Tolstoi, Kafka, Zeh und das Theater in Zeiten der Krise
Amélie Niermeyer stellte ihren dritten Spielplan vor: „Das Geld“ nach Émile Zola eröffnet die Saison.
Düsseldorf. Mit drei (von fünf) neuen Dramaturgen an ihrer Seite, darunter die neue Chefdramaturgin Irma Dohn, stellte Generalintendantin Amélie Niermeyer am Mittwoch den Spielplan für das Schauspielhaus Düsseldorf vor. Dohn wird die Intendantin in den noch verbleibenden zwei Spielzeiten begleiten, bevor diese 2011 als Dozentin ans Mozarteum in Salzburg wechselt.
Dies sei eine persönliche Entscheidung gewesen, sich wieder stärker künstlerisch einzubringen, sagte die Intendantin. Gerade mit der derzeitigen Spielzeit sei sie jedoch "sehr zufrieden" - künstlerisch und was die Zahlen betrifft. Eine zehnprozentige Zuschauersteigerung könne das Haus bis jetzt verzeichnen. Außerdem wurde die Zahl der Abonnenten gehalten.
Die goldenen Lettern des Spielplanheftes verweisen auf die thematische Ausrichtung: Das liebe Geld und seine zentrale Rolle in der Gesellschaft stehen diesmal im Mittelpunkt. So ist es denn nur konsequent, dass die Spielzeit am 12. September im Großen Haus mit dem Stück "Das Geld" nach einem Roman von Émile Zola in einer Bearbeitung von John von Düffel herauskommt. Von Düffel dramatisierte bereits erfolgreich "Die Buddenbrooks" sowie "Joseph und seine Brüder" für Düsseldorf.
Die Intendantin selbst wird Lessings "Minna von Barnhelm" (17.9.) sowie am Ende der Spielzeit "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss" mit dem gesamten Ensemble inszenieren. Das Stück nach einem Film von Sydney Pollack erzählt von einer Marathontanzshow 1932 in den USA und wird im Mai 2010 die letzte Produktion im Großen Haus sein, bevor dieses asbest-saniert wird.
Mark Ravenhills "Shoot/Get Treasure/Repeat", ein Stück über die Orientierungs- und Wertekrise, die mit der Finanzkrise einhergeht, bringt Jan Klata als Deutsche Erstaufführung ins Große Haus (9.1. 2010). Große Klassiker stehen mit "Dantons Tod" (Regie: Peter Eschberg, 28.11.) und "Romeo und Julia" (Regie: Michael Talke, März 2010) auf dem Plan.
Dank Gesprächen mit Robert Wilson findet das Erfolgsmusical "The Black Rider" wieder seine Weg auf eine deutsche Bühne. Co-Autor Tom Waits hatte die Aufführungen vorerst verboten. An Romanbearbeitungen wird es noch Tolstois "Anna Karenina" (Februar 2010) sowie Kafkas "Das Schloss" (17.10.) geben, das als Gemeinschaftsproduktion mit der Rheinoper den Anfang einer neuen Kooperation darstellt.
Das Kleine Haus hat sich für neue Stücke bewährt und wird der Ort für vier Uraufführungen und drei Auftragsarbeiten sein, darunter neue Stücke von Juli Zeh (Regie: Stephan Rottkamp, April 2010), Martin Heckmanns (Regie: Hermann Schmidt-Rahmer, April 2010) sowie des Hausautors und Leiters des Autorenlabors, Thomas Jonigk (Regie: Stefan Bachmann, 8. Januar 2010).
Als neue Spielstätte wurde im März das Central am Hauptbahnhof eröffnet. Die Studiobühne soll ein Ort des Erforschens und Experimentierens sein. Hier soll sich der internationale Austausch etwa mit Autoren aus China und Israel widerspiegeln; hier werden aber auch die Stücke der jungen Autoren des Autorenlabors uraufgeführt.
Für die Spielzeit 2009/2010 sind insgesamt 28 Produktionen geplant, sechs davon im Jungen Schauspielhaus. Das "Weihnachtsmärchen" - diesmal "Ronja Räubertochter" - wird im Großen Haus ab Mitte November gespielt.