Laster für alle - Neuheiten auf der IAA Nutzfahrzeuge
Hannover (dpa/tmn) - Ohne sie könnten Versandhäuser dicht machen, und Handwerker müssten ihr Material selber schleppen: Leichte Nutzfahrzeuge sind aus der modernen Geschäftswelt nicht mehr wegzudenken.
Die neuesten Modelle stehen Ende September auf der IAA in Hannover.
Sie sind das Rückgrat für Handel, Handwerk und Gewerbe: die leichten Nutzfahrzeuge. Entsprechend groß ist das Spektrum der Neuheiten, die die Hersteller auf dem Branchengipfel präsentieren - der Internationalen Automobilausstellung für Nutzfahrzeuge (IAA) in Hannover (Publikumstage: 25. September bis 2. Oktober).
Bei Nutzfahrzeugen geht Laderaum vor Leistung. Kosten sind wichtiger als Komfort. Und statt der Zahl der Zylinder interessiert die maximale Zuladung. Das gilt für riesige Trucks und große Busse, aber auch für Transporter, Kleinbusse und Kastenwagen, die man bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen auch noch mit dem aktuellen Pkw-Führerschein steuern darf.
Die wahrscheinlich wichtigste Premiere in diesem Segment kommt von Mercedes. Ein halbes Jahr nach der neuen V-Klasse zeigt der schwäbische Hersteller nun den Vito. Wie das Unternehmen mitteilte, kommt die gewerbliche Version der Großraumlimousine bereits kurz nach der Messepremiere in den Handel und soll dann mindestens 21 400 Euro kosten.
Wo es bei Pkw nur Limousine und Kombi und vielleicht noch Coupé oder Cabrio gibt, ist die Variantenvielfalt bei den Nutzfahrzeugen viel größer. Der Vito wird in zwei Radständen, drei Längen und vier Gewichtsvarianten von 2,5 bis 3,2 Tonnen Gesamtgewicht als reiner Kastenwagen, als Mixto mit Doppelkabine und großem Laderaum sowie als Tourer für den Personentransport gebaut, so der Hersteller. Die maximale Nutzlast liegt bei 1369 Kilogramm, es gibt bis zu neun Sitzplätze in drei Reihen und ein Ladevolumen bis zu 6,6 Kubikmetern.
Bei Ford sind die jüngsten Neuzugänge im Segment der handliche Courier für den innerstädtischen Liefer- und Verteilerverkehr und die größere Spielart des Transit, die einen Nutzlastbereich bis zu zwei Tonnen abdeckt. Beide Fahrzeuge wird es in Hannover zu sehen geben. Während Mercedes und Ford ihre Bestseller jeweils alleine bauen, haben viele Hersteller schon vor Jahren Kooperationen abgeschlossen, um Kosten zu sparen und die Stückzahlen zu erhöhen. So kommen die meisten anderen Neuheiten im Doppel- oder gar im Dreierpack nach Hannover und in den Handel.
Opel und Renault haben zum Herbst gemeinsam einen neuen Transporter auf die Räder gestellt, der bei der Marke aus Rüsselsheim wieder Vivaro heißt, auch der Trafic hält an seinem Namen fest. In Hannover wird es die Zwillinge Opel zufolge erstmals auch als Kombi für den Personentransport zu sehen geben. Es gibt die Autos in zwei Längen mit etwa 5 und 5,40 Metern sowie mit zwei Dachhöhen und einer Palette neuer Dieselmotoren mit 1,6 Liter Hubraum: Mit einem Turbolader kommen die Aggregate auf 66 kW/90 PS und 85 kW/115 PS, als Biturbo leisten sie 88 kW/120 PS und 103 kW/140 PS. Gegenüber dem Vorgänger sinke der Verbrauch um mehr als einen Liter auf bestenfalls weniger als sechs Liter.
Daneben gibt es bei Opel noch ein Update für den großen Bruder Movano, den man bei Renault als Master kennt und der von der japanischen Renault-Schwester Nissan als NV400 angeboten wird.
Zu dritt starten Fiat Ducato, Peugeot Boxer und Citroën Jumper durch. Alle drei Fahrzeuge sind nach Peugeot-Angaben auf der Basis von drei Radständen in vier Längen sowie drei Höhen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 2,8 bis 4 Tonnen erhältlich. Abgedeckt würden Ladevolumina von 8 bis 17 Kubikmeter. Die Aufbautypen reichen vom Kastenwagen bis zum sogenannten Windlauf ohne Karosserie als Basis für Wohnmobilhersteller. Die Motorenpalette umfasst vier Dieselmotoren, die gegenüber dem Vorgänger auch dank einer Start-Stopp-Automatik um bis zu 1,3 Liter sparsamer geworden seien.
Es sind aber nicht allein die Europäer, die an den Laderampen und auf den Hinterhöfen der Republik punkten wollen. Auch die Asiaten mischen mit und zeigen in Hannover eine Reihe von Neuheiten. So bringt Nissan mit dem e-NV200 den nach eigenen Angaben ersten ausdrücklich für den Akkuantrieb konzipierten Elektrotransporter, und Hyundai stellt dem H1 eine zweite Baureihe zur Seite, die auf ein maximales Gewicht von 3,5 Tonnen ausgelegt ist. „Damit wagen wir uns auf völlig neues Terrain“, sagt Pressesprecher Bernhard Voß.
Nutzwert statt Fahrspaß, Stauraum statt Sprintwerte - zwar mögen die Motive für den Kauf solcher Fahrzeuge andere sein als beim Pkw. Doch technisch rücken leichte Nutzfahrzeuge und Pkw immer näher zusammen. Das zeigen nicht allein die vielen Assistenz- und Infotainmentsysteme, die in den neuen Modellen zu sehen sein werden.