Was den Kombi von heute ausmacht
Limburg (dpa/tmn) - Gummibänder, Schienensysteme und selbstöffnende Klappen - beim modernen Kombi kommt es auf mehr an als nur das Volumen des Gepäckraums. Praktische Ösen und Haken sorgen für fest vertäute Ladung auf ebenen Flächen.
Die Finessen gehen aber ins Geld.
1400 oder 1500 Liter? Solche Differenzen des Ladevolumens sind beim Kauf eines Kombis eher nebensächlich. Das Qualitätsplus von Autos mit Heckklappe und großem Gepäckabteil liegt mittlerweile in der Benutzerfreundlichkeit. „Was wirklich zählt, sind eine gute Raumaufteilung, ebene Flächen und ein paar nette Kleinigkeiten“, sagt Nick Margetts vom Marktbeobachter Jato Dynamics in Limburg. Auch die Hersteller wissen das und haben sich eine Vielzahl praktischer Details einfallen lassen - zum Beispiel die Heckklappe, die dem Fuß gehorcht.
Diese Art „Sesam öffne dich“-Spiel macht der neue Audi A6 Avant mit. „Wer mit Taschen oder Tüten hinter den Wagen tritt, muss nichts mehr abstellen und zum Schlüssel greifen“, erläutert A6-Produktmanager Manfred Sewenig in Ingolstadt das praktische Extra. „Sondern es genügt, den Fuß sanft unter den Stoßfänger zu lupfen, damit die Heckklappe elektrisch aufschwingt.“ Möglich macht das ein berührungsloser Bewegungssensor, der erst den Schlüssel in der Hosentasche des Fahrers und dann den Fuß als Signal zum Öffnen erkennt.
Auch wer die Hände frei hat, muss sich mit dem Gewicht der Klappe nicht mehr abmühen - viele Modelle in gehobenen Preissegmenten haben schon länger eine elektrische Betätigung für den Verschlag eingebaut. Dabei muss lediglich der Griff berührt oder ein Schalter betätigt werden, damit sich die Klappe öffnet. Und bei einigen Fahrzeugen, vor allem von BMW, kann man in engen Parklücken auch nur die hintere Scheibe öffnen.
Steht der Laderaum erst einmal offen, geht es vor allem um seine bestmögliche Nutzung. Wichtig sei vor allem, „dass Taschen und Tüten nicht lose im Auto herum fallen“, sagt Margetts. So finden sich in den Laderäumen viele Haken und Ösen, um Koffern und Kisten Herr zu werden: verschiebbare Gummibänder an den Seitenwänden, Taschenhaken an den Rücklehnen, Schienensysteme, die im Ladeboden eingelassen sind. „Zurrösen kann man genau dorthin schieben, wo man sie benötigt“, erläutert Josef Wüst, der bei BMW die Entwicklung des 5er verantwortet. Und mit speziellen Teleskopstangen lasse sich der Kofferraum aufteilen - zur Sicherung einzelner Gepäckstücke.
„Wer diese Optionen nutzt, ist aber von seiner Sorgfaltspflicht nicht entbunden“, mahnt Hans-Georg Marmit von der Sachverständigen-Organisation KÜS in Losheim am See. Zwei einfache Regeln gelten immer: Schwere Gepäckstücke gehören nach unten, und es darf nicht über die Höhe der Rückbank hinaus gestapelt werden. „Wer bis unters Dach laden möchte, der braucht ein spezielles Trennnetz, das die Insassen bei einer Vollbremsung vor dem Gepäck im Rücken schützt.“ Fast jeder Kombi könne mit diesem ausgerüstet werden.
Soll größeres Ladegut befördert werden, kommt es vor allem auf den Klappmechanismus der Rücklehne an. Musste man früher meist erst zu den hinteren Türen laufen und an Hebeln ziehen, lassen sich die Rücklehnen mittlerweile oft vom Kofferraum aus entriegeln. Bei Fahrzeugen wie dem BMW 5er GT machen die Einzelsitze im Fond sogar elektrisch Platz.
Als besondern Clou für Latten und Leitern bieten einige Kombis darüber hinaus auch einen umklappbaren Beifahrersitz. So wächst die maximale Ladelänge teilweise auf mehr als zwei Meter. Damit man große und schwere Gepäckstücke nicht mühsam ins Auto wuchten muss, haben einige Hersteller ausfahrbare Ladeböden im Programm. Angeboten wird das etwa im Skoda Superb Combi oder im T-Modell der Mercedes E-Klasse.
Daneben bieten die Hersteller eine Vielzahl kleiner Finessen an, die das Leben der Kombifahrer leichter machen sollen. Bei Skoda zum Beispiel kann man die Gepäckraumbeleuchtung aus der Halterung lösen und als Taschenlampe verwenden. Zahlreiche Kombis bieten Geheimfächer und doppelte Böden für wertvolle, empfindliche oder schmutzige Transportgüter im Souterrain des Kofferraums. Häufig kann man den Ladeboden auch wenden und so den feinen Zwirn vor Schmutz schützen.
Die Vielzahl der Extras hilft zwar laut Analyst Margetts mitunter bei der Kaufentscheidung, und einige Innovationen könnten die Kunden durchaus zum Markenwechsel bewegen. Doch zahlen sie dann oft auch mehr: „Denn je pfiffiger und praktischer solche Lösungen sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit für einen satten Aufpreis.“ Auch das ist in den Augen von Margetts ein Grund dafür, weshalb die Hersteller so viele Lebenshelfer für Lademeister entwickeln: „Die freuen nicht nur die Kunden, sondern am Ende auch die eigenen Buchhalter.“ Für die gestengesteuerte Heckklappe des A6 nimmt Audi im Paket mit einem Funkschlüssel zum Beispiel 1340 Euro.