US-Großbanken leiden unter Altlasten und Schuldenkrise
Charlotte (dpa) - Die US-Großbank Bank of America muss wegen windiger Hypothekengeschäfte aus Zeiten der Finanzkrise im zweiten Quartal einen Rekordverlust von unterm Strich 9,1 Milliarden Dollar (6,4 Mrd Euro) verkraften.
Goldman Sachs wiederum litt unter der Zurückhaltung seiner Kunden, denen die Schuldenkrise in Europa und den USA aufs Gemüt schlägt. Der Gewinn lag bei vergleichsweise mageren 1,1 Milliarden Dollar.
Die Zahlen stehen im krassen Gegensatz zu den glänzenden Ergebnissen so mancher Rivalen an der Wall Street: US-Branchenprimus JPMorgan Chase verdiente im gleichen Zeitraum unterm Strich 5,4 Milliarden Dollar und die ehedem staatlich gestützte Citigroup kam auf 3,3 Milliarden Dollar. Die bei Privatkunden starke Wells Fargo scheffelte 3,7 Milliarden Dollar, wie sie am Dienstag mitteilte. Ihr Kurs stieg um annähernd 3 Prozent; die Aktien der Bank of America und von Goldman Sachs gaben indes um jeweils 1 Prozent nach.
Der Hauptgrund für den Absturz der Bank of America ist ein teurer Vergleich mit einer Gruppe von 22 Investoren, darunter die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die BayernLB. Die Gruppe hatte sich bei US-Hypothekenpapieren übers Ohr gehauen gefühlt. Die Investoren verhandelten so lange mit der Bank of America, bis diese einer Zahlung von 8,5 Milliarden Dollar zustimmte. Im Vorjahreszeitraum hatte die Bank noch einen Gewinn von 2,8 Milliarden Dollar geschrieben.
„Die Altlasten aus unserem Hypothekengeschäft haben weiterhin die gute Leistung in unseren Tagesgeschäft überschattet“, sagte Bankchef Brian Moynihan am Dienstag. Die Bank of America konnte sowohl im Privatkunden-Geschäft, als auch im Investmentbanking zulegen - und das trotz der Unruhe der Finanzmärkte wegen der Schuldenkrisen. Dieses Glück hatte Goldman Sachs nicht. Bankchef Lloyd Blankfein sprach in New York von einem schwierigen Marktumfeld; zudem sei Goldman bewusst weniger Risiken eingegangen.
Das Geschäft mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen brach bei Goldman Sachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 53 Prozent ein. Insgesamt gaben die Erträge um 18 Prozent auf 7,2 Milliarden Dollar nach. Ein Lichtblick war das Geschäft mit Börsengängen sowie der Beratung bei Übernahmen und Fusionen. Hier konnte Goldman deutlich zulegen. Im Vorjahreszeitraum hatte Goldman allerdings mit 453 Millionen Dollar noch deutlich weniger verdient. Damals hatten unter anderem die britische Bonussteuer und die Strafe der Börsenaufsicht SEC aufs Ergebnis gedrückt.
Die Bank of America hatte den Megaverlust bereits vor drei Wochen angedeutet. Das Haus ist der Sorgenfall unter den US-Instituten. Die Bank hatte in der Finanzkrise den großen Immobilienfinanzierer Countrywide übernommen - ein schwerer Fehler, wie sich im Nachhinein herausstellte. Countrywide hatte seine Kredite viel zu lax vergeben; in der Krise konnten dann reihenweise Hausbesitzer ihre Raten nicht mehr zahlen. Die Bank of America muss nun mit den Verlusten klarkommen; die Lage entspannt sich aber langsam.
Die Investoren, die mit der Bank of America nun einen Vergleich eingegangen sind, hatten Hypothekenpapiere von Coutrywide gekauft und fühlten sich wegen der miesen Zahlungsmoral der Schuldner betrogen. Mit dem Milliardenvergleich und zusätzlichen massiven Abschreibungen versucht die Bank, einen Schlussstrich unter das Kapitel Finanzkrise zu ziehen.