Head-up-Displays zum Nachrüsten haben noch Nachholbedarf
Berlin (dpa/tmn) - Projektionen ins Sichtfeld des Fahrers bieten Autohersteller für immer mehr Modelle an, der Funktionsumfang ist teils verblüffend. Auch Nachrüstlösungen sogenannter Head-up-Displays kommen auf den Markt.
Doch hier müssen Nutzer Abstriche hinnehmen.
Sie sind ein teures Extra, wenn überhaupt für das gewünschte Auto verfügbar: Head-up-Displays (HUDs). Noch ist die Cockpit-Anzeige, bei der Fahrdaten und andere Informationen wie Navigationsanweisungen ins Sichtfeld des Fahrers auf die Frontscheibe projiziert werden, recht wenig verbreitet. Allerdings kommen immer mehr Modelle mit der Technik auf den Markt. Zur Verbreitung tragen auch Nachrüstsets von Drittfirmen bei. So können auch ältere Autos damit ausgestattet werden. Doch es gibt noch Probleme.
Nachrüstsets ersparen einem zwar den teuren Neuwagenkauf. Doch beschränken sie sich meist auf grundlegende Daten zur Geschwindigkeit oder Navigation. „Meist handelt es sich um eine Leuchtdiodenanzeige, die sich in einer speziellen Folie auf der Scheibe spiegelt“, erläutert Arnulf Thiemel vom ADAC Technik Zentrum. Auch für sie gilt das von Autoherstellern gern erwähnte Sicherheitsplus: Denn wie der Name Head-up-Display sagt, können Fahrer ihren Kopf oben lassen und müssen den Blick nicht mehr von der Fahrbahn abwenden, wenn sie wissen wollen, wie schnell sie fahren oder wo sie abbiegen müssen.
Können die Nachrüstgeräte jedoch nur weiter mittig auf dem Armaturenbrett justiert werden, etwa weil der Träger direkt vor dem Lenkrad uneben ist, verspielt die Technik ihren eigentlichen Vorteil: „Dann müssen Autofahrer den Blick doch wieder abwenden“, so Thiemel. Interessenten sollten allein deshalb Geräte vorab ausprobieren. Dabei sollte auch überprüft werden, ob die in der Höhe prinzipiell variable Anzeige so justiert werden kann, dass es auch für groß gewachsene Autofahrer reicht. Selbst bei fest verbauten Lösungen stellt sich manchmal das Problem beschnittener Spiegelbilder ein.
Einer der ersten Anbieter eines portablen HUDs ist die Firma Garmin. Das Gerät in den Dimensionen eines klobigen Handys kostet 179 Euro. Dafür verspricht der Hersteller, dass es neben Tempo und Tempolimit auch relevante Navigationsdaten auf die Frontscheibe spiegeln kann. Damit der Fahrer die Hinweise lesen kann, muss auch hier am Glas eine durchsichtige Folie angebracht werden. „Wer das nicht möchte, kann eine Anklappscheibe am Gerät selber nutzen“, so eine Sprecherin. Jedoch ist mit dem Smartphone ein zweites Gerät nötig, um das Garmin-HUD nutzen zu können. Erst per Bluetooth versorgt das Telefon über eine HUD-App von Garmin das Head-up-Display mit Informationen.
Ein Alternativprodukt zum günstigeren Preis von rund 50 Euro hat iFound mit dem Universal Auto HUD im Angebot. Der Hersteller verspricht viele technische Daten direkt auf der Scheibe. Dazu zählen neben der Geschwindigkeit nebst Warnung bei überschrittenem Tempolimit Motordrehzahl, Wassertemperatur, Schaltempfehlungen fürs Kraftstoffsparen oder der aktuelle Kraftstoffverbrauch. Eine Navigationsfunktion steht nicht zur Verfügung. Seine Daten erhält das Gerät über die OBD-II-Schnittstelle des Autos. Hier sollten Nutzer checken, dass das Gerät mit dem Datenbus des Autos kommunizieren kann: „Nicht jedes System erkennt die spezifischen Daten“, warnt ADAC-Experte Thiemel.
Keine Kabelverbindung weder mit dem Auto noch mit dem Handy erfordert das Speed Visio Nomad von Valeo mit eingebauter GPS-Technik zum Preis von knapp 80 Euro. Der Funktionsumfang ist gegenüber den anderen Lösungen eher gering. Als Haupt-Feature nennt der Hersteller das GPS-Geschwindigkeitssignal samt Tempowarner. Ein sehr ähnliches, aber mit 100 Euro etwas teureres Gerät bietet die Firma X-Parts an.
Einen Allrounder hat die US-Firma Navdy für kommendes Frühjahr angekündigt. Das Gerät ist mit den Abmessungen von 13 mal 14 mal 9,5 Zentimetern jedoch wenig handlich. Zusätzlich zu gängigen Funktionen spiegelt es Benachrichtigungen von Twitter, Faceboook oder WhatsApp auf eine kleine Kunststoffscheibe zum Aufklappen. Gesteuert wird per Sprache oder Gesten. Mit Android- oder iOS-Handys verbindet es sich per Bluetooth oder WLAN. Auch an die OBD-II-Schnittstelle dockt es an. Der Einführungspreis für Vorbestellungen liegt bei 299 US-Dollar (rund 220 Euro), später werden 500 US-Dollar (rund 370 Euro) fällig.
Letztlich gibt es auch einige Softwarelösungen fürs Handy, die das Telefon zum HUD aufrüsten sollen - teils per Reflektorfolie, teils fungiert das Handydisplay selbst als HUD. Im Falle der App „Augmented Driving“ funktioniert das aber nur recht unzuverlässig, ergab ein Test der Zeitschrift „auto motor und sport“ (Ausgabe 15/2014).
App-Lösungen fürs Telefon sind für Thiemel auch aus anderem Grund „eine eher wackelige Sache“. Denn kann das Telefon nicht ordentlich befestigt werden, schleudert es bei Unfällen wie ein Geschoss durchs Auto. Das kann übrigens auch für HUD-Nachrüstgeräte gelten.