Porsche-Prozess: Jetzt geht’s um vier Milliarden Euro

Das Landgericht Braunschweig verhandelt ab Mittwoch die großen Klagen zum Übernahmekampf gegen VW.

Braunschweig. Bisher ist es nur um die sprichwörtlichen „Peanuts“ gegangen. Nun aber folgen die richtig dicken Brocken: Das Landgericht Braunschweig verhandelt am Mittwoch jene drei Investorenklagen gegen die Porsche-Dachgesellschaft, bei denen es ums Eingemachte geht.

Die Schadenersatzforderungen, die sich alle um den Übernahmekampf gegen Volkswagen vor rund fünf Jahren drehen, belaufen sich insgesamt auf knapp vier Milliarden Euro.

Im Kern drehen sich alle Vorwürfe um die turbulente Zeit vor rund fünf Jahren, als die Porsche-Muttergesellschaft nach der Macht bei VW griff. Im März 2008 dementierte die Porsche Automobil Holding SE (PSE), den Anteil am Wolfsburger Konzern derart auszubauen, dass die 75-Prozent-Hürde genommen wird — was die Beherrschung von VW besiegelt hätte.

Doch rund ein halbes Jahr später verkündete die PSE, nicht nur schon Zugriff auf 74,1 Prozent der stimmberechtigten VW-Stammaktien zu besitzen, sondern auch zu planen, „sofern die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen, 2009 auf 75 Prozent aufzustocken“.

Da das Land Niedersachsen als zweiter Großaktionär gut 20 Prozent der VW-Anteile hält, wurden die wenigen noch frei gehandelten Papiere zur begehrten Ware. Ihr Kurs schoss von etwa 200 auf rund 1000 Euro. Wer vorher verkauft hatte, wird sich geärgert haben. Aber auch in der Finanzwelt übliche Kurswetten boten plötzlich Szenarien, die mit den erheblichen Kursturbulenzen ruinös erschienen.

Umso mehr liegt jedes Wort der PSE auf der Goldwaage. Waren die Angaben irreführend oder sogar gelogen? In den ersten zwei entschiedenen Fällen sah das die Kammer nicht so. Nun geht es um die ähnlich gelagerten drei großen Brocken.

Am Mittwoch sind schon Entscheidungen denkbar, so wie sie es im Herbst bei den ersten Terminen gegeben hatte. Theoretisch könnte sich die Kammer aber auch dafür entscheiden, Zeugen hören zu wollen. Im zweiten der drei Fälle richtet sich die Klage auch gegen VW. PSE weist alle Vorwürfe zurück.