25 Modelle im ADAC-Testlabor Reichweiten-Check: So schlagen sich E-Autos bei Kälte
München · Der ADAC prüfte Elektroautos im Winter und simulierte mit 25 Modellen eine Langstreckenfahrt von München nach Berlin - das sind die Ergebnisse.
Immer schneller - laden. Immer weiter - fahren. Gerade bei E-Autos schreitet die Entwicklung von Batterie- und Ladetechnik schnell voran. Auch schnell genug für besondere Bedingungen, etwa auf der Langstrecke - gerade im Winter, wo Verbraucher wie Heizung und Co. an der Reichweite knabbern?
Der ADAC wollte das genau wissen und hat mit 25 aktuellen E-Autos einen umfassenden Winter-Reichweitentest durchgeführt. Geprüft wurden 25 Elektrofahrzeuge im Testlabor. Hier simulierte der Autoclub nach eigenen Angaben eine Autobahnfahrt von München nach Berlin mit realistischem Streckenprofil und Verkehrsgeschehen bei im Schnitt 0 Grad Celsius - eine klassische Fahrt in den Winterurlaub quasi. Das Ergebnis zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Modellen - und der Testsieger hat seinen Preis.
Teure Luxusmodelle liegen im Winterreichweiten-Test vorn
Die Nase vorn hat der Mercedes-Benz EQS 450+, der die 582 Testkilometer sogar ohne Ladestopp schaffte - es blieben am Ende noch 18 Kilometer übrig. Zudem punktet er mit dem geringsten Verbrauch (20,4 kWh/100 km) und hoher Nachladeleistung. Energie für 304 km nachzuladen war in den vorgegebenen 20 Minuten möglich. Der EQS für 109.550 Euro wurde mit „sehr gut“ bewertet.
Auch die zwei nachfolgenden Modelle auf dem Siegertreppchen zeigten „starke Leistungen“ und belegen die Plätze zwei und drei. So bekam der Porsche Taycan Performancebatterie Plus für 107.225 Euro ebenfalls ein „Sehr gut“. Er kam auf eine Reichweite von 504 km und fasste im 20-minütigen Nachladen sogar Energie für 370 km nach.
Dahinter folgt der Lucid Air Grand Touring AWD mit „gut“ für 129.900 Euro. Er kam 518 Kilometer weit und zapfte in 20 Minuten Power für weitere 255 km. Doch das sind extrem teure Luxusautos und für viele nicht erschwinglich. Etwas günstiger immerhin sind Autos wie der VW ID.7 Pro S für 58.895 Euro („gut“). Er schaffte 436 km und lädt für 261 km binnen 20 Minuten nach.
Das Tesla Model 3 MR RWD („gut“) für 44.900 Euro kam 423 km weit und lädt in 20 Minuten für 207 weitere. Beide seien also gute Alternativen, so die Tester. Sie böten eine gute Reichweite bei niedrigem Verbrauch und könnten auch bei tiefen Temperaturen auf der Langstrecke überzeugen. Noch zwei weitere Modelle werden „gut“ bewertet.
Bis zu 50 Prozent höherer Verbrauch im Test
Die hinteren Plätze belegen E-Autos, die um rund 40 bis 50 Prozent höheren Verbrauch im Vergleich zum Testsieger sowie längere Ladezeiten aufweisen. Das schränkt hier die Langstreckentauglichkeit im Winter ein, obgleich sie mit Preisen zwischen rund 46.000 und 57.000 Euro keine Schnäppchen sind. Sie schneiden aber wie insgesamt neun Modelle mit „ausreichend“ ab. Ebenso viele Modelle bewertet der Club mit „befriedigend“.
Es gab auch Unterschiede zwischen den WLTP-Herstellerangaben und der realen Reichweite im Test bei 0 Grad - sie waren „teilweise allerdings gravierend“, so der ADAC in einer Mitteilung.
Modelle mit unterschiedlicher Reichweite in WLTP-Herstellerangaben und im ADAC-Wintertest:
Modell WLTP-Normreichweite ADAC-Wintertest-Reichweite
Mercedes-Benz EQS 450+ 817 km 600 km
Porsche Taycan Performancebatterie Plus 667 km 504 km
Lucid Air Grand Touring AWD 839 km 518 km
VW ID.7 Pro S 700 km 436 km
Tesla Model 3 MR RWD 702 km 423 km
Das Fazit des Clubs: Der Test zeige, dass die E-Mobilität auch bei winterlichen Temperaturen und langen Strecken alltagstauglich ist. Dennoch gebe es große Unterschiede, die für Verbraucher bei der Wahl des richtigen Fahrzeugs entscheidend sein können.
© dpa-infocom, dpa:250130-930-360555/1