Die Ideale von heute aufspüren
Kunstfest Weimar verschreibt sich 2009 Glaube und Hoffnung.
Weimar. Klaus Hubers kammermusikalisches Werk "Miserere hominibus" über die Greueltaten in der Welt wird am 21. August das Kunstfest Weimar eröffnen. Das gesellschaftskritische Stück des Schweizer Komponisten ist Teil des Konzerts "Gedächtnis Buchenwald" im Gedenken an die Toten des NS-Konzentrationslagers.
Das Motto des diesjährigen Festivals laute "Die Ideale" nach einem Werk von Franz Liszt, sagte Kunstfest-Chefin Nike Wagner am Dienstag in Weimar. Liszt ließ sich dabei von einem Gedicht Schillers inspirieren.
Bis zum 13. September werden 43 Konzerte, Tanz, Ausstellungen, Filme und Diskussionen geboten. Theater fehlt diesmal. Was Wagner im Schiller-Jahr interessiert hätte, waren "Die Räuber" in der Inszenierung des Thalia Theaters Hamburg. Dies sei jedoch zeitlich und mit ihrem Etat nicht zu stemmen gewesen.
Das 1990 zur deutschen Wiedervereinigung initiierte Kunstfest kann nochmals über 1,25 Millionen Euro von Bund, Land und der Stadt Weimar verfügen. Die Bundeskulturstiftung fördert dabei letztmalig mit einer halben Million Euro das Tanzakademie-Projekt. Es sei schwieriger geworden, Sponsoren zu finden.
Dennoch: "Alle reden von der Krise, wir nicht", sagte die Ururenkelin von Franz Liszt und Urenkelin von Richard Wagner. "Wir haben uns mit dem Motto ,Die Ideale’ für den Glauben und die Hoffnung entschieden." Das Programm erkunde deshalb, ausgehend von der Antike und der Renaissance, Ideale für das 21. Jahrhundert mit seinen brüchigen Hoffnungen und konfrontiere sie mit der Wirklichkeit.
Wagner erinnerte an den Missbrauch des Jugend- und Schönheitswahns im Nationalsozialismus, der mit der Rassentheorie und dem Holocaust endete. Das Konzert "Gedächtnis Buchenwald" werde deshalb mit einer Lesung des französisch-deutschen Schriftstellers und Holocaust-Überlebenden Georges-Arthur Goldschmidt eröffnet.
Der englische Komponist Michael Nyman ("Das Piano") kommt mit einer Uraufführung. Am 29. August spielt er mit seiner Band den für das Kunstfest komponierten Soundtrack zum Stummfilm "Das elfte Jahr" des russischen Avantgarde-Filmers Dziga Vertov von 1928. Der sowjetische Filmemacher war neben Sergej Eisenstein einer der wichtigen Dokumentarfilm-Regisseure. Erstmals hat das Festival mit den Pianisten Markus Hinterhäuser und Marino Formenti zwei "artists in residence". dpa