Zeitung: Steuer-Razzien bei deutschen Kunden von Credit Suisse

Mit „Bermuda-Produkten“ wollten reiche Deutsche bei der Schweizer Bank Credit Suisse einen Schnitt machen - und wohl auch den deutschen Fiskus umgehen. Jetzt sind wieder einmal die Steuerfahnder am Zug.

Düsseldorf/Basel (dpa). Steuerfahnder sollen bei deutschen Kunden der Schweizer Großbank Credit Suisse bundesweit Hausdurchsuchungen vorgenommen. Grund seien Erkenntnisse über Steuerhinterziehungen, bei „denen Milliarden von Euro am deutschen Fiskus vorbeigeschleust“ worden seien, berichtete die Zeitung "Handelsblatt" am Mittwoch.

Das soll vor allem durch sogenannte Scheinversicherungen möglich geworden sein. Dabei werden Geldanlagen statt auf normale Sparkonten in Versicherungen eingezahlt, die zwar ebenfalls Zinsen bringen, aber in einigen Ländern anders als Sparkonten steuerfrei bleiben. Die Geschäfte seien mit Hilfe der Schweizer Banker von Bermuda aus abgewickelt worden. Laut „Handelsblatt“ werden die Ermittlungen über die Steuerfahndung Wuppertal koordiniert.

Das nordrhein-westfälische Finanzministerium wollte die Angaben am Mittwochvormittag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa weder bestätigen noch dementieren. Bei der Credit Suisse hieß es auf Anfrage, es gebe „eine Anzahl Kunden, die belangt worden sind“. Allerdings biete die Bank solche Versicherungsprodukte „schon seit einigen Jahren nicht mehr in Deutschland an“, sagte Banksprecher Marc Dosch der dpa.

Bei den Scheinversicherungen soll es sich um Produkte der Tochterfirma Credit Suisse Life mit Sitz auf Bermuda handeln. Insider hätten berichtet, die Bank habe normale Konten mit Hilfe vertragstechnischer Tricks in steuerfreie Versicherungen umgewandelt. Unternehmenssprecher Dosch sagte, es gehe um legale Bankprodukte, wie sie von vielen Geldinstituten angeboten würden. Zudem seien auch alle Kunden aus Deutschland darauf hingewiesen worden, „dass die Steuerpflicht bei ihnen selbst liegt, und das haben die Kunden unterzeichnet“.

Laut „Handelsblatt“ wird die Höhe der unversteuerten Bermuda-Gelder von Beteiligten auf mehrere Milliarden Euro geschätzt. Fahnder berichteten der Zeitung zufolge, es gehe im Schnitt um Anlagebeträge von rund 500 000 Euro; im Einzelfall sogar zwölf Millionen Euro und mehr. Insgesamt sollen rund 7000 Kunden der Credit Suisse betroffen sein, die meisten von ihnen Deutsche. In Zürcher Finanzkreisen hieß es dazu, dies sei vermutlich zu hoch gegriffen.

Den Recherchen der Zeitung zufolge gelangten „verfängliche Daten über ein Leck innerhalb der Credit Suisse an die deutschen Steuerfahnder“. Dazu könne die Bank „keine Angaben machen“, sagte Dosch.