Kultur Ein Tête-à-Tête von Hahn und Henne

Düsseldorf · Der Krefelder Bart Koning erlebt mit seinen Stillleben-Bildern in Düsseldorf sein wahres Wunder.

Bart Koning, umgeben von seinen Miniaturen, in den Galerien Mutter-Ey-Straße 5.

Foto: Helga Meister

Bart Koning, vor 61 Jahren in Amsterdam geboren und an der berühmten Gerrit Rietveld Akademie ausgebildet, kam der Liebe wegen 1992 nach Krefeld. Die Liebe hielt zwar nicht, aber der Maler blieb in der Seidenstadt. Dort musste er allerdings erleben, wie eine Galerie nach der anderen schloss. Sein Galerist in Amsterdam starb vor einigen Jahren. 2017 machte Koning erstmals bei der Großen Düsseldorfer mit und zeigte ein Zebra in Originalgröße. Es dauerte lange, bis er dafür einen Käufer hatte, aber immerhin fand er in Karsten Weigmann einen Düsseldorfer Galeristen. Der organisiert jetzt mit Peter Tedden eine Soloschau. Und Koning traut seinen Augen nicht. In den ersten 24 Stunden waren 16 von 25 Arbeiten verkauft. Eine kleine Sensation, liegen doch die Städte Düsseldorf und Krefeld nur 25 Kilometer voneinander entfernt.

Museumsgänger bewundert die Stillleben der Renaissance

Die ersten 34 Jahre seines Lebens hatte der Künstler in seiner Heimatstadt verbracht und dort all die hochkarätigen Museen besucht, die die Malerei des Goldenen Zeitalters besitzen. Es war die Blütezeit der Kultur in den Niederlanden, verbunden mit Religionsfreiheit und florierendem Handel. Koning konnte sich offensichtlich nicht satt sehen an diesen prächtigen Stillleben und Porträts der Renaissance.  Dennoch erlebte er natürlich zugleich die Avantgarde. Und so gelang es dem Künstler, eine Brücke von den alten Meistern bis in die Gegenwart zu schlagen. Und die Kunstfans aus dem Rheinland, die normalerweise nicht an eine 400 Jahre zurückliegende Kultur denken, reiben sich die Augen und kaufen.

Nun macht es der Maler den Fans auch einfach. Seine Ölgemälde sind Minis. Da Koning das Format eines Bildes nach dem Modell richtet, misst sein Mäusebild gerade einmal 12,3 mal 12,7 Zentimeter. Für Motive, die derart klein und dennoch brillant ausgeführt sind, findet auch der größte Sammler schnell noch ein Plätzchen in seiner Wohnung.

Es ist natürlich nicht nur das Zentimetermaß, das ihm den Erfolg bringt. Bart Koning reduziert seine Stillleben auf das Notwendigste. Also statt eines Früchtekorbs, umgeben von feinem Silberzeug oder hoch aufgetürmtem Früchte- und Blumenkorb, reicht ihm ein Radi. Und anstelle von Brokatdecken und Orientteppichen genügen undefinierbare Platten oder ein leicht zerknülltes Tischtuch. Auf einen Hintergrund verzichtet er fast gänzlich. Und selbst die Platten aus Zinn und die Silberschalen haben auf seinen Bildern (fast) nichts zu suchen. So bleibt nichts als das Motiv. Das können Feigen, Artischocken, Radiccios, Bergpfirsiche oder Aprikosen sein.

Vor allem Willem Kalf ist dem Wahl-Krefelder ein Vorbild, denn er gilt noch heute als der bedeutendste Stilllebenmaler der Niederlande. In einer klar geformten Schale erweist er ihm seine Referenz. Dennoch ist Koning kein Epigone. Es sind seine Farben und Zwischenfarben sowie sein minimaler Farbverlauf. Und es ist der Humor, der ihm eigen ist.

Das wird an zwei Doppelporträts deutlich: Das eine zeigt Henne und Hahn, das andere einen weißen und einen schwarzen Schwan. Hier holt er sich seine Referenz bei der italienischen Renaissance und erklärt: „Die Italiener haben nicht wie Rubens den Ehemann und die Ehefrau auf ein Bildnis gemalt, sondern Einzelporträts geschaffen. Das war auch nötig, denn die Italiener haben ihre Frauen oft gewechselt.“ Bei den beiden Schwänen meint man allerdings, ihre geschwungenen Hälse könnten sich nach unten hin fortsetzen und dann ein Herz ergeben. Aber das sei Zufall. Ihm sei es darum gegangen, den Schwan als den edelsten Vogel und das Huhn als Sinnbild für das Bauernvolk darzustellen. Der Hahn schaut allerdings derart stolz aus dem Bild, als habe er längst den Adel verinnerlicht.

Es sind Preziosen, die er zeigt. Und er hofft mit seinen Erfolgen auch noch einen zweiten Auftrag zu erhalten. Koning kann nämlich nicht nur Früchte und Tiere so delikat malen, dass es wie ein Wunder erscheint, sondern er soll auch ein guter Porträtist sein. Ob dies so ist, können wir nicht bestätigen, denn in der Ausstellung gibt es dafür keine Beispiele.

Galerien Karsten Weigmann und Peter Tedden, Mutter-Ey-Straße 5, 40213 Düsseldorf. Bis 7. Juli, Mittwoch bis Freitag 15–19, Samstag 10-14 Uhr. Katalog: Verlag Peter Tedden.