US-Zölle Was bedeuten Trumps Zölle für Deutschland und die Welt?

München/Köln/Berlin · Der US-Präsident setzt seine Zolldrohungen um, doch der Rest der Welt ist dem nicht hilflos ausgeliefert.

Deutsche Exporte sind aktuell nicht direkt betroffen, an der deutschen Wirtschaft gehen Trumps Zölle aber nicht spurlos vorbei. (Archivbild)

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Zunächst hatte Donald Trump die Zölle gegen Mexiko und Kanada noch ausgesetzt, jetzt treten sie in Kraft. Was bedeutet das für die betroffenen Länder und Deutschland, und was könnte als Nächstes folgen?

Welche Zölle sind verhängt worden?

Seit Dienstag gelten für Exporte aus Kanada und Mexiko in die USA Strafabgaben von 25 Prozent. Zudem hatte Trump angekündigt, ab Dienstag die im Februar angeordneten Importzölle auf Waren aus China auf 20 Prozent zu verdoppeln.

Kanada hat seinerseits umgehend Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren im Wert von 30 Milliarden angekündigt. Nach 21 Tagen werde dieser Betrag auf insgesamt 155 Milliarden Dollar erhöht. China kündigte Gegenzölle auf Agrarprodukte und weitere Maßnahmen gegen US-Firmen an. Ab dem 10. März sollen zusätzliche Zölle in Höhe von 15 Prozent auf Hühnerfleisch, Weizen, Mais und Baumwolle aus den USA erhoben werden, auf andere landwirtschaftliche Produkte wie Sojabohnen, Schweine- und Rindfleisch zehn Prozent.

Auch Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum kündigte Gegenmaßnahmen an. Diese würden Zölle und andere Maßnahmen umfassen, die sie am Sonntag bei einer öffentlichen Veranstaltung bekanntgeben wolle, sagte sie bei ihrer morgendlichen Pressekonferenz im Nationalpalast. „Wir müssen Ruhe und einen kühlen Kopf bewahren.“

Was bedeutet das für Deutschland?

Zunächst treffen die verhängten Zölle Deutschland nur indirekt: Die Ökonomin Samina Sultan vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln hält auf Basis von Modellrechnungen bereits bei den aktuell verhängten Auflagen eine weltweit um 0,4 Prozent abgesenkte Wirtschaftsleistung für möglich. Das handelsoffene Deutschland müsse daher bereits im Jahr 2026 mit einem um 0,4 Prozent geringeren Bruttoinlandsprodukt rechnen. Die angekündigten Stahl- und Aluminiumzölle sowie weitere, bereits von Trump angedrohte Zahlungen könnten die hiesige Industrie noch härter treffen.

Für die deutsche Automobilindustrie sind die höheren Zölle auf Importe aus Mexiko besonders schädlich, da sie vielfach Produktionsstandorte in Mexiko hat, sagt Sultan. „Autos und Autoteile überqueren teils mehrfach die Grenzen, bevor sie fertiggestellt sind. Diese Lieferketten stehen durch die Zollerhöhungen infrage.“ Dieses Problem sieht man auch beim Münchner Ifo-Institut. Allerdings nennt man dort auch einen potenziell positiven Effekt: Deutsche Unternehmen könnten davon profitieren, wenn sich Nachfrage zu ihnen hin verschiebt, weil die Konkurrenz aus Kanada, Mexiko und China in den USA durch die Zölle teurer wird. Das gilt aber natürlich nur, solange es nicht auch zusätzliche Zölle auf europäische Waren gibt.

Der Verband der Automobilindustrie VDA klagt über Trumps Pläne und sieht eine erhebliche Belastung und negative Folgen für die Verbraucher - insbesondere in Nordamerika. Für Deutschland und Europa sieht der VDA dagegen Auswirkungen auf die hiesigen Arbeitsplätze, wenn Unternehmen die Märkte wegen Protektionismus und zunehmenden geopolitischen Spannungen immer lokaler bedienen müssten.

Was bedeuten die Zölle für die USA selbst?

Dorothee Hillrichs vom Ifo-Institut geht davon aus, dass die Zölle die Inflation in den USA treiben, unter anderem weil Zwischenprodukte für amerikanische Hersteller teurer werden. Außerdem könnten gerade Lebensmittelpreise steigen, was vor allem ärmere Haushalte treffen würde. Modellrechnungen des Ifo zu Zöllen gehen zwar davon aus, dass Export und Industrie in Kanada und Mexiko stärker getroffen werden als in den USA, auch diese bleiben aber nicht verschont.

