Range Rover Sport: Offroader mit Antritt

Berlin (dpa-infocom) — Eigentlich ist die Überholspur das Revier der Schwestermarke Jaguar. Doch wenn Land Rover den neuen Range Rover Sport bringt, dann hat dort die Allradfraktion mal wieder einen ihren seltenen Gastauftritte.

Der Range Rover Sport wird als der bisher schnellster Range Rover eingeführt. Das tiefergelegte Flaggschiff der Briten ist auf der Autobahn eher zu Hause als im Amazonasdelta. Das Sport-Modell startet bei 59 900 Euro und kostet so etwa 25 000 Euro weniger als ein Range Rover.

Drei von vier Bauteilen sind neu

Range Rover und Range Rover Sport tragen den gleichen Familiennamen und nutzen denselben Technik-Baukasten, aber innen wie außen sind die beiden Briten komplett anders geschnitten. Es gibt bei beiden Baureihen nur 25 Prozent Gleichteile. Wie das Standard-Modell hat die Sport-Variante erstmals eine Aluminium-Karosserie und ist gut 400 Kilo leichter als ihr Vorgänger.

Außen erkennt man die Unterschiede außer am sechs Zentimeter flacheren und 15 Zentimeter kürzeren Aufbau vor allem am sportlicheren Zuschnitt: Die Scheinwerfer haben mit den markanten LED-Ringen einen stechenden Blick. Auf der Motorhaube gibt es Nüstern. Die Kotflügel tragen Kiemen wie mancher Sportwagen. Das Dach fällt nach hinten ein wenig ab. Und wo andere Geländewagen einen Unterfahrschutz haben, erinnert das Heck hier eher an einen Diffusor.

Mehr Halt vorn und bequeme Sitze hinten

Auch innen gehen die beiden Brüder getrennte Wege. Vorn gibt es stärker ausgeformte Sitze für besseren Seitenhalt. Ein neues Cockpit legt sich enger um den Fahrer und wartet endlich wieder mit einem echten Schaltknauf auf.

Hinten gibt es statt der feudalen Chaiselongue eine normale Rückbank — und mehr Platz als je zuvor. Weil der Range nicht nur Power hat, sondern auch einen Sinn fürs Praktische, kann man dort jetzt bequemer sitzen. Zudem kann man aus dem Boden des Kofferraums erstmals eine dritte Bank heraussurren lassen.

Wer den Sport ernst nimmt, braucht den V8

Zwar bietet Land Rover für den günstigen Preis einen V6-Diesel an, der aus drei Litern Hubraum wahlweise 190 kW/258 PS oder 215 kW/292 PS schöpft. Doch wer es ernst meint mit dem Sport, der muss ein wenig tiefer in die Tasche greifen und für mindestens 88 300 Euro den V8-Kompressor bestellen. Er holt aus fünf Litern Hubraum imposante 375 kW/510 PS heraus. Wenn die famose Achtgang-Automatik den Motor stets im optimalen Betriebsbereich hält und bis zu 625 Newtonmeter (Nm) zu Werke gehen, dann fallen selbst 2,3 Tonnen nicht mehr ins Gewicht. Fast so flott wie ein Sportwagen spurtet der Brite in 5,3 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht erstmals 250 km/h.

Dass der Range Rover Sport beim verschärften Ausritt nicht nur ungewöhnlich leicht, sondern auch überraschend handlich wirkt, liegt am gut abgestimmten Fahrwerk. Wenn man beim Terrain-Response-System auf den neuen Dynamic-Mode wechselt, versteift sich das Auto spürbar, die Lenkung wirkt schärfer, die Federung strammer, und an der Hinterachse nehmen das Differential sowie das Torque Vectoring ihre Arbeit auf: Dieses System lenkt die Kraft verstärkt zum äußeren Rad und sorgt so dafür, dass der Wagen noch schneller um die Kurve kommt.

Sparen oder Spaß haben - beides geht nicht

Wer im Range Rover Sport seinen Spaß haben will, der kann allerdings das Sparen vergessen. Auf dem Prüfstand ist der Verbrauch zwar durch den Leichtbau um bis zu 24 Prozent gesunken und liegt beim V8 bei 12,8 Litern (CO2-Ausstoß: 298 g/km). Aber in der Praxis ist der Sportler schnell bei 20 Litern — vor allem, wenn man ihn so benutzt, wie es sein Name vorgibt.

Ach ja: Ins Gelände kann der Range Rover Sport natürlich auch - und zwar besser als bisher. Der Allradantrieb ist gesetzt, alle Offroad-Kennzahlen von der Watttiefe bis zu den Böschungswinkeln wurden verbessert und die Elektronik wacht nun noch gründlicher über die Auto-Abenteurer. So gibt es für Flussdurchfahrten erstmals eine automatische Wasserstandsmeldung, die Alarm schlägt, bevor es für Auto und Insassen gefährlich wird.

Fazit: Sieg der Unvernunft

Die Wenigsten dürften einen Sportwagen brauchen, der auch durch den Schlamm fahren kann. Ebenso wenig zwingend notwendig ist ein Geländegänger, mit dem man sich auch auf die Rennstrecke trauen kann. Doch die Kombination ist faszinierend und so wunderbar unvernünftig, dass sie fast schon wieder charmant ist. Wenn Geld keine Rolle spielt, einen der Klimaschutz kalt lässt und man nicht den dritten Porsche Cayenne im Viertel fahren will, dann könnte der Range Rover Sport zum Zuge kommen.

Datenblatt: Land Rover Range Rover Sport V8Supercharged

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke