Viele Reisezentren der Bahn vorübergehend zu
Berlin (dpa) - Bahn-Fahrgäste vor verschlossenen Türen: Viele Reisezentren der Deutschen Bahn sind am Freitag bundesweit über Stunden geschlossen geblieben - mit Ausnahme von Hamburg und Schleswig-Holstein.
Grund waren Betriebsversammlungen, bei denen die Bahn-Mitarbeiter über den geplanten Stellenabbau in den Reisezentren informiert werden sollten. Reisende mussten auf Fahrkartenautomaten ausweichen - oder ihr Ticket im Zug kaufen.
Die Kunden hätten vergleichsweise gelassen auf die Schließung reagiert, sagte ein Bahnsprecher. „Wir haben nirgends größere Probleme festgestellt.“ Zusätzliche Mitarbeiter hätten den Reisenden bei der Bedienung Ticketautomaten geholfen, außerdem hätten viele Kunden ihre Fahrkarten schon vorab gekauft. Auch am Vortag hätten die Fahrgäste weitgehend entspannt auf Betriebsversammlungen in Norddeutschland reagiert. Die Betriebsversammlungen begannen nach Angaben der Bahn in verschiedenen Städten um 10.00 Uhr und dauerten bis zum Nachmittag.
Die Bahn hatte angekündigt, dass in den bundesweit 400 DB-Reisezentren bis 2016 rund 700 der 2350 Stellen gestrichen werden sollen. Entlassungen soll es jedoch nicht geben.
In Baden-Württemberg führten die Versammlungen nach Angaben der Bahn zu keinen größeren Problemen. „Dank unserer Ankündigungen haben sich die Kunden offensichtlich rechtzeitig darauf eingestellt“, sagte ein Unternehmenssprecher in Stuttgart. Auch dort habe das Servicepersonal bei Bedarf bei der Bedienung der Ticketautomaten assistiert. „Bei diesen Kollegen gab es eine erhöhte Nachfrage“, sagte der Sprecher. Warteschlangen habe es aber keine gegeben.
Im Magdeburger Bahnhof bildeten sich Warteschlangen an den Automaten, die Fahrgäste blieben aber weitgehend geduldig. Eine Bahn-Mitarbeiterin sagte allerdings, es sei der falsche Tag für eine Betriebsversammlung, an Freitagen und Samstagen seien viele Reisende unterwegs. Die Fahrgäste hätten geschimpft.
Die Verkehrsgewerkschaft EVG kritisierte die geplanten Stellenstreichungen. „Wir sehen das seit Jahren als Holzweg“, sagte EVG-Sprecher Oliver Kaufhold. „Die Menschen am Schalter sind ein Stück weit das Gesicht der Bahn.“ Die Bahn will allerdings kein Reisezentrum schließen. „Die Präsenz bleibt erhalten“, betonte der Bahnsprecher.
Als Begründung für den vorgesehenen Stellenabbau führte das Unternehmen an, dass immer mehr Fahrgäste ihre Tickets im Internet kaufen. Der Fahrkartenverkauf sei etwa um die Hälfte geringer als vor fünf Jahren, sagte der Bahn-Sprecher. Der Konzern rechnet damit, dass der Umsatzanteil der Reisezentren beim Ticketverkauf bis 2016 von derzeit 22 auf 17 Prozent zurückgeht. In diesem Jahr will die Bahn die Marke von zwei Milliarden Euro beim Gewinn vor Zinsen und Steuern übertreffen.