Die IW-Expertin Sultan erwartet, dass Trump vermehrt Produktion in die Staaten zurückholen will. In diesem Fall führe aus seiner Sicht kein Weg an höheren Zöllen vorbei. „Dass er dabei der US-amerikanischen Wirtschaft selbst erheblichen Schaden zufügen dürfte, scheint zweitrangig.“ Eine Rückverlagerung von Produktion in die USA würde wegen der höheren Produktionskosten dort unweigerlich die Inflation treiben. Die Produkte würden für die Konsumenten teurer. Außerdem sind die USA auf Rohstoffimporte angewiesen.

Wie reagieren die betroffenen Staaten?

Neben den bereits beschriebenen Zollschritten haben Kanada, Mexiko und China Maßnahmen jenseits von Zöllen angekündigt. Bei Kanada könnte es dabei um Einschränkungen oder den Stopp von Öl-Exporten in die USA gehen. China kündigte mögliche Einschränkungen für US-Unternehmen an.Auch die EU-Kommission hat sich eingeschaltet, kritisiert die nun verhängten Zölle und ruft die USA auf, diese zu überdenken. Sie bedrohten stark integrierte Lieferketten, Investitionen und die wirtschaftliche Stabilität auf beiden Seiten des Atlantiks.

Welche Möglichkeiten hätte die EU im Falle von Zöllen?

Auch gegenüber Europa hat Trump immer wieder mit hohen Zöllen gedroht. Sollten sie kommen, hat die EU bereits zügige Gegenmaßnahmen angekündigt. In der ersten Amtszeit Trumps hatte die EU neue Abgaben auf Stahl- und Aluminiumprodukte aus Europa unter anderem mit Sonderzöllen auf Bourbon-Whiskey, Harley-Davidson-Motorräder und Jeans gekontert. Wie stark die EU diesmal reagiert, wird von der konkreten Zollentscheidung Trumps abhängen.

Die Beispiele Kanada und Mexiko zeigen nach Einschätzung Sultans, dass Verhandlungen mit der Trump-Administration wenig Erfolg versprechen. Immerhin hatten beide Staaten den USA zunächst besseren Schutz vor illegaler Migration und Drogenhandel zugesagt, die zunächst aufgeschobenen Zölle seien nun aber dennoch in Kraft gesetzt worden.

Da Trump Zölle einsetze, um Ziele außerhalb der Wirtschaft zu erreichen, sei es denkbar, dass die EU ebenfalls andere Maßnahmen in den Raum stelle als Gegenzölle, sagt Hillrichs vom Ifo. So drohe China damit, weniger Einsatz im Anti-Drogenkampf zu zeigen. Grundsätzlich sei es bei Gegenmaßnahmen aber entscheidend, nicht wichtige Zwischenprodukte zu verteuern und keine Zölle auf Produkte zu setzen, die nicht auch aus anderen Ländern als den USA bezogen werden können.

Droht eine weltweite Zollspirale, und was würde die bedeuten?

Das kommt letztlich auf Trump und die Reaktionen der betroffenen Länder an, ist also schwer vorherzusagen.

Sollte es zu einer Zoll-Eskalation kommen, wird dies nach Ansicht von Ifo-Expertin Hillrichs weltweit die Inflation antreiben und die Weltwirtschaft unter Druck setzen. Für Unternehmen bedeute dies zudem hohe Planungsunsicherheit, was zum Verschieben von Investitionen führen könnte. Einige Unternehmen verlagerten allerdings auch - wie von Trump gewünscht - Produktionsstandorte in die USA, um so Zölle zu umgehen.

Können sich die USA einen Zollkrieg gegen den Rest der Welt leisten?

Die Folgen für die USA werden nach Ansicht der IW-Ökonomin Sultan immer gravierender, je mehr Länder sie mit Zöllen belegen und je mehr Länder selbst mit Gegenmaßnahmen reagieren. „Ein umfangreicher Handelskrieg gegen den Rest der Welt wird die USA erheblich ärmer machen - nicht nur durch den wirtschaftlichen Verlust, der damit einhergeht, sondern auch durch die zunehmende Isolation. Handel ist ja nicht nur der reine Austausch von Waren, sondern stimuliert auch den Wettbewerb und den Austausch von Ideen.“ Wenn die USA den Weltmarkt zunehmend verlassen, machen sie dort Platz für andere Akteure wie etwa China.

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(dpa)