Scheinerfolg der Milchbauern
Wir mögen keinen Streit und lieben die Gerechtigkeit. Im ganzen Land ist deshalb ein Aufatmen vernehmbar, nachdem die Handelsketten einen höheren Milchpreis angeboten und die Bauern ihren Streik beendet haben.
Endlich läuft die Milch wieder in die Tankwagen und nicht in die Güllegruben. Das Ende des Milchboykotts ist aber nicht viel mehr als eine große Selbsttäuschung. Es gibt jedenfalls kaum Gründe dafür, dass der für viele Kleinbauern ruinöse Preisdruck ein Ende haben könnte.
So wird die Preiserhöhung von zehn Cent pro Liter Frischmilch nur zu einem Bruchteil bei den Bauern ankommen. Die meiste Milch wird für Käse, Yoghurt, Quark und Milchpulver verarbeitet, für die keine Preiserhöhung angekündigt wurde. Das widersprüchliche Verhalten der Verbraucher tut ein Übriges. Heute gehört ihr Herz den Bauern, und morgen vergleichen sie wieder die Preise.
Der Strukturwandel in der Landwirtschaft wird deshalb nicht enden. Bis 2015 sollen in der EU Mengenbegrenzung und Garantiepreise für Milch auslaufen. Bis dahin werden weiterhin fünf Prozent aller Bauern pro Jahr aufgeben - vor allem in Süddeutschland und in den Mittelgebirgsregionen. Kleinere Betriebe haben nur noch eine Chance, wenn sie Marktnischen wie den ökologischen Anbau nutzen, oder die Politik stärker als bisher die Landschaftspflege subventioniert.