Hohe Hürden beim Import exotischer Autos
Losheim/Köln (dpa/tmn) - Kaufen, anmelden, losfahren? So leicht lassen sich exotische Importautos nicht auf deutsche Straßen bringen. Bis zur Zulassung müssen meist hohe Hürden genommen werden, selbst wenn es den Wagen hierzulande schon zigtausendfach gegeben hat.
Von seinem letzten Urlaub in Indien sind Christopher Starke vor allem die Taxen in Erinnerung geblieben. Als Autofan hat sich der Getränkehändler aus Mittelhessen weniger am Taj Mahal oder der Altstadt von Delhi erfreut als am Hindustan Ambassador. Schließlich ist die barocke Limousine so etwas wie ein fabrikneuer Oldtimer. Denn das Standardtaxi auf dem Subkontinent basiert auf dem englischen Morris Oxford von 1948 und wird inzwischen seit mehr als 50 Jahren nahezu unverändert gebaut.
„Der Wagen hatte so viel Charme, dass ich am liebsten einen mit nach Hause genommen hätte“, schwärmt Starke. Noch immer trauert er der verpassten Gelegenheit ein wenig hinterher. Doch im Prinzip ist er froh, dass er die Schnapsidee nicht verwirklicht hat. Denn wer als Urlaubssouvenir ein Auto mitbringt oder einen Exoten importieren will, um aufzufallen, der hat reichlich Papierkram zu erledigen. Vor allem dann, wenn das Auto in Europa sonst nirgends zu haben ist.
„Wird solch ein Fahrzeug aus einem Land außerhalb der Europäischen Union importiert, muss immer eine Hauptuntersuchung inklusive Abgasteil erfolgen“, sagt Hans-Georg Marmit von der Sachverständigenorganisation KÜS. Bei einem Neufahrzeug ohne EG-Typgenehmigung sei zum Beispiel noch eine Begutachtung der Beleuchtung und des Abgasverhaltens vorgeschrieben. Und wenn das Auto im Ausland bereits auf der Straße war, müsse eine Vollabnahme bei einer technischen Prüfstelle erfolgen.
Kandidaten für den Exoten-Import gibt es viele, auch von namhaften Marken. Denn die meisten Hersteller bieten in unterschiedlichen Ländern verschiedene Autos an, von denen einige durchaus faszinieren können. So schielen Nostalgiker sehnsüchtig nach Brasilien, wo Volkswagen den Oldie-Bus T2 zumindest äußerlich fast unverändert weiterbaut. Allerdings warnt ein Sprecher von VW Nutzfahrzeuge in Hannover vor einem voreiligen Import: „Der T2 aus Brasilien ist in Deutschland nicht zulassungsfähig. Auf den Käufer kommen deshalb Aufwand und zusätzliche Kosten unter anderem für die Zulassung per Einzelabnahme oder das Abgasgutachten zu.“
Mit exotischen Importen wollen die Vertragshändler hierzulande in der Regel nichts zu tun haben. Besitzer solcher Autos können also weder bei einem Garantiefall noch bei der Ersatzteilbeschaffung Hilfe erwarten. Probleme drohen deshalb auch verwöhnten Hinterbänklern mit schmalem Dienstwagenbudget, die neidisch nach China schauen, wo es Autos wie den BMW 5er, den Audi A6 oder die E-Klasse von Mercedes als günstige Chauffeurlimousinen mit verlängertem Radstand gibt. Und in Japan locken Dutzende sogenannter Kei-Cars, die mit Rücksicht auf die überfüllten Innenstädte auf Bonsaiformat geschrumpft wurden.
Beim Peugeot 207 Hoggar, einem Lifestyle-Pick-up aus Südamerika, kann es Unternehmenssprecher Bernhard Voß zufolge unter anderem bei der Einzelabnahme Schwierigkeiten geben. Dafür müsse der Besitzer erst einmal eine technische Dokumentation aus der Firmenzentrale in Paris beschaffen.
Mit importierten Autoexoten tut sich aber nicht jeder Hersteller schwer: Wer sich aus Amerika etwa den Honda Element über den Atlantik holt, der so etwas wie die japanische Antwort auf den Renault Kangoo ist, kann auf die volle Unterstützung der Deutschlandzentrale hoffen: „Wenn ein Kunde mit einem Honda-Importfahrzeug aus den USA für einen Service oder eine Reparatur zum Händler kommt, hilft ihm dieser auf jeden Fall weiter“, sagt Pressesprecher Alexander Heintzel.
Auch Nissan gibt sich diesbezüglich zugänglich. Zwar unterstreicht Sprecher Michael Bierdümpfl, dass europäische Händler für Importfahrzeuge aus den USA oder Japan nicht zum Service verpflichtet seien: „Aber natürlich ist jeder Händler in Deutschland bestrebt, bei technischen Problemen oder Unfällen behilflich zu sein.“ Das gilt beispielsweise für das ausschließlich in den USA angebotene Cabrio des Geländewagens Murano.
Ausländische Kultfahrzeuge wie den Ford Mustang, Dodge Charger oder Toyota FJ Cruiser müssen Fans nicht selbst ins Land holen - und das ist ein großer Vorteil. Diese Modelle seien so gefragt, dass sich einige Kfz-Händler auf deren Import spezialisiert haben, sagt Marmit. Wer seinen Wagen dort kauft, muss sich in der Regel nicht mehr um Zoll oder Zulassung kümmern, und er bekommt oft sogar eine Garantie.
Dass die Autobauer in der Regel nicht selbst in das Geschäft mit Import-Exoten einsteigen, sondern bestenfalls vereinzelte Händler, liegt an den schwer absehbaren Erfolgschancen. Der Nissan Cube zeigt wie kein anderes Auto, dass die Unternehmen damit offenbar nicht gut beraten sind: Der Kastenwagen ist in Japan ein Verkaufsschlager und kommt auch in Amerika gut an. In Europa dagegen war der Preis wegen des Wechselkurses so hoch und das Interesse so gering, dass der Cube nach nur zwei Jahren wieder vom Markt genommen wurde.