Philips gibt Unterhaltungselektronik an Funai ab
Amsterdam (dpa) - Der Elektronikkonzern Philips zieht einen Schlussstrich und gibt das seit längerem schwächelnde Geschäft mit Unterhaltungselektronik an Funai ab.
Der japanische Partner zahlt dafür 150 Millionen Euro plus Lizenzgebühren. Die Marke Philips soll aber bestehenbleiben. Philips-Chef Frans van Houten sagte am Dienstag in Amsterdam, der Konzern sehe seine Zukunft vor allem in den Bereichen Gesundheitstechnik, Lifestyle und Licht.
Der Markt für Unterhaltungselektronik schrumpfe. Im Schlussquartal 2012 war Philips wegen einer Kartellstrafe und Kosten vor allem für den Stellenabbau tief in die roten Zahlen gerutscht.
Auf Jahressicht lief es besser, das Umbauprogramm zeigt seine Wirkung. 2013 werde eher langsam starten, sagte van Houten zum Ausblick. Er erwarte keine schnelle Erholung in den USA und Europa. Dies werde aber durch die „sehr positive Entwicklung auf den neuen Märkten“ kompensiert. Philips rechnet mit einer wirtschaftlichen Erholung in der zweiten Jahreshälfte. „Wir haben viel Vertrauen, dass wir unsere Ziele 2013 erreichen.“
In der Unterhaltungselektronik kämpft der Konzern seit geraumer Zeit mit der Konkurrenz aus Asien. Erst Anfang vergangenen Jahres hatte Philips das Fernsehgeschäft in ein Joint Venture mit dem langjährigen chinesischen Partner TPV Technology eingebracht.
Der jetzige Verkauf der übrigen Unterhaltungselektronik - Kopfhörer, Lautsprecher, MP3- oder DVD-Player - kommt nicht überraschend. Schon vergangenen Sommer hatte van Houten angekündigt, verschiedene Geschäftsmodelle für die Sparte zu prüfen.
Philips arbeitet bereits länger mit Funai zusammen. In den USA etwa läuft der Vertrieb der Philips-Produkte über die Japaner. Nun soll Funai die Sparte ganz übernehmen, die ihren Hauptsitz in Hongkong hat. Der Vertrag soll zunächst für fünfeinhalb Jahre laufen und die Marke Philips erhalten bleiben.
Mit dem Verkauf endet eine Ära bei den Niederländern. Seit den 1920er Jahren gehörte Unterhaltungselektronik fest zum Portfolio des 1891 gegründeten Unternehmens. Radio, Fernseher, die Compact-Cassette, CD oder DVD - alles Entwicklungen, die Philips mitgeprägt hat. Spätestens seit den 1990er Jahren machte Philips, ebenso wie anderen europäischen Elektronikkonzernen, die asiatische Konkurrenz schwer zu schaffen. Auch ein deutlich zusammengeschrumpftes Portfolio brachte keine Trendwende.
Die beiden Geschäftsbereiche Gesundheitstechnik und Lichttechnik konnten zwischen Oktober und Dezember sowohl bei Umsatz als auch Ergebnis zulegen. Auch die Konsumelektronik, die etwa elektrische Rasierer und Zahnbürsten umfasst, lief besser. Dieses Geschäft ist von dem Verkauf der Unterhaltungselektronik nicht betroffen.
Im Schlussquartal stand unter dem Strich ein Fehlbetrag von 355 Millionen Euro. Dahinter stecken Sonderlasten von insgesamt mehr als einer Milliarde Euro. So hat die Europäische Union dem Konzern eine Kartellstrafe in Höhe von 509 Millionen Euro für Absprachen im Fernsehgeschäft aufgebrummt, hinzu kamen dann noch Umbaukosten.
Auf Jahressicht stand Philips besser da. Nach einem Milliardenverlust im Vorjahr kamen die Niederländer 2012 auf einen Gewinn von 231 Millionen Euro. Der Umsatz legte um knapp zehn Prozent auf 24,8 Milliarden Euro zu. Dazu trug vor allem eine starke Nachfrage in Schwellenländern bei. Die Aktionäre sollen wie im Vorjahr eine Dividende von 0,75 Euro erhalten.
Ende Dezember hatte Philips noch rund 118 000 Vollzeitstellen, das waren gut 3800 weniger als vor einem Jahr. Damit ist bereits mehr als die Hälfte des angepeilten Abbaus von rund 6700 Stellen geschafft.