Achtung Frühling - Viele Autofahrer geben jetzt Gas
Bonn (dpa/tmn) - Viele Autofahrer unterschätzen den Frühling. Wenn im Winter Glatteis droht und es am Nachmittag früh dunkel wird, fährt jeder vorsichtig. Sobald wieder die Sonne für längere Zeit scheint, wird so mancher am Steuer aber leichtsinnig, warnt Jürgen Bente vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR).
Fühlen sich Autofahrer im Frühling zu sicher?
„Ich glaube, es kann sich keiner davon freimachen, wenn das Wetter schön wird und die Sonne scheint, dann kommt man leicht in euphorische Stimmung“, sagt Bente. „Autofahren hat eben auch viel mit Emotionen zu tun.“ Doch nur weil die dunkle Jahreszeit vorbei ist, wird Autofahren nicht automatisch sicherer, im Gegenteil: Weil viele Autofahrer nun auf Landstraßen aufs Gaspedal drücken und wieder mit Tempo 100 unterwegs sind, steige auch das Risiko schwerer Verkehrsunfälle. Im Winter sei die Gesamtzahl an Unfällen zwar höher, sagt Bente. Darunter seien aber viele bei deutlich geringerer Geschwindigkeit und mit reinen Blechschäden.
Wie gefährlich ist Frost im Frühling?
Ein unterschätztes Risiko ist Glatteis, sagt Bente. Bei Temperaturen um drei Grad oder niedriger muss man damit rechnen, dass es dazu kommt: Gerade auf Brücken oder an Schneisen in Waldgebieten sollten Autofahrer damit rechnen. „Durch Wind entsteht ein Abkühlungseffekt.“ Und auch im Schatten, wo keine Sonne hinkommt, kann es Glatteis geben, selbst wenn die Temperaturen noch knapp über null sind. „Ich bin selbst schon an einem schönen Tag mit bombigen Wetter in eine Senke mit Raureif gefahren und ins Schlittern gekommen“, erzählt Bente. „Die Warnanzeige muss man auch im Frühjahr immer ernst nehmen.“
Was wird Autofahrern im Frühling außerdem gefährlich?
„Die Wildtiere werden nun wieder aktiver, die Zahl der Wildunfälle nimmt zu“, warnt der Experte. „Und die Sonne steht im Frühjahr noch tief.“ Häufig sei deshalb die Sicht noch deutlich schlechter als im Sommer - tief stehende Sonne kann unangenehm blenden.
Was verändert sich im Frühling noch auf den Straßen?
Ein halbes Jahr lang waren Motorradfahrer nicht auf den Straßen zu sehen, sagt Bente. Das ist für viele Autofahrer gewöhnungsbedürftig. „Das gilt auch Radfahrer. Wenn das Wetter schön wird, sind die alle wieder da.“ Und mancher Autofahrer muss sich buchstäblich umgucken, wenn links oder rechts neben ihm jetzt wieder andere Verkehrsteilnehmer auf zwei Rädern unterwegs sind, auf die er monatelang keine Rücksicht nehmen musste.