Wall Street verdient glänzend

New York (dpa) - An der Wall Street läuft es wie geschmiert: Nach Berechnungen des obersten New Yorker Finanzbeamten Thomas DiNapoli haben die Finanzfirmen im vergangenen Jahr das zweitbeste Ergebnis aller Zeiten eingefahren.

Sie verdienten demnach mit ihren Geschäften am wichtigsten Handelsplatz der Welt insgesamt 27,6 Milliarden Dollar (20 Mrd Euro). Nur in einem einzigen Jahr scheffelten die Banken und Handelshäuser noch mehr Geld: Ausgerechnet 2009, als der Staat die trudelnde Branche mit milliardenschweren Hilfen aufpäppelte und die Notenbanken die Märkte mit billigem Geld fluteten, kassierten die Wall-Street-Firmen sage und schreibe 61,4 Milliarden Dollar.

Die größten Nutznießer der guten Geschäfte sind die rund 160 000 Banker und sonstigen Finanzjongleure in New York City: Ihr Gehalt stieg im vergangenen Jahr nach vorläufigen Erhebungen um 6 Prozent. Alleine der durchschnittliche Bonus pro Kopf betrug in Bargeld 128 530 Dollar, wie DiNapoli schätzt.

Hinzu kommt das Festgehalt sowie vermehrt Boni in Aktien, die meist Jahre gehalten werden müssen. Das soll das Streben nach kurzfristigen, hohen Gewinnen eindämmen und damit die Bereitschaft zu unkalkulierbaren Risiken senken. 2006 hatte der Barbonus in der Spitze noch bei 191 360 Dollar gelegen.

„Die Wall Street passt ihre Bezahlung den regulatorischen Reformen an, die im Nachspiel des größten Zusammenbruchs des Finanzsystems nach der Großen Depression eingeführt wurden“, sagte DiNapoli. Das werde allerdings die Steuereinnahmen erst einmal drücken, räumte er ein. Denn weniger bare Boni bedeuten auch weniger Geld für die Stadtkasse.

Die Stadt New York bestreitet in diesem Jahr 13 Prozent ihres Haushalts mit Steuereinnahmen aus der Finanzindustrie. Zu Zeiten vor der Krise waren es 20 Prozent. Dann aber fielen in den Wirren der Jahre 2007 bis 2009 mehr als 30 000 Jobs bei den Geldhäusern weg. Erschwerend kommen nun die verzögert ausgezahlten Boni hinzu.

DiNapoli hofft dafür auf saftige Zuflüsse in den kommenden Jahren, wenn die Banker ihre erhaltenen Aktien zu Geld machen dürfen. Verglichen mit früheren Zeiten ist der Barbonus allerdings auch heute noch gigantisch hoch. Im Jahr 1985 hatte der Durchschnittsbanker lediglich 13 970 Dollar als Extra erhalten. Sechsstellig zahlt die Branche erst seit dem Jahr 2000.