habe einen solchen Preissturz vorhersehen können. Es habe einfach keinen Sinn mehr gemacht, sich einen Fernseher zu mieten.

"Ich habe nichts herausgehört, was Herrn Sengera belastet", sagte dessen Verteidiger Eberhard Kempf sichtlich zufrieden. Nach vier Monaten Prozessdauer will die Wirtschafts-Strafkammer unter Vorsitz von Richterin Brigitte Koppenhöfer in der kommenden Woche eine vorläufige Bilanz ziehen.

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