Festival: Die Tanz-Szene trifft sich zur Biennale
Premieren und Uraufführungen in sieben Städten Nordrhein-Westfalens.
Düsseldorf. Das Tanzland NRW präsentiert sein künstlerisches Potenzial: Gestandene Choreografen und vielversprechende Talente zeigen bei dem Festival "tanz nrw 09" ihre jüngsten Produktionen. In Düsseldorf, Krefeld, Viersen, Essen, Wuppertal, Köln und Bonn sind vom 7. bis 17. Mai 37 herausragende Tanzabende zu sehen.
Die junge Biennale versteht sich als Plattform für neue theatrale Formate und Stilrichtungen im zeitgenössischen Tanz. Eine Uraufführung bereitet die Bonner Company Cocoondance in der Oper Bonn vor. Sie hat sich mit dem literarischen Werk "Orlando Furioso" des Renaissance-Dichters Ludovico Ariosto auseinandergesetzt. Darin reist Prinz Astolfo auf den Mond, um die verlorene Vernunft des verliebten Orlando zu finden. Die Spiegelwelt inszeniert Cocoon in "Orlando - scrapped".
Der Franzose Samir Akika hat mit "Extended Teenage Era" seinen Lebensstil auf die Bühne gehoben. Deutlich über Vierzig, weigert er sich beharrlich, erwachsen zu werden. Das Stück mag improvisiert wirken, es ist mit Bedacht komponiert. Hip-hop-Szenen, Modern Dance-Elemente und Spielszenen sind voller Drive und Witz, exakt getimt und inhaltlich verbunden.
Auf neuen Pfaden bewegt sich Henrietta Horn. Sie feiert die Uraufführung ihres ersten Tanzsolos als freie Choreografin, nachdem sie 2008 die Leitung des Folkwang Tanzstudios niederlegte. Horns Arbeiten sind geprägt von ästhetischer Eigenwilligkeit - im positivsten Sinne. "Schimmer" befasst sich nun mit dem Verhältnis von Farben und Musik, Licht und Bewegung.
Unter dem Nachwuchs schillert Lotte Rudhart mit ihrer abgedrehten Hommage an "Frank Z." Darin setzt sie Sprache und Rhythmus des Alt-Rockers Frank Zappa in Tanz um, steppt, stakst und stöckelt über die Bühne, wird zur Comicfigur - erfrischend!
Ein Geheimtipp ist Alexandra Waierstall. In "In fluid times" verschwimmen Bilder menschlichen Miteinanders. Die Deutsch-Zypriotin komponiert aus Licht, Unter-Wasser-Video, Elektro-Sound und tanzenden Nachtgestalten, mit geometrischer Präzision, einen rauschhaften Sog. Gudrun Langes Solo "Fernsehabend" ist ein Ereignis zum Staunen und Schmunzeln. Sie spielt eine Zuschauerin, die sich zappend so vertieft, dass sie alles Gesehene durchlebt und sich in die TV-Größen selbst verwandelt. Schöner als jeder Fernsehabend.
Am Eröffnungsabend im Tanzhaus NRW in Düsseldorf zeigt die HipHopp-Compagnie "E-Motion" ihre neue Arbeit "Super Me". Die Gruppe um Takao Baba, gegründet, um Hip-Hop als Kunstform zu etablieren, problematisiert die Generation Internet. Zu bewundern sind vier brillante Tänzer und zwei geschmeidige Tänzerinnen. Das komplette Programm im Netz unter: