Zehn Jahre Euro — ein umstrittener Begleiter
Auch zehn Jahre nach der Einführung des neuen Geldes wird die Währung vielerorts „Teuro“ genannt.
Frankfurt. Euro gleich „Teuro“: Kaum waren die neuen Münzen und Scheine 2002 im Umlauf, hatte die europäische Gemeinschaftswährung ihren Ruf weg. Währungshüter und Statistiker konnten noch so viel argumentieren: Beim Einkaufen und Tanken, in der Kneipe oder beim Friseur wurden Verbraucher das Gefühl nicht los, die alten D-Mark-Preise seien 1:1 in Euro umgerechnet worden. Das prägnante Wortspiel wurde so populär, dass „Teuro“ gleich im Jahr der Euro-Bargeld-Einführung zum „Wort des Jahres“ gekürt wurde.
Heute, fast zehn Jahre später, nähren Schuldenkrise, Notgipfel und milliardenschwere Rettungspakete das Misstrauen gegenüber dem Euro. Jeder zweite Bundesbürger wünscht sich Umfragen zufolge die „gute, alte D-Mark“ zurück.
„Der Euro ist für die gesamte deutsche Volkswirtschaft von überragender Bedeutung. Etwa 80 Prozent der deutschen Ausfuhren werden in Euro abgewickelt — weit mehr als wir in die Eurozone und die EU liefern“, heißt es dagegen beim Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Kosten für Währungsumtausch und Absicherung von Wechselkursschwankungen fielen weg. Zudem profitiert die Exportnation Deutschland davon, dass der Euro die Wirtschaft anderer europäischer Staaten ankurbelte. Für Urlauber indes macht ein starker Euro zum Beispiel Reisen in die USA tendenziell günstiger.
In der Neujahrsnacht 2002 gab es das neue Bargeld in zwölf Staaten. Noch als die Böller knallten, bildeten sich Schlangen an den Geldautomaten. Mehr als 300 Millionen Menschen von Lappland bis Sizilien zahlen seit dem 1. Januar 2002 mit dem gleichen Geld. Inzwischen sind es sogar mehr als 330 Millionen Menschen in 17 Staaten — und die nächsten acht Beitrittskandidaten stehen auf der Warteliste, darunter Polen, Ungarn, Tschechien und Rumänien.
„Trotz aller Turbulenzen halte ich fest: Der Euro hat sich bewährt. Er ist stabil und wertbeständiger als die D-Mark“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel im September 2011. Euro-Kritiker sehen das naturgemäß anders.
Auch die Zahlen sprechen für den Euro. Die Europäische Zentralbank (EZB) weist darauf hin, dass sie ihr Ziel erreicht hat: Verkraftbare Inflation und eine stabile Währung zu garantieren. Bislang gelang es der Notenbank, die jährliche Teuerungsrate im Euro-Raum unter der kritischen Marke von zwei Prozent zu halten.
Die durchschnittliche jährliche Inflationsrate der D-Mark lag in den 50 Jahren ihres Bestehens mit etwa 2,8 Prozent höher. Dennoch hat sich bei vielen der Eindruck verfestigt, der Euro habe ihr Leben vor allem teurer gemacht.