Die Europäer geben nicht auf
Das Rennen um den Milliardenauftrag geht in die entscheidende Runde.
Washington. Die Sache hätte so einfach sein können: Die USA brauchten neue Tankflugzeuge, um ihre veraltete KC-135 zu ersetzen, die Präsident Dwight D. Eisenhower kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs angeschafft hatte. Boeing als Haus- und Hoflieferant der Air Force wähnte den Auftrag schon sicher. Doch es kam alles ganz anders.
Rückblick: Boeing hatte den Auftrag schon in der Tasche, da meldete sich 2003 der republikanische Senator, Vietnamveteran und spätere Präsidentschaftskandidat John McCain zu Wort. Er rügte die engen Verflechtungen zwischen dem Konzern und der Air Force. Es folgte eine Untersuchung, in deren Laufe ein hoher Beamter und ein Boeing-Manager Mauscheleien zugaben. Airbus bekam eine neue Chance.
2008 platzte die Bombe: Das Verteidigungsministerium vergab den Auftrag an Airbus. Die modernere und größere Maschine hatte die Militärs überzeugt, Patriotismus hin oder her.
Doch Boeing intervenierte und die Kontakte in Washington zahlten sich aus: Verteidigungsminister Robert Gates sah plötzlich Fehler im Vergabeverfahren, Airbus stand wieder mit leeren Händen da. Der Chef des Mutterkonzerns EADS, Louis Gallois, soll leichenblass geworden sein, als er von der Schmach erfuhr.
Doch die Europäer geben nicht auf. Mit 200, vor allem kleineren US-Partnern, wollen sie das scheinbar Unmögliche möglich machen und den Riesenauftrag doch noch an Land ziehen. Das Pentagon beteuert: Der Preis wird entscheidend sein. Selbst bei Airbus werden allerdings hinter vorgehaltener Hand Zweifel geäußert, dass ein so großer Militärauftrag nach Europa gehen kann.