Was vom Auto übrig blieb - Wovon der Restwert abhängt
Berlin (dpa/tmn) - Nach einigen Jahren ist ein Auto nicht gleich Schrott - aber der Wertverlust frappierend. Was des Neuwagenkäufers Leid, ist des Gebrauchtwagenkunden Glück. Beide sollten wissen: Es gibt günstige und ungünstige Momente für Wiederverkauf und Anschaffung.
Beim Restwert von Autos gibt es entgegengesetzte Interessen - es kommt auf den Blickwinkel an: Käufer eines Gebrauchten freut es, wenn Fahrzeuge nach ihrer Erstzulassung rapide an Wert verlieren und fast neuwertig zu Schnäppchenpreisen angeboten werden. Neuwagenkunden hingegen, die ihr Fahrzeug nach wenigen Jahren wieder veräußern wollen, trifft der Wertverlust hart.
„Das Auto ist ein technisches Produkt, dessen Restlebensdauer mit seinem Gebrauch sinkt - damit sinkt auch sein Restwert“, erklärt Siegfried Trede, Leiter der Fahrzeugbewertung bei der Deutschen Automobil-Treuhand (DAT). „Im ersten Jahr eines Autolebens ist der Wertverlust überdurchschnittlich hoch, in den Folgejahren bleibt er in Prozent gesehen relativ gleich.“
Wer also keinen Wert darauf legt, ein Auto fabrikneu in Empfang zu nehmen, ist gut beraten, es nahezu neuwertig aus zweiter Hand zu kaufen - zum Beispiel den Vorführwagen eines Händlers. Zu beachten ist laut dem ADAC dabei, dass mit dem Datum der Erstzulassung Fristen zu laufen beginnen - etwa die Garantiefrist, die Frist zur Neuwertentschädigung bei der Vollkaskoversicherung oder die Frist für die Kfz-Hauptuntersuchung. Je länger die Zulassung eines Autos zurückliegt, desto höher sollte der Preisnachlass bei jungen Gebrauchten daher ausfallen.
Thomas Schuster von der Prüforganisation KÜS nennt weitere Faktoren, die den Restwert beeinflussen: Marken-Image, Modell, Fahrzeugsegment oder auch ein absehbarer Generationswechsel wirkten sich ebenfalls auf die Wertstabilität eines Auto aus. „Einer der größten Faktoren ist aber die Kilometerleistung“, betont er.
So ergab eine Stichprobe auf einer Internet-Handelsplattform: Ein Golf VI TSI mit 90 kW/122 PS von Mitte 2011 wird bei knapp 80 000 Kilometern auf dem Tacho mit 11 600 Euro angeboten. Für einen vergleichbaren und sogar drei Monate älteren Golf mit nur gut 20 000 Kilometern Laufleistung werden in der Stichprobe 3200 Euro mehr verlangt. Und es gibt eine magische Grenze: „Ist ein Auto weniger als 100 000 Kilometer gelaufen, kann man dafür noch einen weit besseren Preis erzielen als für eines, das über dieser Marke liegt, selbst wenn es jünger ist“, sagt Roland Stach vom Branchendienst Eurotax-Schwacke.
Nicht vergessen werden dürfen der Pflegezustand und die Ausstattung eines Wagens. Wie viel solche Faktoren ausmachen, hänge wiederum vom Fahrzeugsegment ab: „Bei Porsche spielt der Pflegezustand eine größere Rolle als bei einem Fiat Punto oder einem Lieferwagen“, sagt Schuster. In punkto Ausstattung verkaufe sich ein Auto ab der oberen Mittelklasse aufwärts zum Beispiel ohne Navi oder Klimaautomatik schlechter als mit, ergänzt Stach.
Nach Segmenten betrachtet haben kleine Autos laut einer DAT-Analyse von Händlerdaten aus dem Zeitraum Januar 2012 bis Februar 2013 den geringsten Wertverlust. Demnach sind drei Jahre alte Kleinwagen mit 45 000 Kilometern auf dem Tacho im besten Fall noch knapp zwei Drittel (60 Prozent) ihres ehemaligen Neupreises wert. Auf der anderen Seite stehen Oberklasse-Pkw, die nach drei Jahren und 75 000 Kilometern teils nur noch für knapp 45 Prozent ihres ursprünglichen Listenpreises gehandelt werden. Dazwischen liegen die Segmente SUV mit der zweitbesten Wertstabilität, untere Mittelklasse, Minicars, Mittelklasse, obere Mittelklasse, Vans und Oberklasse.
Doch längst nicht jeder nimmt vor dem Neuwagenkauf einen Rechenschieber zur Hand. „Nach wie vor ist es vielen wichtig, ein Auto als Neuwagen individuell zu konfigurieren“, sagt Stach. Um in Anbetracht des Werteverfalls möglichst viel Nutzen aus ihrem Fahrzeug zu ziehen, könne es mit Blick auf einen späteren Wiederverkauf sinnvoll sein, die Garantie nicht ganz ablaufen zu lassen. „Sie ist durchaus ein Verkaufsargument für den späteren Gebrauchten.“