E-Commerce E-Commerce auf Höhenflug: Pandemiezeit stärkt den digitalen Handel weiter

Es scheint fast so als hätte sich der Online-Handel in den vergangenen Jahren auf den Corona-Pandemie-Boom vorbereitet.

Es ist ein Bild, das so zwar nicht der Realität entspricht, allerdings durchaus als Symbol für die aktuelle Zeit stehen könnte. Eine Zeit, in der Menschen sich mit Schutzmasken vor dem Coronavirus schützen und eine Zeit, in der selbst Produkte, die trotz Lockdown nach wie vor im Einzelhandel verfügbar waren, online gekauft wurden. Das trägt mitunter zum Boom im E-Commerce bei.

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Bereits seit Jahren verzeichnet der Onlinehandel laut dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. in Deutschland ein großes Wachstum. Von 46.901 Millionen Euro im Jahr 2015 kletterte der Umsatz auf 72.639 Millionen Euro im Jahr 2019. Das ist ein Wachstum von knapp 65 Prozent binnen nur vier Jahren. Geshoppt wurde bereits im Jahr 2019 hauptsächlich auf Online-Marktplätzen. Dort wurden knapp 47 Prozente der Online-Geschäfte erledigt.

Allein im Jahr 2019 stockten die Händler noch einmal ordentlich ihr Sortiment auf und fuhren ein sattes Plus ein – bei Produkten des täglichen Bedarfs (14,1 Prozent), bei Einrichtungsgegenständen (13,5 Prozent), in puncto Unterhaltung (11,5 Prozent), bei Bekleidung (11,4 Prozent) und mit Blick auf die Freizeitgestaltung (9,8 Prozent). Dass das Einkaufen sich im Pandemiejahr 2020 und noch heuer weiterhin größter Beliebtheit erfreut, zeigen auch die Zahlen vom interaktiven Handel im Jahr 2020.

Von 2019 zu 2020 – das hat sich verändert

Nicht nur die absoluten Zahlen zeugen vom Höhenflug im E-Commerce-Bereich und von einem Marktwachstum von 14,6 Prozent in Summe. Stattdessen zeigen die Marktzahlen des BEVH für das Jahr 2020 auch, in welchen Bereich besonders hoch geflogen wurde.

Der Lebensmittelhandel verzeichnete das größte Plus mit über 67 Prozent. Damit steigt gerade diese Branche mächtig aufs Gaspedal, denn im Ranking der umsatzstärksten Branchen steht der Lebensmittel-Onlinehandel noch vergleichsweise weit hinten an. Der Umsatz der Lebensmittelbranche ist von 1.595 Millionen Euro auf 2.667 Millionen Euro angestiegen. Auf Rang zwei stehen mit einem Plus von 53,9 Prozent Medikamente, die von 788 auf 1.213 Millionen Euro angestiegen sind. Vermutlich lässt sich der Pandemie-Effekt an dieser Stelle so erklären, dass die Menschen trotz der Option, im Lebensmittelhandel oder in der Apotheke einzukaufen, für diese essentiell wichtigen Bereiche doch den kontaktlosen Online-Handel vorzuziehen.

Deutlich geringer ist der Anstieg in den Branchen, die ohnehin bereits zu den Hauptakteuren im Bereich E-Commerce zählten, auch ohne Krise. Der Bekleidungssektor legte um 14,6 Prozent zu und stieg von 14.257 auf 16.338 Millionen Euro. Auch Elektronikartikel und Produkte aus der Telekommunikationsbranche stiegen „nur“ um 11,1 Prozent, lagen mit 13.225 Millionen Euro im Jahr 2019 und mit 14.697 Millionen Euro im Jahr 2020 aber bereits weit oben im Ranking der umsatzstärksten E-Commerce-Branchen.

Zuhause arbeiten, zuhause leben und zuhause einkaufen – das scheint der Trend der Zeit zu sein. Selbst Lebensmittel und Medikamente werden heute deutlich häufiger online bestellt.

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Die Zeit der Marktriesen und derer, die es über Nacht wurden

Vor allem auf Online-Marktplätzen tummeln sich die Verbraucher, die online shoppen möchten. Doch auch Privatpersonen haben sich im E-Commerce einen Namen gemacht, wie beispielsweise Andreas König und Alexander Pecka.

Gestartet ist das Duo bereits vor zweieinhalb Jahren, verraten sie im Interview. Damals bahnten sie sich ihren Weg in den Online-Handel. In der Zwischenzeit haben sie zehn Millionen Euro Umsatz mit E-Commerce generiert. Wie das funktioniert hat? Das Unternehmer-Duo hält Beteiligungen an Online-Shops und beschäftigt etwa 50 Mitarbeiter mit der eigenen Marke. Von den Irrungen und Wirrungen am Arbeitsmarkt in Coronazeiten waren ihre Mitarbeiter kaum betroffen, denn schon vor der Pandemie gab es kein Büro für alle, sondern unregulierte Arbeitszeiten und Arbeitsorte, die in der ganzen Welt verteilt waren. Damit stehen für das Unternehmerduo kaum Rechnungen für Geschäfts- und Lagerflächen zum Bezahlen an. Stattdessen heißen die Mitarbeiter weltweit die Neukunden willkommen, von denen monatlich etwa 10.000 bis 25.000 den Weg zu König und Pecka finden.

Ausblick: Bleibt der Corona-Effekt erhalten?

Laut E-Commerce-Verband sind die Umsätze im ersten Quartal nach wie von der Corona-Pandemie geprägt. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das ein Wachstum von 28 Prozent im ersten Quartal – von 16.482 Millionen Euro im ersten Quartal 2020 zu 21.090 Millionen Euro im ersten Quartal 2021. Zu bedenken gibt der Verband allerdings, dass die Zahlen aus dem ersten Quartal 2020 bereits unter Pandemieeinfluss gestanden haben sollen. Rein statistisch betrachtet wäre dennoch ein Plus geschrieben worden, allerdings von vermutlich 17 statt 28 Prozent.

Lebensmittel, Drogerieartikel, Medikamente – das waren die Top-Seller im ersten Quartal 2021.

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Im ersten Quartal 2021 schreibt sich ein Trend fort, den bereits die Zahlen von 2020 zeigten: All die Branchen, die nicht vom Lockdown betroffen waren – also Drogeriemärkte, der Lebensmittelhandel und Apotheken – steigerten ihren Online(!)-Umsatz im ersten Quartal 2021 erneut. Bürobedarf, Haushaltswahren und Do-it-yourself-Artikel liegen ebenfalls nach wie vor hoch im Kurs. Auch der Bekleidungssektor verzeichnet satte Umsätze.

Zu den Verlierern des E-Commerce-Booms gehören nach wie vor die Dienstleister im Internet, also beispielsweise Agenturen, die Tickets für Veranstaltungen, verkaufen sowieReiseanbieter. Bereits im ersten Quartal 2020 kam es dort zu einem Umsatzrückgang von 13,4 Prozent. Ein Minus von 70,9 Prozent lässt sich in den Zahlen für das erste Quartal 2021 erkennen.