Opel-Belegschaft läuft Sturm gegen Astra-Verlagerung
Rüsselsheim/Bochum (dpa) - Das Opel-Management steuert auf den nächsten knallharten Kampf mit Gewerkschaft und Belegschaft zu. Die Arbeitnehmer laufen Sturm gegen den geplante Abzug der Astra-Produktion aus Rüsselsheim.
Am Dienstag nutzten allein am Opel-Stammsitz rund 8000 Opelaner die Warnstreiks im Metall-Tarifkonflikt, um gegen die Sparpläne des Managements zu protestieren. „Ich warne den Vorstand der Adam Opel AG davor, offensichtlich bestehende Pläne zur Verlagerung der Astra Produktion von Rüsselsheim nach Gliwice in Polen weiter zu treiben“, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Armin Schild.
Auch in Kaiserslautern beteiligten sich 1700 Opel-Beschäftigte an den Warnstreiks. In Nordrhein-Westfalen sagte IG-Metall-Bezirksleiter Oliver Burkhard der Deutschen Presse-Agentur: „Es ist ein hochgradig unanständiges Spiel der Geschäftsführung von GM/Opel, wie jetzt das erneute Pokern um die Standorte auf Kosten der Beschäftigten eröffnet wird.“
Opel-Aufsichtsratsmitglied Schild bezeichnete die Pläne des Managements als Kampfansage an die Belegschaft an allen deutschen Standorten und an die IG Metall: „Wenn ab 2015 kein Astra mehr in Deutschland gefertigt wird, fehlt ein erheblicher Teil zur Auslastung der Rüsselsheimer Produktionskapazität.“
Die Gewerkschaft befürchtet, dass als Ersatz für den Astra die Produktion des Zafira von Bochum nach Rüsselsheim verlegt werden könnte: „Sollte die Produktion verlagert werden, ist zu befürchten, dass mittelbar der Bochumer Standort gefährdet ist.“ Das könne und werde die IG Metall nicht akzeptieren. Das Werk im Ruhrgebiet mit rund 3200 Mitarbeitern steht schon lange auf der Streichliste des Managements.
Am Montag waren Pläne des Managements bekanntgeworden, wonach das Unternehmen den Opel Astra künftig aus Kostengründen nicht mehr im Stammwerk in Rüsselsheim bauen lassen will, sondern komplett in England und Polen. Damit würde in Rüsselsheim etwa ein Drittel der Produktion wegfallen.
Beim Warnstreik der Metallbeschäftigten im Werk Kaiserslautern warnte IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban das Opel-Management davor, die Standorte gegeneinander auszuspielen: „Es gibt keine separate IG Metall Rüsselsheim, Bochum, Eisenach oder Kaiserslautern, sondern nur eine IG Metall.“ Die Gewerkschaft werde gemeinsam mit den Beschäftigten für die Zukunft aller Standorte kämpfen. Das Unternehmen sei in der Pflicht, ein Konzept zur Sicherung aller Standorte vorzulegen, anstatt die Beschäftigten zur Kasse zu bitten. Schild sagte in Rüsselsheim: „Wir werden nicht das Futter liefern, mit dem einige Herren die Sparschweine füttern wollen.“
Auch in der Politik formiert sich Widerstand gegen die Pläne. Die SPD-Bundestagsabgeordneten der vier deutschen Opel-Standorte solidarisierten sich in einer gemeinsamen Mitteilung mit den Opelanern: „Wenn die GM-Chefetage versucht, durch die Verlagerung der Produktion des Astra ins Ausland und des Zafira von Bochum nach Rüsselsheim die Opel- und Vauxhall-Standorte in Deutschland und Europa gegeneinander auszuspielen und damit die Konditionen der Opel-Beschäftigten zu drücken, dann ist dies nicht nur für die Beschäftigten verheerend, sondern auch für die Zukunft des Unternehmens.“
Sollte das Opel-Management in der Debatte nicht einlenken, droht die IG Metall bereits mit einem harten Konflikt in Rüsselsheim. Schild sagte: „Jeder weiß, dass wir das können.“ Hessens SPD-Landesvorsitzender Thorsten Schäfer-Gümbel sagte vor Opelanern in Rüsselsheim: „Ich habe die Nase voll von der Planlosigkeit des GM-Managements.“ Er pochte auf die Einhaltung der Verträge, die Rüsselsheim einen Teil der Astra-Produktion garantieren.
Die Adam Opel AG hatte Verhandlungen mit den Arbeitnehmern über Produktionsstandorte für die nächste Generation des Astra bestätigt. Die Entscheidung sei Teil des Plans, das Geschäft von Opel/Vauxhall in Europa profitabel zu machen. Denn trotz der jüngsten tiefen Einschnitte, bei denen ein Werk und rund 9000 Arbeitsplätze in Europa wegfielen, leidet der Hersteller unter Überkapazitäten. Der Absatz lahmt, die Gewinnzone ist in weiter Ferne. In Bochum gehen Ende 2013 300 weitere Jobs verloren, wenn die dortige Getriebeproduktion eingestellt wird.