VW-Konzernchef: E-Kaufprämie nur erster Schritt

Wolfsburg/Berlin (dpa) - Ohne kräftige Investitionen in das Ladenetz und deutlich höhere Batterie-Reichweiten kann die Kaufprämie nach Einschätzung von VW Elektroautos noch nicht zum Durchbruch verhelfen.

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„Die Prämie ist ein erster richtiger Schritt“, sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh.

„Aber alleine reicht sie nicht.“ Auch Konzernchef Matthias Müller bezweifelt mittlerweile, dass sich die Nachfrage nach E-Fahrzeugen nur mit Hilfe des „Umweltbonus“ wirksam ankurbeln lässt.

„Entscheidend ist die Kombination aus Preis, Reichweite und die Infrastruktur zum Laden - insbesondere zum Schnellladen“, meinte Osterloh. „Solange man diesen Dreiklang nicht klärt, wird das Thema nicht fliegen.“ Der Chef der Arbeitnehmerseite in Deutschlands größtem Unternehmen sieht vor allem im lückenhaften Stromladenetz eine hohe Hürde: „Man kann doch in einer Großstadt wie Berlin zum Laden nicht ein Verlängerungskabel aus dem Fenster hängen.“

Der Aufwand für dichte Netze sei enorm - bisher stehe dahinter kein Geschäftsmodell, weshalb Stromkonzerne nicht stärker in Vorleistung gingen. „Daher liegt der Schlüssel meiner Meinung nach zunächst bei der Batteriereichweite“, sagte Osterloh. „Und da werden wir bei den nächsten Batteriegenerationen große Schritte sehen - aber eben nicht über Nacht. Die Erhöhung der Reichweite wird schrittweise erfolgen.“

Die vor ihrem Beschluss ebenso umstrittene wie von großen Hoffnungen begleitete Elektroauto-Kaufprämie stößt bisher auf ein geringes Interesse. Seit Anfang Juli können Kunden rückwirkend für Fahrzeuge, die vom 18. Mai an gekauft wurden, beim zuständigen Amt Bafa die Förderung beantragen. Für reine „Stromer“ gibt es 4000 Euro und für Hybridwagen 3000 Euro, die Bund und Industrie zur Hälfte finanzieren. Bis zum 1. September gingen jedoch gerade einmal 3027 Anträge ein.

Ein besseres Ladenetz und eine höhere Reichweite seien als Faktoren „wohl wichtiger als der Anschaffungspreis“ des Wagens, sagte Müller kürzlich im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten. Auf die Frage, ob die Subvention den nötigen Schub für die Technologie bringen könne, meinte der VW-Vorstandschef: „Im Moment schaut es nicht so aus.“

Langfristig räumen Experten der E-Mobilität große Chancen ein. Das Öl als Rohstoff für Benzin und Diesel ist endlich, und die Abgasprobleme sind in manchen Innenstädten schon heute bedrohlich. Bei den Batterien geben aber bisher asiatische Hersteller wie LG oder Panasonic den Ton an. Auch der US-Hersteller Tesla macht Druck.

Osterloh plädierte für eine eigene Batteriefabrik: „Wenn künftig 40 Prozent der Wertschöpfung am Auto die Batterie ist, dann sollte man schon einmal überlegen, ob man sich von Herstellern aus Asien dabei abhängig macht. Das heißt noch nicht, dass wir auch alle Zellen der Batterien selber machen sollten. Aber den Aufbau der Zellen zur Batterie inklusive der Steuerungselektronik zu machen, das muss schon unser Anspruch sein.“ Es handele sich um einen strategischen Prozess.

Konzernchef Müller will keine eigene Zellfertigung anschieben. „Das wäre ein Witz“, meinte er mit Blick auf die hohen Kosten. Man sehe sich aber die gesamte Prozesskette an. „Dann werden wir - wohl noch in diesem Jahr - bekanntgeben, wie wir mit diesem Thema umgehen.“

Osterloh warnte davor, die E-Mobilität zu unterschätzen. Es gehe um die Zukunftsfähigkeit der Auto-Standorte. „Die EU und das Autoland Deutschland müssen sich eine Schlüsselfrage stellen: Wollen wir die Batterie und vor allem auch den Kern der Wertschöpfung bei dem Zukunftsthema Elektromobilität den anderen überlassen?“ Im Gespräch ist in der Branche auch eine herstellerübergreifende Kooperation.

Kritiker fürchten, dass die Kaufprämie angesichts der recht hohen Elektroauto-Preise verpufft und vor allem Kunden nutzt, die sich ohnehin einen solchen Wagen leisten könnten. VW setzt auch darauf, die in Deutschland schleppend anlaufende E-Mobilität in Projekten mit Kommunen voranzutreiben. „Das können weder die Autoindustrie noch die Behörden allein“, erklärte Müller. Eine „Mobilitätspartnerschaft“ mit Hamburg wurde geschlossen, die zudem das autonome Fahren abdeckt.