Grefrather Buchhandlung Viel mehr als nur eine Buchhandlung
Grefrath. · Bei Karl Gross gibt es nicht nur Bücher, sondern auch viel Musik und Veranstaltungen – zum Beispiel in der Reihe „Kultur am Montag“.
Wer montagabends die Grefrather Buchhandlung aufsucht, entscheidet sich für einen besonderen Ort der (Musik-)Kultur. Seit 1998 bittet Buchhändler Karl Gross zur „Kultur am Montag“ in sein Geschäft an der Hohen Straße 25. Lesungen, Konzerte und mehr stehen seither in loser Folge auf dem Programm. Das Besondere daran ist vor allem die Nähe zu dem oder den Künstlern, denn das Publikum sitzt direkt vor der sechs Quadratmeter kleinen Bühne.
„Ich mache das für meine Kunden“, sagt Gross, „denn wenn mein Laden nicht läuft, kann ich auch keine Veranstaltungen machen. Ich bin kein Mäzen, sondern ein Mensch mit Spaß an Musik und Literatur.“ Dass er dabei teils namhafte Künstler locken konnte, zählt zu seinen Verdiensten. Doch Gross bleibt bescheiden: „Mir geht es nicht um Promis, sondern um Qualität.“ Und dafür ist die Reihe „Kultur am Montag“ ein Garant.
Der Macher dahinter heißt Karl Gross, wurde 1951 in Uedem geboren und studierte nach dem Abitur Anglistik und Germanistik in Düsseldorf. Lange arbeitete er als Übersetzer (Englisch/Deutsch), bevor er 1993 das letzte freie Ladenlokal in Grefrath an der Vinkrater Straße anmietete und eine Buchhandlung eröffnete. 1998 bekam er von seinem heutigen Vermieter das Angebot, von der Peripherie ins Zentrum umzuziehen. Gesagt, getan. Wo einst Textilien verkauft wurden, gab es fortan Bücher und mehr – bis heute.
„Schon damals träumte ich von Lesungen bei mir“, sagt Karl Gross. Die erste bestritt der Grefrather Lyriker Herbert Sleegers im November 1998. „Meine Idee war es, lebendige Kultur zu bieten“, sagt Gross. Als der Grefrather Trompeter Markus Türk anfragte, ob seine Band „Jansen“ bei Gross auftreten dürfe, sagte der „einfach Ja“. Vor 14 Gästen bot die Kulttruppe um Markus Maria Jansen einen klasse erdigen, schrägen Auftritt voller Rückkopplungen, aber sattem Sound. Die Erkenntnis des Abends: „Die Akustik war wider Erwarten gut“, so Gross.
Auf diesen Startschuss folgten zahlreiche Musikerlebnisse. Heute umfasst die „Kultur am Montag“ fünf dicke Aktenordner voller Erinnerungen. Darin zu stöbern, ist Zeitgeschichte pur. Und weil Gross ein Meister kurzweiliger Anekdoten ist, gibt’s diese gleich obendrauf. Etwa die vom Schachfreund, der anrief und einen Ringelnatz-Interpreten wärmstens empfahl, was im heiteren Desaster endete. Denn der Arme war so nervös, dass er sich dauernd verhaspelte und erst nach der Pause und drei Gläsern Rotwein in Fahrt kam. Als der ihm zugewiesene marode Stuhl lauthals zusammenbrach, war’s doch noch „ein richtig schöner Abend“. Der Künstler blieb unverletzt.
Ein Highlight war sicherlich das Gastspiel von Frank Schätzing im Januar 2015. Er las aus „Breaking News“ und fesselte das Publikum damit sehr. „Alles reiner Zufall“, fasst Gross zusammen, der eh daran glaubt, dass sich das Meiste im Leben von allein ergibt. Ans Aufhören denkt er, selber längst im Rentenalter, aber noch lange nicht: „Ich könnte es tun, will es aber nicht. Veranstaltungen könnte ich bis ans Ende meiner Tage machen“, sagt er.