Autotest VW feiert Wiedereröffnung im Hotel California
Berlin · Es ist ein wenig wie die Rückkehr an einen geliebten Urlaubsort aus der Jugendzeit: Kaum steigt man in den neuen VW California, ist das alte Feriengefühl wieder da. Nur viel smarter als früher.
Normalerweise sorgt sie für eine reibungslose Logistik bei Firmen und Familien. Doch jetzt geht es mal nicht um Pakete, Werkzeug oder möglichst viele Personen in einem Auto, sondern die Nutzfahrzeugsparte bei VW schürt mit einem neuen California das Reisefieber.
Nach Jahren geht der VW für die Ferien in die nächste Generation - nun auf Basis des Multivans T7. Den California baut VW seit 20 Jahren in Hannover in Eigenregie zum Camper um. Vorher hatte dies seit 1989 die Fremdfirma Westfalia getan.
Zum Händler kommt der Neue erst zum Ende dieser Reisesaison im Spätherbst, und das zu Preisen ab 62.689 Euro. Sie liegen zwar - zumindest für das Basismodell - sogar unter dem Vorgänger, lassen sich aber bis in sechsstellige Höhen treiben.
Näher am Pkw denn je
Wie immer basiert der California auf dem jeweils aktuellen Multivan. Und weil der seit der jüngsten Generation aus dem Modularen Querbaukasten von Golf & Co kommt, sind die Änderungen diesmal fast schon revolutionär.
Nein, das gilt nicht für den Antrieb, selbst wenn es jetzt neben einem Diesel und einem Benziner mit jeweils 2,0 Litern Hubraum und 110 kW/150 PS oder 150 kW/204 PS auf dem Weg in die elektrische Zukunft erstmals einen Plug-in-Hybriden gibt. Damit kann der California immerhin ein paar Dutzend Kilometer stromern und hat obendrein Allradantrieb.
Und es gilt auch nicht für das digitale Cockpit mit seinem modernen Infotainment und die vielen Assistenten - auch wenn die elektrische Parkbremse und der Getriebewählhebel im Armaturenbrett hier mehr Sinn ergeben, weil man die Sitze besser drehen und leichter nach hinten durchsteigen kann.
Sondern das gilt vor allem für das Format, das mit der neuen Plattform einhergeht und die neuen Möglichkeiten, die das für den California eröffnet.
Durchgehend geöffnet
Zum einen sind da die großzügigeren Abmessungen: Der California legt in der Länge um fast 30 Zentimeter zu und bietet zudem ein paar Zentimeter mehr Breite. Das fühlt sich drinnen an, als hätte man im Urlaubshotel ein Upgrade bekommen.
Und zum anderen ist da die zweite Schiebetüre, die jetzt erstmals bei einem California eingebaut wird - und das immer serienmäßig. Zwar kostet das eine Kochplatte in der Küchenzeile, damit noch Platz für den Durchstieg bleibt. Aber dafür öffnet sich die Küche so nach außen und es gibt eine zusätzliche Lebenswelt: rechts das Sonnendeck und links das Esszimmer unter freiem Himmel, zusätzlich zum Penthouse in dem ebenfalls serienmäßigen Aufstelldach und natürlich der Sitzecke und der Schlafkoje in der Kabine.
Für dieses neue Wohnkonzept hat VW einen variablen Klapptisch entwickelt, der drinnen wie draußen installiert werden kann. Und dafür ist der Kühlschrank nun so montiert, dass er für frische Getränke auch von außen erreichbar ist.
Erfahrung zahlt sich aus
Der frische Wind mit der zweiten Schiebetüre mag neu sein, doch ansonsten beweist der California seine alten Qualitäten und man spürt bei jedem Detail die Erfahrung, die in dem Konzept steckt. Zum Beispiel beim Schiebeboden in der Dachluke, der auch auf engstem Raum für etwas Privatsphäre sorgt, bei der Aufteilung von Schränken und Schubladen, oder bei den bequemen Betten.
Doch trotzdem verharren die Niedersachsen nicht im Altbewährten, sondern lassen sich viel Neues einfallen. Diesmal etwa Verdunklungen, die auch als Wandschränke dienen, oder eine digitale Vernetzung, mit der alle Camping-Funktionen über den Touchscreen im Cockpit, ein zweites Display im Fond oder gleich auf dem Smartphone gesteuert werden können. So wird das Hotel California zum Smarthome auf Zeit.
Für Abenteuer und Alltag
Zwar schürt VW mit dem California vor allem das Reisefieber. Aber damit das Auto außerhalb der Ferien nicht unnütz herum steht, hat sich der Van seine Alltagstauglichkeit bewahrt. Er bleibt trotz Dachzelt knapp unter zwei Metern und passt so ins Parkhaus. Er ist trotz seiner nun 5,17 Metern Länge handlich und wendig, fährt ruhig und gelassen und lässt sich mithilfe der Kameras auch durch enge Straßen bugsieren. Das hohe Gewicht wird von drehmomentstarken Motoren kompensiert.
Und vor allem bietet er genügend Platz, der variabel nutzbar ist - mit verschiebbaren Einzelsitzen, die sich auch ausbauen lassen. Davon profitiert erst recht, wer statt den voll ausgebauten Versionen „Coast“ oder „Ocean“ die Einstiegsvariante „Beach“ bestellt. Dann gibt's statt der kompletten Küchenzeile eine Koch- und Arbeitsecke in Ausziehfächern unter dem Ladeboden im Fond und dazwischen bleibt Platz für bis zu vier Sessel.
Fazit: Was lange währt, bleibt einfach gut
Ja, VW hat sich mit dem Generationswechsel viel Zeit gelassen. Aber dafür haben sie das Hotel California in Hannover auch gründlich renoviert - und das, ohne seinen Charakter und seine Qualitäten zu verändern. So fährt der Van tapfer durch den Alltag und schürt jeden Tag aufs neue das Fernweh - wenn doch nur schon wieder Ferien wären.
Datenblatt: VW California „Ocean“
Motor und Antrieb: Turbodiesel-Direkteinspritzer
Hubraum: 1.968 ccm
Max. Leistung: 110 kW/150 PS
Max. Drehmoment: 360 Nm
Antrieb: Frontantrieb
Getriebe: Siebengang-Doppelkupplung
Maße und Gewichte
Länge: 5.173 mm
Breite: 1.941 mm
Höhe: 1.990 mm
Radstand: 3.124 mm
Leergewicht: 2.386 kg
Zuladung: k. A.
Kofferraumvolumen: bis zu 4.005 Liter
Fahrdaten
Höchstgeschwindigkeit: 188 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 7,2 s
Durchschnittsverbrauch: 6,7 Liter/100 km
CO2-Emission: 177 g/km
Kraftstoff: Diesel
Schadstoffklasse: Eu6
Energieeffizienzklasse: k. A.
Kosten
Basispreis des VW California: 62.689 Euro
Basispreis des VW California TDI „Ocean“: 87.548 Euro
Typklassen: k. A.
Kfz-Steuer: 354 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit: Fünf Airbags, Rückfahrkamera, Geschwindigkeitswarner, Tempomat
Komfort: Aufstelldach mit Doppelbett, Küchenzeile, Außendusche
© dpa-infocom, dpa:240904-930-223334/1