Kurzarbeit in der Corona-Krise Verdi-Chef beklagt: Arbeitgeber hätten zu Aufstockung verpflichtet werden müssen

Berlin · Immer mehr Arbeitnehmer geraten nach Angaben von Verdi-Chef Frank Werneke aufgrund der Corona-Krise in Schwierigkeiten. "Täglich erreichen mich viel Notrufe, der Mail- und Briefeingang ist riesig", sagte Werneke dem "Tagesspiegel" vom Dienstag.

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Er beklagte einen "massiven Konstruktionsfehler bei der Kurzarbeit. Die Übernahme der kompletten Sozialversicherungsbeiträge durch die Bundesagentur für Arbeit hätte gekoppelt werden müssen an die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes von 60 auf mindestens 80 Prozent, für niedrige Einkommen auf mindestens 90 Prozent durch die Arbeitgeber."

Im europäischen Vergleich bilde Deutschland mit einem gesetzlichen Kurzarbeitergeld von 60 Prozent des Nettoeinkommens das Schlusslicht, sagte Werneke der Zeitung. "Das reicht hinten und vorne nicht." Wenn sich die Arbeitgeber einer Zuzahlung verweigerten, müsse die Bundesagentur für Arbeit das Kurzarbeitergeld aus Beitragsmitteln aufstocken.

Von Kurzarbeit betroffene Beschäftigte erhalten 60 Prozent ihres ausgefallenen Nettoverdienstes von der Bundesagentur für Arbeit, Kurzarbeiter mit Kindern bekommen 67 Prozent. In einigen tarifgebundenen Branchen stocken Arbeitgeber den Regelsatz in der Corona-Krise nach freiwilligen Vereinbarungen auf. Die SPD-Bundestagsfraktion hat angekündigt, sie werde sich für eine pauschale Erhöhung "im zweistelligen Prozentpunktbereich" von Staatsseite einsetzen.

Der Verdi-Vorsitzende fürchtet keine Insolvenzen und Massenentlassungen. "Die Wirtschaft wird derzeit mit Liquidität geflutet, für Entlassungen gibt es keinen Grund", sagte Werneke dem "Tagesspiegel". Sobald die Krise aber vorbei sei, "brauchen wir ein Konjunkturprogramm, vermutlich in einer ähnlichen Dimension wie jetzt die Rettungsprogramme. Konsumschecks sind denkbar, eine temporäre Reduzierung der Mehrwertsteuer oder Kindergeldzuschläge."

ilo/cne

(AFP)