Unterbezahlt, überarbeitet: Jeder Dritte ist mit dem Job unzufrieden
Laut einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes klagen viele Arbeitnehmer in NRW über fehlende Aufstiegschancen.
Düsseldorf. Unterbezahlt, überarbeitet, perspektivlos: Laut einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) bewertet fast ein Drittel der nordrhein-westfälischen Arbeitnehmer die Arbeitsbedingungen als schlecht - mehr als jeder zweite hält sie gerade mal für mittelmäßig.
Im Bundesdurchschnitt sieht es ähnlich aus. DGB-Landeschef Guntram Schneider nannte die Ergebnisse gestern bei der Vorstellung in Düsseldorf "alarmierend".
Für den "DGB-Index Gute Arbeit" waren in NRW erstmals 1400 Arbeitnehmer von Infratest befragt worden, vom Mini-Jobber bis zum leitenden Angestellten.
Viele von ihnen klagen darüber, dass sie unter Arbeits- und Zeitdruck stehen, körperlich einseitige oder schwere Arbeit erledigen.
Zudem fehle es an Aufstiegschancen und einem ausreichendem Einkommen. Nur 15 Prozent der Befragten sind in NRW mit ihrem Job rundum zufrieden - im Vergleich zu 13 Prozent deutschlandweit.
Kein anderer Bereich der Umfrage wurde schlechter beurteilt als das Einkommen: Jeder achte Befragte gab an, von seinem Gehalt nicht leben zu können, rund die Hälfte kommt gerade so über die Runden. Gerade sechs Prozent kann sehr gut vom Einkommen leben.
"Geradezu skandalös" nannte Schneider das Ergebnis bei der Frage nach Aufstiegchancen im Betrieb: Jeder Dritte sieht danach keine Möglichkeit zum Karrieresprung, nur jeder fünfte geht von guten Aufstiegschancen aus.
"Der Satz: Den Kindern soll es mal besser gehen, fällt heute weg", kritisierte Schneider. Ein großer Teil der Beschäftigten sehe keine Perspektive in ihrem Job. Dies setze keine Motivation frei.
Nachholbedarf gibt es laut der Studie auch bei der Weiterbildung von Mitarbeitern in Nordrhein-Westfalen. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Befragten gab an, in den vergangenen Jahren an keiner beruflichen Weiterbildung teilgenommen zu haben.
Hier sieht der DGB vor allem die Wirtschaft in der Pflicht: "Es kann nicht sein, dass man täglich über Fachkräftemangel klagt, aber in den Unternehmen viel zu wenig unternommen wird, um an diese Fachkräfte zu kommen", betonte Schneider.
Jeder vierte Befragte gab an, in sehr hohem oder hohem Maß Angst um die berufliche Zukunft zu haben. Dies destabilisiere die Gesellschaft, mahnte Schneider.
Junge Menschen erhielten kaum noch unbefristete Verträge. Für sie sei keine Lebensplanung mehr möglich.
65 Prozent aller Befragten gaben an, dass ihre Arbeit für die Gesellschaft nützlich sei. Zudem schätzen die Befragten die Kollegialität am Arbeitsplatz hoch ein. 75 Prozent erhalten Unterstützung von ihren Kollegen, wenn sie darum bitten.