Kölner Messe der Klassiker
Ihr internationales Flair hat die Kölner Kunstmesse verloren. Dennoch ist sie einen Besuch wert.
Köln. 184 Aussteller, 27 weniger als vor einem Jahr, präsentieren auf der Art Cologne Kunst seit dem frühen 20.Jahrhundert. Der neue künstlerische Leiter Daniel Hug wertet dies als positives Zeichen. "In Zeiten, in denen die Nachfrage zurückgeht, kann man keine riesengroße Messe machen, da nehmen sich die Galeristen ja gegenseitig die Verkäufe weg", ist seine Meinung. Er erwartet 50000 Besucher in den kommenden fünf Tagen.
Es blieben allerdings wichtige Häuser fern, nicht nur die ostdeutschen Stars Eigen + Art sowie Contemporary Fine Arts und Konrad Fischer aus Düsseldorf. Es fehlen die Franzosen, die wichtigen Amerikaner, es kommen lediglich rund 20 Galerien aus dem Ausland. Die Messe ist kalkulierbarer, die Galeristen vorsichtiger, die Ware klassischer geworden. Selbst die viel beschworene Avantgarde scheut das Risiko.
Im Erdgeschoss sind Klassische Moderne, Nachkriegskunst und die Etablierten unter den Zeitgenossen versammelt. Michael Haas begrüßt mit Warhols großformatiger Variante des Preußenkönigs Friedrich der Große, einem raffiniert bearbeiteten Druck in Acryl auf Leinwand für 1,2 Millionen Euro. Für denselben Preis kann man am anderen Ende des Gangs bei Klaus Schwarzer ein großes Mobile von Alexander Calder (1969) kaufen.
Wolfgang Henze will für einen Holzschnitt Ernst Ludwig Kirchners eine Million Euro haben. Es ist Dodo als "Akt mit schwarzem Hut" (1911) mit Nachlass-Stempel. Es sei, so erklärt Henze, eine der meist-publizierten Druckgrafiken des Expressionismus und nur in zwölf Exemplaren bekannt. Wer rund eine halbe Million Euro auf den Tisch legen will, muss für ein Selbstporträt von Julian Schnabel bei Forsblom einen Lastwagen mieten, denn Schnabel liebt auch beim eigenen Konterfei das Kolossale.
Praktischer zum Mitnehmen sind der "Kleine Reiter" in Bronze oder ein kleiner Klee bei Schwarzer im Taschenformat. Max Ernsts Schlittschuhläufer, ein zauberhaft dynamisches, abstraktes Wesen in Ölfarbe auf Holz, ist bei Thomas für 275000, Konrad Klapheck ist bei Schönewald für rund 100000 Euro zu haben.
Sensationen gibt es auch für geringere Geldsummen. Der Afrika-Spezialist Simonis bietet eine überlebensgroße Holzfigur der Mumuye Nigerias in einer kühnen, kubistischen Formauflösung für 120000 Euro an. Afrikanische Kunst sei im Preis sehr gestiegen, heißt es am Stand, denn immer mehr Leute sehen darin moderne Kunstwerke. Mehrere Besonderheiten hält Dieter Löhrl bereit, dieser unermüdliche Galerist der ersten Stunde aus Mönchengladbach.
So bringt er Terry Fox auf den Markt, der 1970 von Joseph Beuys zur Aktion Isolation Unit an die Düsseldorfer Kunstakademie eingeladen wurde, wobei Beuys dem damals 26-Jährigen assistierte. Große Installationen, Zeichnungen und Objekte sind zu Preisen zwischen 6000 und 36000 Euro zu haben.
Aber auch mit kleinsten Formaten erregt Löhrl Aufmerksamkeit: Er präsentiert Palermos "Miniaturen", fünf Folienprägedrucke für insgesamt 10500 Euro, eine Inkunabel aus der Zeit des poetischen Minimalismus. Im Format ähnlich klein sind die frühen Fotos der kürzlich mit 95Jahren verstorbenen Helen Levitt bei Lawrence Miller.
Sie zählte zu den wichtigsten Vertretern der New Yorker Straßenfotografie. Ihre handtellergroßen Aufnahmen spielender Kinder aus den 30er Jahren kosten 98000 Euro. Bestechend sind auch die Fotos der künstlichen Bäume von Robert Voit bei Storms schon ab 1200Euro. Ansonsten macht sich die Fotokunst diesmal recht rar.
Im Obergeschoss formieren sich die Galerien für Gegenwartskunst und Open Space, die etwas abgespeckten Kojen der Jugend. Hier überzeugen die herausragenden Zeichner Thomas Palme bei Teapot (Installationswand für 13500 Euro) und Sandra Vasquez de la Horra bei Pfab mit einem magischen Tucan-Vogel für 5500 Euro. Lucile Desamory suggeriert Poesie in applizierten und mit Perlen versehenen Stoffbildern bei Brüning (15000 Euro).