Blackberry-Chef: Unsere Smartphones können Computer ersetzen

Köln (dpa) - Der kriselnde Smartphone-Spezialist Blackberry will seine neuen Geräte verstärkt als mobile Computer vermarkten und so die Wende schaffen.

Konzernchef Thorsten Heins sagte in Köln, er selbst habe im Büro bereits auf sein Notebook verzichtet und stattdessen nur noch das neue Blackberry-Smartphone Z10 und das Tablet Playbook benutzt. „Es war sehr befreiend.“

Das neue Betriebssystem Blackberry 10 und die kommenden Geräte gelten für viele Marktexperten als die letzte Chance des Unternehmens. Blackberry gehörte einst zu den Wegbereitern im Smartphone-Markt, verlor aber den Anschluss an die Google-Software Android und Apples iPhones. Ende 2012 lag der Anteil am Smartphone-Markt nach Zahlen der Marktforschungsfirma Gartner bei nur noch 3,5 Prozent nach 8,8 Prozent ein Jahr zuvor - und das bei einem Smartphone-Markt, der insgesamt boomte. Die weltweite Zahl der Blackberry-Nutzer stagniert bei rund 80 Millionen.

Der aus Deutschland stammende Heins ging auf die Zweifel ein. „Als ich Chef wurde, hat man mir vorhergesagt, dass wir gar nicht erst soweit kommen würden, das neue System vorzustellen.“ Jetzt sei Blackberry aber ein schuldenfreies Unternehmen mit Reserven von drei Milliarden Dollar. „Das ist mehr als genug, um unsere Vision des mobilen Computing zu verwirklichen und die Märkte zurückzuerobern.“ Heins musste nach hohen Verlusten mit einem harten Sparkurs durchgreifen.

Die neuen Blackberry-Geräte sollen in Deutschland kommende Woche bei Vodafone auf den Markt kommen und im März bei weiteren Netzbetreibern.

Blackberry 10 basiert auf der vom Unternehmen gekauften Industrie-Software QNX, die zuvor unter anderem in der Autoelektronik zum Einsatz kam. Hier will Heins ansetzen. Blackberry 10 könne in vernetzten Autos oder Zügen sowie zum Beispiel in der Gesundheitsvorsorge eingesetzt werden, sagte er. Die Software solle in den nächsten Jahren weiterentwickelt werden. „Wir wollen das beste Werkzeug sein, das die Menschen benutzen, um erfolgreich zu sein.“

Blackberry muss vor allem die Geschäftskunden überzeugen, die bisherige Stammkundschaft. Die neue Software ermöglicht eine strikte Trennung zwischen Beruflichem und Privatem. So kann ein Firmen-Administrator die geschäftlichen Daten eines Mitarbeiters kontrollieren, ohne dessen private Fotos oder E-Mails anzurühren. Diese Funktion heißt Blackberry Balance. Beim Blackberry Hub wiederum laufen alle Nachrichten zusammen - egal ob E-Mail, Twitter, Facebook oder Mitteilungen aus anderen Sozialen Netzwerken. Das soll für einen schnellen Überblick sorgen.

Um die Marke bei Verbrauchern wieder bekannter zu machen, engagierte Blackberry Sängerin Alicia Keys als Botschafterin. In Köln trat Ex-Tennisstar Boris Becker in Aktion. Allerdings scheiterte eine Video-Schaltung von Smartphone zu Smartphone mit ihm an Netzwerk-Problemen.