100 Jahre Museum Kunstpalast: Ein Hort der modernen Kunst
Zum 100-Jährigen entpuppt sich das Institut in Düsseldorf als Schatzhaus mit 5000 Gemälden.
Düsseldorf. Das Museum Kunstpalast, das frühere Kunstmuseum am Ehrenhof, feiert Samstag sein 100-jähriges Bestehen. Am Anfang stand die legendäre Sammlung des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz (1658-1716), die heute in der Münchner Pinakothek zu bewundern ist.
Dass die „Himmelfahrt Mariae“ von Peter Paul Rubens in NRW verblieb, lag an ihrer Größe. Eine zwölf Quadratmeter messende Eichenholztafel mit der himmelwärts entschwebenden Gottesmutter ließ sich zu Zeiten von Pferdekutschen schlecht transportieren. Rubens’ „Venus und Adonis“ wurde bei der Überführung der nach München vererbten Gemälde vergessen.
Das Museum macht zwar immer wieder negative Schlagzeilen, wenn ganze Etagen wegen Baumängeln geschlossen werden müssen, aber es ist besser als sein Ruf. Das denkmalgeschützte Gebäude am Rheinufer beherbergt mehr als 1000 Gemälde sowie 5000 Zeichnungen und Grafiken zur Düsseldorfer Malerschule, der ersten international ausstrahlenden Künstlerbewegung in der Landeshauptstadt.
Diese Malerschule unter Wilhelm von Schadow wurde von Berlin aus vorangetrieben, denn Düsseldorf war nach dem Wiener Kongress preußische Rheinprovinz. Die Preußen sahen in der Kunst eine Kulturleistung ihres Herrscherhauses. 1826 zog Schadow mit seinen besten Schülern aus Berlin in die beschauliche Provinzstadt ein. Der einstige Ableger einer preußischen Malschule entwickelte sich prächtig. Damals begann, was heute fortdauert, Düsseldorfs Ruf als internationales Zentrum der Moderne.
Die treibende Kraft in der Aufarbeitung dieser Szene ist Bettina Baumgärtel (55), die heutige Leiterin der Gemäldegalerie. Sie erwarb 2006 Schadows Doppelbildnis der Prinzen Friedrich Wilhelm Ludwig von Preußen und Wilhelm zu Solms-Braunfeld von 1830 aus der Sammlung des Prinzen von Hannover, ein Hauptwerk der Porträtmalerei im frühen 19. Jahrhundert. Baumgärtel entdeckte Angelika Kauffmann, die bedeutendste Malerin des 18. Jahrhunderts — und kaufte ihre Werke.
Der zweite Schwerpunkt sind die Expressionisten. Kirchners „Nackte Mädchen unterhalten sich“ ist ein strahlendes Bild von Marcella und Senta, den Lieblingsmodellen der Brückemaler. Marcs leuchtende „Akte unter Bäumen“ oder seine „Füchse“, die Mädchen von Macke und Jawlensky oder die Abstraktionen der Bauhauslehrer Moholy-Nagy oder Wassily Kandinsky sind Erstlingswerke der klassischen Moderne.
Hier braucht sich das Haus nicht hinter der Landesgalerie (K 20) zu verstecken. Im Zero-Raum von 1964, in Richters und Polkes unscharfen Frühwerken oder in dem jüngsten Ankauf einer schwebenden Grazie aus bemaltem Kunststoff ist das Haus unschlagbar. Seit fünf Jahren finanziert die Kulturstiftung der Stadtsparkasse ganze Räume der Avantgarde.
Superlative sind die barocken Zeichnungen, mit denen Düsseldorf konkurrenzlos dasteht, oder Papierarbeiten des Neusser Pfarrers Wolfgang Hanck aus der Kunst der Gegenwart. Das Glasmuseum des Mäzens Helmut Hentrich macht Düsseldorf zum Zentrum des Jugendstilglases. Auch hier wird junge Kunst angekauft, wie Marta Klonowskas gläserne Ziege beweist.