Klarer Blick an trüben Tagen: Neue Technik für gute Sicht
Herzogenrath/Losheim am See (dpa/tmn) - Nebelschwaden in Senken, Starkregen in der Dämmerung und das erste Eis auf der Scheibe - der Herbst birgt für Autofahrer viele Risiken. Aber neue Technik kann helfen und einem am Steuer buchstäblich die Augen öffnen.
Da sind sich die Unfallexperten einig: Sicht bedeutet Sicherheit. Egal ob Nebel oder Niederschlag, Dunkelheit oder Gegenlicht - wann immer der Blick des Fahrers getrübt wird, steigt das Risiko. Deshalb sind Fahrten in Herbst und Winter auch gefährlicher als im Sommer, wenn das Wetter gut ist und die Tage länger sind. Das Wetter selbst können die Autohersteller zwar nicht beeinflussen. Doch mit Nachdruck arbeiten sie in vielen Bereichen an Technologien, die das Risiko verringern und für klaren Blick an trüben Tagen sorgen.
Zu diesen Errungenschaften zählt eine neue Scheibe, die der Zulieferer Saint-Gobain Sekurit unter dem Namen ClimaCoat entwickelt hat. Mit einer speziellen, für das Auge unsichtbaren Beschichtung kann sie so beheizt werden, dass man im Winter nie mehr zum Eiskratzer greifen muss. „In weniger als zwei Minuten ist sie von Eis und Beschlag befreit“, teilt die Firma in Herzogenrath mit.
Die grundlegende Technologie ist nichts Neues. Doch funktionierten solche Systeme bislang nur mit hauchdünnen Heizdrähten, die selbst die Sicht behindern. Und sie waren zumeist den teureren Modellen vorbehalten. Durch die neue Konstruktion sei die Technologie nun aber auch für Mittelklassefahrzeuge finanzierbar, erläutert Pressesprecherin Ann-Katrin Glüsing und weist auf den Ersteinsatz im VW Passat hin. In welchen weiteren Autos die Scheibe eingebaut wird, verrät sie noch nicht.
Ebenfalls für ungetrübten Durchblick soll ein Scheibenwischer im neuen Mercedes SL sorgen. Bei dem Magic Vision Control genannten System kommt das Wischwasser nicht aus den Düsen auf der Motorhaube, sondern aus zahlreichen Löchern in den Wischerblättern und wird direkt vor die Gummilippe gesprüht. Deshalb brauche das System weniger Wasser und spare Gewicht, erläutert Mercedes-Sprecher Norbert Giesen. Und es sei so programmiert, dass nur in Wischrichtung gesprüht wird. „Wo sonst die Gischt der Wischerdüsen die Sicht behindert, kann man mit diesem System stets klar sehen“, sagt Giesen.
Wo dem Auge das Licht fehlt, helfen die Scheinwerfer weiter. Und auch sie werden immer besser. Nicht nur die Lichtausbeute nehme zu, sagt Ingolf Schneider aus der Entwicklung von Opel in Rüsselsheim. Sondern mit intelligenter Steuerung lasse sich auch die Ausleuchtung der Straße optimieren. So bereiten die Hessen gerade den Serieneinsatz des sogenannten Matrix-Lichts vor. Basierend auf LED-Technik ermöglicht das ein Fernlicht, das den Gegenverkehr nicht blendet und so die gesamte Fahrt über eingeschaltet bleiben kann.
Jeder Fernscheinwerfer bekomme dafür vier Segmente mit jeweils vier Leuchtdioden, die automatisch individuell gedimmt werden können. Zusammen mit der hinter dem Rückspiegel verbauten Kamera und einer Bildanalyse könne das System entgegenkommende oder vorausfahrende Fahrzeuge erkennen und aus dem Lichtstrahl ausblenden, erläutert Schneider. Ein anders realisiertes, im Ergebnis aber ähnliches System kommt auch im überarbeiteten BMW 7er zum Einsatz.
Noch einen Schritt weiter geht ein Forschungsprojekt an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania, das die Lichtausbeute bei Schnee und Regen verbessern soll. Um die Reflexion des Lichts in Tropfen und Flocken und damit Blendungen zu vermeiden, verfolgen die Forscher den Niederschlag mit einer Kamera. Die Bildverarbeitung analysiert die Hindernisse, eine Software berechnet ihren Weg, und ein spezieller Splitter blendet in Sekundenbruchteilen reflektierte Lichtstrahlen aus, die die Sicht behindern könnten, so die Forscher. Dieser Vorgang funktioniere bei niedriger Geschwindigkeit für bis zu 70 Prozent der störenden Reflexionen. In Serie gibt es das System allerdings noch nicht.