Kempen Wie ein Kempener Ehepaar in Paraguay hilft
Kempen. · Hermann und Ute Schmitz haben die Pro-Paraguay-Initiative im Jahr 1992 gegründet.
Seit 1992 gibt es in Kempen die Pro-Paraguay-Initiative (PPI), ein Verein, der die arme Bevölkerung in dem südamerikanischen Land auf vielfältige Weise unterstützt. Entstanden ist das Kempener Hilfsprojekt nach einem rund vierjährigen Aufenthalt von Hermann und Ute Schmitz mit ihren damals noch kleinen Kindern in Paraguay. 1973 begann Hermann Schmitz an der Goethe-Schule in der Hauptstadt Asuncion eine Tätigkeit als Lehrer, seine Frau Ute engagierte sich in einer Kinderkrankenstation. Damals lagen die Faszination des fremden Landes dicht neben vielen Ängsten. Denn Paraguay war wie manche seiner Nachbarstaaten ein Land von Gegensätzen. Korruption und Machtdiktatur bestimmten das Land, hinzu kam die Armut der Bevölkerung.
Aus der Unsicherheit der deutschen Familie in der Fremde wurde schnell eine Liebe zum Land, die bis heute anhält. Hermann und Ute Schmitz gründeten in Kempen einen Verein, der sich seither vor allem für die Bildungsarbeit und die Entwicklung bei der Landbevölkerung in Paraguay einsetzt, außerdem unterstützt er gemeinsam mit den Sternsingern sowie der Aktion „Limon-Aid” einen Hort für Kinder, die ansonsten vernachlässigt leben würden.
Trotz aller Widrigkeiten gibt es inzwischen eine Menge kleinerer oder größerer Erfolge zu verzeichnen. Gerade im vergangenen Jahr 2018 war das Ehepaar Schmitz wieder einmal zwei Monate im Land. Seit einigen Jahren haben sie ein festes Standquartier in Asuncion. Sie leben in einer Pension gemeinsam mit vielen Studenten und Besuchern aus aller Welt. Dort können sie auch Koffer mit dem Nötigsten für ihren Aufenthalt lagern. So nutzen sie das erlaubte Gepäck für die Reise stets, um Spenden aus Kempen mitzunehmen. Zuletzt brachten sie Trikots vom Kempener Altstadtlauf mit, die die Kinder jetzt stolz tragen.
Dank der Schulaufgabenhilfe wurden alle Kinder versetzt und einige ehemalige Schüler besuchen sogar inzwischen die Universität. Immer wieder gibt es auch ganze Container-Lieferungen, die nach Paraguay verschifft werden. So wurden zum Beispiel gespendete Krankenbetten aus Münster nach Asuncion geschickt. Jetzt gibt es in der von den Kempenern unterstützten Krankenstation endlich vernünftige Betten. Ebenso ermöglichte die Hilfe der Bischöflichen Liebfrauenschule Mönchengladbach sowie einiger Spender einen Medikamentenversand über „Action Medeor”. Dieser stellte die Medikamentenversorgung sowohl für die Krankenstation als auch die Bauerngemeinschaften für 2018 sicher.
Im Elendsviertel Los Banados in der Nähe des Krankenhauses standen im vergangenen Jahr die Hütten unter Wasser. „Staatlicherseits gab es kein Interesse, die Ufer eines Flusses zu befestigen. Vielmehr ist das Wohnquartier im Visier von Bodenspekulanten. Im Viertel leben Menschen in bitterer Armut. Sie müssen sich dort nicht nur mit primitiven Lebensbedingungen zurecht finden, sondern auch gegen Gewalt, Kriminalität, Drogen sowie Krankheiten erwehren“, berichtet Ute Schmitz. Hier fördert die Kempener Pro-Paraguay-Initiative ein Hilfsprojekt speziell für Frauen, in dem unter anderem zehn minderjährige Mütter, die Opfer von Gewalt wurden, ihren Schulabschluss nachholen.
Ein weiteres erfolgreiches Projekt sind auch die Campesino-Frauen in Juan de Mena. Dank einer Spende der Gewerkschaft IG Bau aus Berlin konnte hier erstmals eine Frau an die Spitze der Kooperative aufsteigen. „Ihr Engagement war offensichtlich ansteckend. Innerhalb weniger Monate gab es 60 neue Mitglieder, sie verhandelte die Preise für den Verkauf von ökologisch angebautem Zucker neu und ermutigte die Landfrauen, ihre Waren auf den umliegenden Märkten zu verkaufen. Es gab kostenlosen Backunterricht und nun wird sogar Kuchen von den Frauen verkauft. So haben 35 Frauen mittlerweile ihren eigenen, wenn auch kleinen regelmäßigen Verdienst“, so Schmitz. Erfolgreich wehrten sich die Frauen auch gegen die neu Besetzung der Arztstelle im Ort. Diese sollte mit der Tochter eines Wahlkampfhelfers des neuen Präsidenten besetzt werden. Die Frauen demonstrierten dagegen und so konnte die bekannte, beliebte Ärztin bleiben. Diese ist selbst ein Kind des Dorfes und wurde in Kuba ausgebildet.Zum Besuch in Paraguay gehört für das Kempener Ehepaar Schmitz auch ein Aufenthalt in der Landgemeinde, wo inzwischen ein gut funktionierendes Dorfleben aufgebaut wurde. Die Kinder lernen in der eigenen Schule. Ebenso betreiben sie selbst eine kleine Landwirtschaft. Inzwischen geben sie ihr Wissen bereits an die nächste Generation weiter. Allerdings, das wissen Ute und Hermann Schmitz, wird noch über viele Jahre weitere Unterstützung nötig sein. „Zumal nun wieder Nachfolger der früheren Diktatur in Paraguay an der Macht sind und die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird“, so Ute Schmitz.