Schöner sonnen auf Rädern: Neue Extras fürs Cabrio

Limburg (dpa/tmn) - Ein versenkbares Dach reicht schon lange nicht mehr: Viele Hersteller bieten offene Autos an, da müssen pfiffige Extras den Unterschied machen. Das Angebot reicht vom Nackenfön bis zu wärmeabweisenden Ledersitzen.

Reicht der Pulli oder sollte eine Jacke mit? Oder vorsichtshalber auch die Sonnencreme? Die Antwort auf diese Fragen findet der Cabriofahrer von heute im Bordcomputer. Er könnte auch den Wetterbericht im Radio hören oder in den Himmel blicken. Doch BMW hat eine High-Tech-Lösung parat: Ein paar Klicks auf der Mittelkonsole reichen - schon hat man die aktuelle Wetterprognose für jede gewünschte Region auf dem Bildschirm. Und weiß, ob, wann und wie man die Sonne auf Rädern genießen kann. So verspricht es die Münchner Marke.

„Cabriowetter“ heißt diese Funktion des internetbasierten Telematik-Paketes Connected Drive von BMW: Wie ein Wetterfrosch im Handschuhfach bietet sie dank einer Online-Verbindung zu einem Server Prognosen zu Temperaturen und Regenwahrscheinlichkeit. Und sie steht für einen Trend, den man derzeit bei vielen Herstellern beobachten kann: „Weil mittlerweile fast alle Marken ein offenes Auto anbieten, wollen sie die Kaufentscheidung zusätzlich mit vielen möglichst pfiffigen Extras beeinflussen“, sagt Nick Margetts vom Marktbeobachter Jato Dynamics in Limburg.

So auch bei Porsche: In Zuffenhausen spricht man beim neuen 911 Cabrio nicht zuallererst über Fahrfreude und Faszination des Sportwagens, sondern über das neuartige „Flächenspiegelverdeck“: In die Stoffbahnen hat Porsche ungewöhnlich breite Streben aus Magnesium eingenäht. So sei das Cabriodach besonders formstabil, erläutert Pressesprecher Hermann-Josef Stappen: „Die Silhouette gleicht bei geschlossenem Verdeck beinahe vollständig der des Coupés.“

Auch bei Mercedes in Sindelfingen haben die Ingenieure ihren Einfallsreichtum beim Thema Open Air bemüht. Für den SL gibt es ein Frontbass-System, das auch während der Frischluftfahrt gute Akustik erzeugen soll. „Dafür werden erstmals die Hohlräume der Karosserie als Bassreflektoren genutzt und sorgen so für einen besonders satten Sound“, wirbt Baureihenchef Jürgen Weissinger.

Außerdem haben die Mercedes-Techniker ein neues Scheibenwischersystem entwickelt. Es heißt Magic Vision Control und arbeitet computergesteuert mit Waschdüsen, die direkt im Wischer integriert sind. Sie lassen sich laut Weissinger so programmieren, dass nur dann Wasser fließt, wenn der Wischer seine Abwärtsbewegung macht. Ansonsten könnte bei offenem Verdeck Wasser in den Fahrgastraum spritzen. „Damit ist die unfreiwillige Dusche beim Scheibenwaschen passé.“

Im SL gibt es jetzt auch das Glasdach Magic Sky Control, das im kleinen Bruder SLK schon länger verfügbar ist. Es nutzt spezielle Partikel im Glas, die sich elektrisch bewegen lassen und das Dach so auf Knopfdruck sichtlich verdunkeln können. „Wenn es draußen richtig heiß ist, bleibt es so drinnen angenehm kühl“, erläutert Entwickler Uwe Renz die Funktion des Hardtops.

Ein anderer Trick gegen den Hitzestau sind spezielle Lederbeschichtungen, wie sie Audi beim A5 einsetzt. Besondere Pigmente in der Lederfarbe reflektieren das Sonnenlicht und verringern die Aufheizung der Sitze gegenüber herkömmlichem Leder, so Pressesprecher Josef Schloßmacher: „Parkt man das Auto offen in der Sonne, kann der Temperaturunterschied bis zu 20 Grad betragen.“

Während die Ingenieure die Cabrios im Sommer möglichst kühl halten wollen, geht es ihnen zu Beginn und Ende der Saison vor allem um wohlige Wärme: Diese erzeugt neben der Klimaanlage ein sogenannter Nackenföhn: Ein Heißluftgebläse in den Kopfstützen von Autos wie Mercedes SLK und SL oder Peugeot 308 CC taucht den Kopf der Insassen in eine Warmluftwolke: „Während es draußen schon kühler wird, sitzt man so drinnen mollig warm“, sagt Peugeot-Sprecher Bernhard Voß.

Eine Verlängerung der Saison für Cabriofahrer soll auch der sogenannte Always-Open-Timer in Mini Cabrio und Mini Roadster bewirken. Zwar kann er weder wärmen noch die Zugluft verringern. Aber er zählt die Stunden, die man offen fährt, und er soll den Fahrzeugbesitzer über einen Internet-Vergleich mit anderen Mini-Fahrern zu einer gewissen Widerstandsfähigkeit gegen Wind und Wetter anspornen.

Dass die Hersteller viele solcher Extras anbieten, hat neben dem Anliegen, Cabriofahrten möglichst angenehm zu gestalten, noch einen handfesten Grund, so Marktbeobachter Margetts: „Ganz nebenbei treibt man so natürlich geschickt den Kaufpreis in die Höhe, aber nicht alles, was uns die Industrie verkaufen will, ist wirklich sinnvoll.“

Kaufinteressenten rät er, genau zu überlegen, welches Gimmick sie für sinnvoll halten. Ein Nackenföhn zum Beispiel mache es zwar schön warm im offenen Auto - aber manchmal helfe auch einfach ein Schal.