Heimatblätter erschienen Heimatblätter greifen historischen Mordfall in Lank-Latum auf
Der Heimatkreis Lank hat sein Jahrbuch „Dä Bott“ veröffentlicht. Es umfasst viele Geschichten auf etwa 100 Seiten.
Ein nicht aufgeklärter Mord im dörflichen Lank-Latum? Wie ist das möglich? Wohl kaum jemand, der das neueste Jahrbuch des Heimatkreises Lank „Dä Bott“ in die Hand nimmt, wird sich dieser Kriminalgeschichte entziehen können, die Gottfried Bößen recherchiert hat.
Es war damals im Jahr 1921 eine äußerst schwierige Zeit in Lank. Der linke Niederrhein war von belgischen und später auch von französischen Truppen besetzt, die in Gaststätten, Mühlen und öffentlichen Gebäuden untergebracht werden mussten. Notgeld regelte die spärliche Versorgung der Bevölkerung, die an den fremdländischen, oft schwarzen Besatzungssoldaten Anstoß nahm. Die Leser werden von Bößen anschaulich in die bedrängte Lage der Menschen hineingenommen.
Da ereignet sich am Montag, 11. Januar im Haus Nr. 34 der Hauptstraße (neben dem heutigen Haus Baumeister) ein Raubmord! Der Kaufmann Lorenz Reiners, der dort sein Geschäft betrieb, wurde mit einem Hammer auf die Schläfe geschlagen, geknebelt und sein Kopf mit Tüchern umwickelt. Seelenruhig transportierten die Täter ihre Beute in Kartons ins Freie und verschwanden. Trotz intensiver Nachforschungen der Krefelder Kriminalpolizei und einer Belohnung von 5000 Mark wurde der Fall nie aufgeklärt.
Mitglieder des Heimatkreises erhalten das Heft kostenlos
Im weiteren Verlauf des Heftes erfahren die Leser, dass die Männergesangsvereine in Lank-Latum seit mehr als 150 Jahren eine „reine Männersache“ seien. „Nostalgisches“ erzählt Franz-Josef Jürgens von der Lanker Sanitätskolonne des DRK, die 1903 gegründet wurde. Er ist auch der Autor über den Radsport in Lank, der in der Radsportgeschichte des Niederrheins eine tonangebende Rolle spielte. Zwischen 1922 und 1953 gab es gar vier Radrennbahnen im Ort. Wichtige Radrennen wie die Radfernfahrt Basel - Cleve führten durch Latum.
„Wo sind all die Hasen hin?“ fragt sich Jürgens zudem. Bei einer samstäglichen Jagd in den 60er Jahren seien noch 416 Hasen geschossen worden. Heute seien es nur zwölf Tiere. Gleich auf der gegenüberliegenden Seite sieht der Betrachter das Geburtstagsfoto von Johann Hermann Hambloch, dem von Amtsdirekter Gustav van Beck zum 99. Geburtstag gratuliert wurde (1943). Der Jubilar war von 1884 bis 1900 Bote in Lank-Latum, also quasi ein Vorgänger der vorliegenden Heimatblätter.
Noch weiter in die Geschichte zurück geht Franz-Josef Radmacher, der dem wundersamen Pastor „Johann von Lank“ nachspürt. Dieser gab sich als Wunderheiler aus und wurde an den herzoglichen Hof in Düsseldorf gerufen, wo er seinen Patienten mit Salz versetztes Weihwasser und einen Sud aus Kräutern empfahl, dazu die Waschung des Kopfes mit Rosenwasser. Als das nichts half, wurde er der Hexerei bezichtigt und in eine Zelle gesteckt. Dort wurde er am 25. September 1605 tot auf seinem Strohsack gefunden, nachdem er sich offensichtlich ein Messer in den Hals gerammt hatte.
Insgesamt enthält der Bott, der jetzt zum 45. Mal erschienen ist, 23 Geschichten rund um das Amt Lank, dazu schöne alte Fotos und Ehrungen. Auf dem Deckblatt sieht man den Wetterhahn von St. Stephanus. Auf der Rückseite ist ein Foto einer Lanker Dorfszene zu sehen, die der Maler Aloys Schlüter in Öl auf die Leinwand gebannt hat. Der Verein würde sich freuen, wenn er von weiteren Bildern des Malers erfährt, um sie für das Archiv zu scannen.
Alle Mitglieder des Heimatkreises erhalten den Bott kostenlos. Er ist aber auch für fünf Euro im Buchhandel erhältlich. Als Zugabe ist eine historische Landkarte von 1660 eingelegt, die den Verlauf des Rheins mit der Spey vor dem Ufer der Herrlichkeit Nierst zeigt.