Optimismus der Verbraucher stützt das Konsumklima
Nürnberg (dpa) - Der Optimismus der Verbraucher in Deutschland hellt die Konsumstimmung zum zweiten Mal in Folge auf. „Aktuell sieht es so aus, als sei ein Wendepunkt bei den Konjunkturerwartungen erreicht“, teilte das Marktforschungsinstitut GfK in Nürnberg mit.
Der entsprechende Indikator sei im Februar erneut gestiegen. In dessen Sog wuchs auch die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen ein weiteres Mal. Hingegen büßten die Einkommensaussichten einen Teil ihres starken Zugewinns aus dem Vormonat wieder ein. „Insgesamt gesehen setzt sich der Aufwärtstrend des Konsumklimas fort“, betonte die GfK und prognostizierte für März einen Anstieg des Gesamtindikators um 0,1 Zähler auf 5,9 Punkte.
„Die Konsumenten gehen davon aus, dass sich die Konjunktur nicht weiter abkühlen wird“, erläuterte die GfK. Stattdessen rechneten die Bürger mit einer moderaten Erholung der deutschen Wirtschaft - der entsprechende Indikator näherte sich im Februar wieder dem langjährigen Durchschnitt an. Dazu trug laut GfK zum einen der robuste Arbeitsmarkt bei. Zum anderen sei die Schuldenkrise in Europa zuletzt kaum ein Thema in den Medien gewesen, auch die Finanzmärkte verhielten sich ruhig. Allerdings fand die repräsentative Umfrage vor der Italien-Wahl statt, die nun wieder Sorgen vor einem Wiederaufflammen der Schuldenkrise nährt. Diese Entwicklung wird sich der GfK zufolge voraussichtlich in den Märzzahlen niederschlagen.
In Deutschland tragen die Ausgaben der Privathaushalte knapp 60 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei.
Im Februar gingen die Einkommenserwartungen nach einem beträchtlichen Zuwachs im Vormonat auf hohem Niveau wieder leicht zurück. Dennoch stieg die Bereitschaft zu teuren Anschaffungen. „Da die Verbraucher nach wie vor skeptisch sind, was die Stabilität des Euro angeht, investieren sie ihre finanziellen Mittel tendenziell eher in werthaltige Anschaffungen, als es gegen historisch niedrige Zinsen auf die Bank zu tragen“, schilderte die GfK.
Für 2013 rechnet die GfK mit einem Zuwachs des privaten Verbrauchs um ein Prozent - auch dank der anstehenden Tarifrunden. „Das Einkommen ist natürlich eine ganz wichtige Voraussetzung für den Konsum. Im Moment zeichnet sich ab, dass die Tariferhöhungen höher sein werden als die zu erwartende Inflationsrate in diesem Jahr, also dass es auch reale Einkommenszuwächse gibt“, erläuterte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Dies werde die Verbraucherstimmung stützen.
„Der Konsum könnte auch dadurch wachsen, dass die Verbraucher noch weiter ihr Sparen einschränken“, sagte Bürkl. Allerdings liege die Sparquote schon auf einem sehr niedrigem Niveau, weil die durch die Finanzkrise verunsicherten Bürger ihr Geld lieber ausgäben.
Der Run auf Immobilien könnte im Übrigen wegen des knapper werdenden Angebots zumindest in den Ballungszentren nachlassen, prognostizierte Bürkl. „Wenn es im Immobilienbereich nicht mehr oder nur noch zu stark überhöhten Kosten möglich ist, das Geld anzulegen, dann werden die Verbraucher vermutlich zu anderen größeren oder werthaltigen Anschaffungen tendieren. Das kann zum Beispiel im weitesten Sinne alles sein, was mit Gold zu tun hat.“
Bürkl warnte, dass das viele billige Geld der Europäischen Zentralbank (EZB) für Europas Banken mittelfristig die Inflation in Deutschland anheizen könnte. „Es ist im Moment so, dass sich diese zusätzliche Geldmenge mehr oder weniger im Finanzbereich bewegt und weniger in Form von Investitionen und dergleichen in den realen Sektor übergeschwappt ist. Wenn diese Geldmenge natürlich in den realen Sektor überfließt, wird das sicherlich auch auf die Preise durchschlagen.“
Die EZB will genau das vermeiden und hat deshalb stets betont, das Geld rechtzeitig wieder einzusammeln. Europas Währungshüter bieten den Geschäftsbanken derzeit Zentralbankgeld zu historisch niedrigen Zinsen an, um das Geschäft der Banken untereinander sowie das Kreditgeschäft in den Euro-Krisenländern anzukurbeln. Für dieses Jahr sieht auch Bürkl noch keinen stärkeren Anstieg der Inflationsrate, zumal die Jahresteuerung zuletzt im Januar auf 1,7 Prozent gesunken ist. „Aber mittelfristig steckt hier schon ein Gefahrenpotenzial drin.“ Eine hohe Inflation gilt als Gift für das Konsumklima.