Thomas Cook schluckt Öger Tours
Firmengründer Vural Öger (68) gibt sein Lebenswerk ab. Der deutsche Pauschalreise-Riese hofft auf Synergien.
Heringsdorf. Thomas Cook schluckt Öger Tours: Für 30Millionen Euro übernimmt Europas zweitgrößter Reiseveranstalter den Türkei-Spezialisten aus Hamburg. "Wir freuen uns sehr, dass Vural Öger sein Lebenswerk in unsere Hände legt", sagte Peter Fankhauser, Vorstandsvorsitzender der Thomas Cook AG, am Montag.
Thomas Cook verspricht sich von der Investition Einsparungen von jährlich acht Millionen Euro. "Durch diese Akquisition werden wir unsere Position im deutschen Markt weiter verbessern", sagte Fankhauser. Die Türkei sei eine der bedeutendsten Destinationen in der ganzen Gruppe. Für die Deutschen gehöre das Land zu den "Top-3" der Reiseziele.
Thomas Cook, in Deutschland vor allem durch seine Marke Neckermann Reisen und die Fluggesellschaft Condor bekannt, hofft unter anderem auf eine bessere Auslastung der Flugzeuge sowie Einsparungen durch den gemeinsamen Einkauf von Flügen, Hotels und Zielgebietsservices. Der Markenname Öger als Spezialveranstalter soll ebenso erhalten werden wie der Standort Hamburg.
Dem Gründer und bisherigen Chef von Öger Tours, Vural Öger (68), ist die Entscheidung nicht leichtgefallen: "Aber es ist eine zukunftsfähige und zukunftsweisende Entscheidung für die Fortführung meines Lebenswerkes, die meine Tochter und ich aus voller Überzeugung getroffen haben und unterstützen werden." Vural Öger wird künftig im Aufsichtsrat der deutschen Thomas Cook AG sitzen und zusammen mit seiner 1974 geborenen Tochter Nina seine türkischen Beteiligungen, die nicht an Thomas Cook verkauft werden, leiten.
Im ersten Anlauf waren Übernahmegespräche gescheitert. Thomas Cook sei nach dem Abbruch der Verhandlungen aber kurzfristig wieder an Öger Tours herangetreten, berichtete Öger.
Im vergangenen Geschäftsjahr (31.10.) beförderte Öger Tours mehr als 400 000 Passagiere. Der Veranstalter wies einen Verlust vor Steuern von 7,3 Millionen Euro aus, der Umsatz lag bei 256 Millionen Euro. Thomas Cook verdiente zuletzt mit 31 000 Mitarbeitern unter dem Strich 16 Millionen Pfund bei einem Umsatz von 9,3 Milliarden Pfund (11,1 Milliarden Euro).
Thomas Cook gehörte bis vor rund einem Jahr zu dem inzwischen insolventen deutschen Handelskonzern Arcandor (Karstadt, Quelle), war von dessen Pleite aber selbst nicht direkt betroffen. Entstanden war der Konzern ursprünglich aus der Fusion des Reiseveranstalters Neckermann Reisen und dem Ferienflieger Condor. Mit der Übernahme der britischen Thomas Cook nahm der Konzern dann den traditionsreichen Namen des Tourismuspioniers an.