US-Notenbank senkt Wachstumsprognose deutlich

Washington (dpa) - Das Tempo der wirtschaftlichen Erholung in den USA bleibt nach Erwartung der Notenbank gedrosselt. Zum dritten Mal in diesem Jahr senkte die Federal Reserve (Fed) am Mittwoch ihre Wachstumsprognose - und zwar deutlich.

Auch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt stuft sie noch pessimistischer ein als ohnehin schon.

An ihrer Niedrigzinspolitik hält die Notenbank wie von Experten erwartet fest. Die Spanne für den Leitzins bleibt nach einer Entscheidung des Fed-Offenmarktausschusses zwischen 0,0 bis 0,25 Prozent. Bereits im August hatte die Fed angekündigt, mindestens bis Mitte 2013 von einer Erhöhung abzusehen.

Notenbankchef Ben Bernanke sprach vor Journalisten von einer frustrierend langsamen Erholung. Er sei unzufrieden mit dem Zustand der US-Wirtschaft. Derzeit erwartet die Notenbank für das laufende Jahr nur noch ein Wachstum zwischen 1,6 und 1,7 Prozent. Im Juni hatte die Fed noch von 2,7 bis 2,9 Prozent gesprochen. Für 2012 rechnet die Bank mit einem Wachstum von 2,5 bis 2,9 Prozent, während sie zuvor noch 3,3 bis 3,7 Prozent prognostiziert hatte.

Bernanke führte es zum Teil auf „unglückliche“ Faktoren zurück, dass die Vorhersagen hätten korrigiert werden müssen. Dämpfend hätten sich wahrscheinlich das Erdbeben in Japan, die Ölpreise und die Eurokrise ausgewirkt. „Leider können wir uns nicht von Europa absondern“, sagte er. Wie zuvor auch schon US-Präsident Barack Obama sprach sich Bernanke für eine rasche Umsetzung der jüngsten EU-Gipfelbeschlüsse zur Rettung Griechenlands aus. Die Fed werde die weiteren Entwicklungen in Europa genau verfolgen.

Die Arbeitslosenquote wird nach den Erwartungen der Fed im nächsten Jahr zwischen 8,5 und 8,7 Prozent liegen. Zuvor war die Notenbank noch von einem Rückgang auf bis zu 7,8 Prozent ausgegangen. Mit einem solchen Wert rechnet sie nunmehr erst für 2013. Derzeit liegt die Rate bei 9,1 Prozent.

Obwohl die Konjunktur seit Juli angezogen habe, gebe es weiter „bedeutsame Abwärtsrisiken“, hieß es in einem Kommentar des Offenmarktausschusses zu der Zinsentscheidung. Ein Grund sei die Anspannung an den globalen Finanzmärkten. Entsprechend langsam werde auch die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten sinken.

Der Leitzins liegt bereits seit fast drei Jahren auf einem Rekordtief. Die Fed hatte ihn während der globalen Finanzkrise im Dezember 2008 auf knapp über null Prozent gesenkt, nachdem er 2007 noch mehr als 5 Prozent betragen hatte.

Sollte die wirtschaftliche Erholung einbrechen, sei man jederzeit zu weiteren Stützungsmaßnahmen bereit, hieß es. Zuletzt hatte die Fed einen als „Operation Twist“ bekannten Anleihetausch begonnen, um die langfristigen Zinsen zu senken. Diese Maßnahme werde unverändert umgesetzt. Das Inflationsrisiko sei derzeit gering.

Die Angst vor einer neuen Rezession hatte sich in den USA zuletzt dank neuer Konjunkturdaten etwas gelegt. Die Wirtschaft wuchs zwischen Juli und September aufs Jahr hochgerechnet um 2,5 Prozent und damit so schnell wie seit einem Jahr nicht mehr.