Lufthansa klagt über politische Lasten

Frankfurt/Köln (dpa) - Die Lufthansa hat sich über Belastungen ihres Geschäfts durch politische Vorgaben beschwert und gleichzeitig ihren Sparkurs mit tausenden Stellenstreichungen verteidigt.

Allein in diesem Jahr müsse das Unternehmen rund 700 Millionen Euro politisch veranlasste Kosten tragen, erklärte der Vorstandsvorsitzende Christoph Franz am Dienstag in Köln bei der Hauptversammlung seines Unternehmens. Das Geld benötige man dringend für Investitionen in eine moderne und umweltfreundliche Flotte.

Zu den politisch motivierten Belastungen zählte der Lufthansa-Chef die deutsche Luftverkehrsabgabe, den Emissionshandel in Europa, die fehlende Abstimmung der Flugsicherung im europäischen Luftraum und das Nachtflugverbot am Drehkreuz Frankfurt. „Die Rolle der Luftverkehrsunternehmen als Motor für Wirtschaft und Arbeit, als Treiber von Wachstum und Wohlstand gerät zunehmend in Gefahr“, sagte Franz vor den Aktionären.

Franz forderte die Bundesregierung auf, den nationalen Alleingang bei der Luftverkehrssteuer zu beenden, die Lufthansa jährlich mit 361 Millionen belaste. „Diese Steuer muss weg“, sagte Franz unter dem Applaus der Aktionäre. Aufsichtsratschef Jürgen Weber warnte vor einem internationalen Handelskrieg wegen des EU-Alleingangs beim Emissionshandel. „Eine globale Branche verlangt eine globale Lösung.“

Franz verteidigte das neue Sparprogramm „Score“, mit dem das Ergebnis um jährlich 1,5 Milliarden Euro gesteigert werden soll. Dazu sollen unter anderem 3500 Stellen in den Verwaltungen aller Konzerngesellschaften möglichst sozialverträglich eingespart werden. Auf vereinzelte Kritik stieß der Plan, gleichzeitig an die Aktionäre rund 114,5 Millionen Euro Dividende auszuschütten. Das Geld solle besser im Unternehmen verbleiben, meinte etwa der Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment.

Speich verlangte eine kritische Überprüfung des Engagements bei der Austrian Airlines, die sich als „Fass ohne Boden“ erweise. Die Lufthansa müsse einen schlüssigen Mittelweg zwischen den Billigfliegern und den Premiumanbietern auf der Langstrecke finden. Franz wies das zurück, da Lufthansa mit seiner Strategie bereits die Wünsche der Kunden in den Mittelpunkt gestellt habe. Auf der Kurz- und Mittelstrecke müssten preisgünstige Direktverkehre mit entsprechenden Kostenstrukturen bereitgestellt werden. Diese Flüge müssten im Konzern künftig aus einer Hand angeboten werden.

Im Geschäftsjahr 2011 hatte die Lufthansa erstmals mehr als 100 Millionen Passagiere transportiert und einen Umsatz von 28,7 Milliarden Euro erzielt. Das operative Ergebnis von 820 Millionen Euro reichte aber nicht aus, um unter dem Strich Geld zu verdienen. Trotz eines Konzernverlustes von 13 Millionen Euro haben Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung entgegen der üblichen Politik eine Dividende von 25 Cent pro Aktie empfohlen. Das war bei Gewerkschaften und einzelnen Investoren auf Kritik gestoßen.

Aufsichtsratschef Weber begrüßte die designierte Finanzchefin Simone Menne, die am Montag zum künftigen Finanzvorstand des Konzerns berufen worden war. Die Nachfolgerin von Stephan Gemkow ist ab Juli die erste Frau im Vorstand der Lufthansa, ergriff aber nicht das Wort. „Sie hat die Position durch Leistung und nicht durch eine Quotenvorgabe erreicht“, sagte Weber, der nach eigenem Bekunden im kommenden Jahr abdanken will. Er erneuerte seinen „persönlichen Vorschlag“, den Franz-Vorgänger Wolfgang Mayrhuber im kommenden Jahr zum neuen Chef des Aufsichtsrats zu wählen. Der Österreicher wird von Kritikern für den kostspieligen Expansionskurs in den Vorjahren verantwortlich gemacht, der nun weitgehend zurückgedreht wird.