Weltmärkte erholen sich - G7-Vorgehen beruhigt

Frankfurt/Tokio (dpa) - Das gemeinsame Vorgehen der führenden Industriestaaten zugunsten Japans hat die Märkte am Freitag beruhigt. Die G7-Staaten beschlossen, die Aufwertung der japanischen Währung Yen aufzuhalten.

Es ist das erste Mal seit mehr als zehn Jahren, dass die führenden Wirtschaftsnationen gemeinsam am Devisenmarkt einschreiten. Diese Entschlossenheit ließ Anleger zumindest vorübergehend aufatmen. Der Yen war am Vortag im Vergleich zum US-Dollar auf den höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg gestiegen. Die Aufwertung setzt der exportorientierten japanischen Wirtschaft zu, weil dadurch deren Produkte in wichtigen Märkten teurer werden.

Die japanische Börse verbuchte zum Wochenschluss Kursgewinne. Der Leitindex für 225 führende Industriewerte Nikkei stieg um 2,72 Prozent auf 9206,75 Punkten. Sogar die Aktien von Tokyo Electric Power (Tepco), der Betreiberfirma des Katastrophenreaktors Fukushima Eins, die zuvor tief gefallen waren, machten Boden gut und stiegen um knapp 19 Prozent.

Die gesamte Woche hat die Tokioter Börse aber mit einem hohen Verlust von 10,22 Prozent abgeschlossen. Gegenüber dem Stand vom Donnerstag vergangener Woche - dem letzten Handelstag vor dem verheerenden Erdbeben und Tsunami - verlor der Leitindex sogar 11,77 Prozent. Am Dienstag, als nach dem Jahrhundertbeben in Japan Nachrichten über eine Atomkatastrophe unabsehbaren Ausmaßes die Welt erschütterten, waren die Kurse ins Bodenlose gefallen. Panikverkäufe lösten den größten Kurssturz seit dem Höhepunkt der Finanzkrise vor zweieinhalb Jahren aus, der Nikkei verlor zeitweilig mehr als 14 Prozent.

Am kommenden Montag wird die Tokioter Börse wegen eines Feiertages geschlossen bleiben, was Anlegern nach den vergangenen turbulenten Tagen eine kurze Verschnaufpause verschafft.

Der G7-Beschluss und ersten Anzeichen einer Stabilisierung am havarierten Atomkraftwerk Fukushima Eins hätten etwas beruhigt, sagte Aktienhändler Chris Weston von IG Markets. Dennoch sei auch weiterhin mit deutlichen Schwankungen an den Märkten zu rechnen.

Auch in Europa lagen die wichtigsten Indizes am frühen Nachmittag allesamt im Plus. Der Deutsche Aktienindex (Dax) stieg zuletzt um 0,42 Prozent auf 6684,68 Prozent. Seit dem Handelsschluss am Donnerstag vergangener Woche steht aber immer noch ein Minus von 5,36 Prozent zu Buche. Der EuroStoxx 50 gewann am Freitag 0,40 Prozent auf 2797,21 Punkte. Mit einem Verlust von insgesamt 3,87 Prozent seit dem Stand vor dem Beben schlug er sich etwas besser als der deutsche Leitindex. An der Wall Street zeichnete sich ebenfalls ein freundlicher Handelsstart ab.

Japans Notenbank hatte wie an den Vortagen große Finanzspritzen zur Stabilisierung in die Märkte injiziert. Sie stellte den Banken drei Billionen Yen (rund 26 Mrd Euro) kurzfristige Notfall-Liquidität zur Verfügung, wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete. Bereits Anfang und Mitte der Woche hatte die Notenbank Dutzende Milliarden Euro zur Beruhigung der Finanzmärkte in das Bankensystem gepumpt.

Ungeachtet der jüngsten Kurserholung richten sich die Blicke der Börsianer nach wie auf Fukushima. „Die Frage, ob es noch zu einem "Super-GAU" kommt, oder die Bemühungen zur Schadensbegrenzung Erfolg haben, ist entscheidend für die weitere Entwicklung an den Aktienbörsen“, heißt es bei der Landesbank Berlin. Da die Lage bislang noch unklar sei, sollte sich die „nervöse Börsenphase“ zunächst fortsetzen.