Franz Molnárs Drama "Liliom" in Essen: Traumspiel auf dem Schrottplatz

David Bösch inszeniert Molnárs Drama in Essen. Der Regisseur scheint das Stück durch Becketts Brille gelesen zu habe. Heraus kommt ein Abend, der so berührend wie kurzweilig ist.

Essen. Ein Rummelplatz voller Menschen, Buden und einem hübschen Ringelspiel im Zentrum - so stellte sich der Ungar Franz Molnár vor fast hundert Jahren die Szenerie für sein Drama "Liliom" vor. In Essen ist davon ein Schrottplatz übrig geblieben. Die Bühneninstallation von Patrick Bannwart sieht aus, als hätten Bomben in eine Kirmes eingeschlagen.

Der Regisseur David Bösch scheint Molnár durch Becketts Brille gelesen zu haben - und holt ihn zugleich ins Heute. Die kleinen Leute verarmen; sie werden depressiv oder kriminell, wie Lilioms Kumpel Ficsur (den Nicola Mastroberardino als verrohtes Migrantenkind mit ironischer Distanz ausstellt).

Wie vom anderen Stern erscheint da Julie, die Liliom mit ihrer Liebe verfolgt. Die hinreißende Sarah Viktoria Frick spielt derzeit in Essen auch das Käthchen von Heilbronn in Böschs Inszenierung, und genau so unbeirrt wie bei Kleist geht sie hier ihrer inneren Sendung nach: "Wenn ich einen lieb hab, ist mir alles egal, auch wenn ich sterbe." Nimmt den Kaugummi aus dem Mund und packt Liliom zum Kuss!