Feuchtigkeit im Wagen: Wenn das Auto zur Nasszelle wird
München (dpa/tmn) - Im Herbst haben viele Autofahrer mit Feuchtigkeit im Wagen zu kämpfen. Das hat nicht selten mit ihrer eigenen Faulheit zu tun - mit der nötigen Pflege lässt sich das Fahrzeug leichter trocken halten.
Vor jeder Fahrt derselbe Ärger: Wie an einem Schwimmbadfenster perlen Wassertropfen über die Innenseite der völlig beschlagenen Windschutzscheibe. Auf dem Armaturenbrett stehen kleine Pfützen, und es mieft modrig. Im Herbst verwandeln sich viele Autos, die Tag und Nacht draußen stehen, in ein Feuchtbiotop. „Meistens ist das ein hausgemachtes Problem“, sagt Dietmar Clysters, Obermeister der Kfz-Innung Rhein-Neckar-Odenwald. Ursache Nummer eins sei Nachlässigkeit bei der Fahrzeugpflege.
Herabgefallenes Laub einfach nur oberflächlich vom Blech zu fegen, reiche zum Beispiel nicht aus, erklärt Clysters: „Blätter sollten auch regelmäßig aus Spalten und Vertiefungen der Karosserie beseitigt werden.“ Das sei vor allem in der Senke zwischen Motorhaube und Frontscheibe wichtig, wo meist die Scheibenwischer montiert sind. Denn dort befinden sich Regenabläufe, die durch Laubreste verstopft werden können. „Angestautes Wasser kann dann in die Fahrzeuglüftung schwappen, als feuchte Luft durchs Gebläse ins Auto gelangen, oder es sickert aus den Lüftungskanälen in den Fußraum“, erklärt der Experte.
Solche Regenabflüsse finden sich auch im Schiebedachrahmen. Sitzen diese zu, droht Wasser den Dachhimmel zu durchtränken. Ob die Abläufe im Bereich des Motorraums und auf dem Dach frei sind, lässt sich ganz einfach testen: „Vorsichtig ein Glas Wasser in die Vertiefungen gießen“, rät Clysters. Kurz darauf müsste die Flüssigkeit im Bereich der vorderen Radkästen auf die Straße laufen.
Ist das nicht der Fall, können Autobesitzer versuchen, die Abflüsse vorsichtig freizustochern. „Dafür eignet sich ein weicher Draht oder der Kunststoffstiel eines Wattestäbchens“, sagt Vincenzo Lucà vom TÜV Süd. „Auf keinen Fall einen Schraubendreher oder andere scharfe Werkzeuge verwenden, Sie könnten das Fahrzeug beschädigen.“
Feuchtigkeit kann auch durch nasse Kleidung und Regenschirme oder Schneereste an den Schuhen ins Auto eingeschleppt werden und sich hartnäckig im Innenraum halten. Lucà empfiehlt, beim Abstellen des Wagens alle feuchten Utensilien herauszunehmen, Wasser auf den Gummimatten abzuschütteln und durchnässte Fußmatten im Keller zum Trocknen aufzuhängen.
Gerade bei älteren Autos droht der Wassereinbruch durch poröse oder eingerissene Gummidichtungen an Türen, Kofferraumklappe und Schiebedach. „Bei Fahrzeugen mit Dachantenne ist der Antennensockel eine weitere Schwachstelle, durch die Regenwasser eindringen kann“, sagt Clysters. Der Zustand der Dichtungen sollte ab und zu überprüft werden. Wer die Gummis nach jeder Fahrzeugwäsche säubert und gelegentlich mit einem Fettstift pflegt, kann sie lange in Schuss halten und Reparaturkosten sparen.
Nur in wenigen Ausnahmen bietet die sorgfältige Kontrolle und Pflege eines Autos keinen Schutz vor einem feuchten Innenraum. Dazu gehören laut Clysters zum Beispiel ein beschädigter Heizkühler oder ein gebrochener Schlauch der Heckscheibenreinigungsanlage. „Solche technischen Defekte lassen sich nicht verhindern und können oft nur vom Fachmann aufgespürt werden.“
Je mehr Feuchtigkeit in einen Wagen gelangt und je länger sie sich dort hält, desto deutlicher machen sich die Folgen bemerkbar. Diese reichen von beschlagenen Scheiben und Modergeruch, der meist von Bakterien und Pilzen in einer dauerfeuchten Fahrzeuglüftung oder in Teppichen und Polstern verursacht wird, bis hin zu kleinen Seen auf dem Karosserieboden. „An der tiefsten Stelle, die bei vielen Autos im Bereich der Vordersitze ist, können sich Pfützen unter den Dämmmatten bilden“, sagt Lucà.
„Es gibt zwar auch im Fahrzeugboden Abflusslöcher, die aber auch mal verstopft sein können“, erläutert der TÜV-Sprecher. Im Extremfall quillt Wasser an die Teppichoberfläche, wenn man mit Hand oder Fuß Druck darauf ausübt. Ansonsten haben Autofahrer ohne Schrauberwissen kaum Chancen, solche Seen selbst zu finden. Innenraumteppiche und die Dämmmatten darunter lassen sich meist nicht einfach anheben.
Um Feuchtigkeit erfolgreich aus dem Wagen zu verbannen, muss erst die Ursache gefunden und beseitigt werden. Gelingt das in Eigenregie, leistet anschließend die Klimaanlage gute Dienste: Sie entzieht der Luft im Innenraum Wasser und befördert es nach draußen, erklärt die Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ) - vorausgesetzt, die Lüftung ist nicht auf Umluftbetrieb eingestellt. Zeitungen unter den Fußmatten helfen, den Teppich im Fußraum zu trocknen. Für eine gute Durchlüftung des Autos müssen die Zwangsentlüftungen im Kofferraum frei sein. Diese sind meist hinter der Seitenverkleidung versteckt und können zum Beispiel versehentlich durch Gepäck blockiert werden.
„Wer Feuchtigkeit in seinem Auto nach drei, vier Tagen noch nicht los ist, sollte sich an eine Werkstatt wenden“, empfiehlt Clysters. Denn neben Komforteinbußen, dem Sicherheitsrisiko durch beschlagene Scheiben und der Gesundheitsgefahr durch Schimmelsporen drohen Schäden an der Bordelektronik und Rostbildung.